Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0158

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I

146

Nicht ganz uninteressant würde vielleicht ciue Uehersicht aller
der Erfindungen und Hilfsmittel sein, wodurch schon in den frühe-
sten Zeitaltern die Bewohner jener asiatischen Ehenen, wo noch
jetzt das Brenn- und Bauholz zu den gröfsten Seltenheiten gehört,
den Holzniangel zu ersetzen gesucht hahen. Stroh, Strauche,
Pflanzen und mit Stroh znsaminengeknelete Mistkuchen waren und
sind zum Theil noch das gewöhnliche Feuerungsmaterial des Mor-
genländers *), und es bleibt daher immer ein iiiierklärbares Rälh-
sel, wie jene holzarmen Völker so viele nur durch Schmelz- und
Brennöfen zu bewirkende Kunstwerke hahen hervorbringen können.
Aehnliche Schwierigkeiten finden sich bei dem Berg- nnd Hütten-
wesen der Alten, die selbst nach dem, was neuerlich Reitern eye r,
Florencourt und Schneider darübe?geschrieben haben, noch
manche Aufschlüsse und Erläuterungen erwarten. Ich überlasse es
sachkundigeren Männern, uns hierüber Belehrungen zu erlheilen,
nnd bleibe für jetzt nur bei einem einzigen Artikel, der Holzcon-
sumtion im alten, unserem Gesichtskreis aber doch schon näher
liegenden Rom, stehen. In dieser ungeheueren Stadt war das
Verbrennen der Todten mehrere Jahrhunderte hindurch allgemeine
Volkssitte. Welche unermcfsliche Holzvorräthe waren hierzu nöthig!
Und lehrte nicht auch hier der immer mehr einreifsende Mangel
dieses unentbehrlichen Bedürfnisses, allerlei Kunstgriffe und Er-
sparnisse anzuwenden'?

Als im Jahr 1785 der Kaiser Joseph, theils aus anderen
Gründen, theils auch in der Absicht, dem in den österreichischen
Staaten hier und da sehr fühlbaren Holzniangel durch Hoizerspar-
nisse aller Art abzuhelfen, in allen seinen Erblanden den hölzer-
nen Särgen den Krieg ankündigte, bediente man sich in einigen
Traclätchen, in denen man die orthodoxen Särge gegen die
heterodoxen Säcke in Schutz nahm, unter anderen auch die-
ses Arguments: die früheren Christen, welche die Sitte des Be-
grabens in Särgen an die Stelle der heidnischen Todten Verbrenn-
ung gesetzt hätten, wären gewifs auch gute Finauciers gewesen,
da sie sich statt der zum Verbrennen nöthigen Ilolzstöfse nur mit
einigen Bretchen zu einem Sarge begnügt hätten. Ich bin weit

*) Es gehörte daher zu den sonderbarsten Verirrungen des bekamt -
ten, durch die Zöglinge seiner Schule lange perennirenden Profes-
sors Orientalium in Jena, Job. Andr. Danz, dafs er in dem dür-
ren, kolzarmen Palästina von David eine ganze Nation zu lfolz-
sägern anstellen liefs, in einer Dissertation de mitigata Davidis in
Amnionitis crudelitale. In der Stelle 2. Sam, 12, 31 ist offenbar
von der barbarischen Todesart der Morgenländer, der Zersügmig,
die Kode, womit der israelitische König, der hier nichts vor sei-
nem Zeitalter voraus hat, seine Feinde, die Amnionitcr, hinrich-
tete, Vergl. Michaelis, Mos, Recht, §. 64,
 
Annotationen