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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0170

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in unseren neueren Werken über die Gartenkunst, die schon zu
zahlreichen Bibliotheken angewachsen sind, fast allgemein das Yor-
nrtheil fortgepflanzt, die Alten wären in den Gartenkünsten immer
nur Anfänger und Stümper geblieben, und so grofs auch ihre Ver-
dienste in allen übrigen bildenden und architektonischen Yerzier-
□ngskü'nsten sein möchten, so wenig sei doch von ihnen iu der
Anlegung und Verzierung schöner Naüirgärfen zu lernen.

Gegen diese Vorstellungsart sind mir, ich kann es nicht läug-
nen, schon manchmal erhebliche Zweifel anfgestofsen. Sollten denn
die sinnreichen Alten, so dacht' ich öfters bei mir, nur allein hier
gegen alle Eindrücke einer durch Kunst veredelten, aber nicht ver-
schraubten und verunstalteten Natur stumpf und unempfänglich ge-
wesen sein'? Sollte nicht Alles, was wir zum Nachtheil ihres Gar-
tengeschmacks aus den Schriften der späteren Römer unter den
Kaisern zu folgern pflegen, nur den Zeichen der Ausartung und
Verdorbenheit jenes allein in in der höchsten Unnatur seine köst-
lichste Befriedigung findenden Zeitalters beizuzählen sein? Oft
wiederholte ich daher den frommen Wunsch des geistreichen und
gelehrten Bischofs von Avranches, Huet *), dafs doch Virgil ge-

Rede von römischer Pracht und Herrlichkeit, und der ehrliche
Christ hat selbst noch die geschnitzelten Buchsbaumhecken gewaltig-
lieb. Ausführlicher geht Daines Barrington in einer Abhand-
lung zu Werke, on the Progrefs of Gardening in der Archaeolo-
gia Britannica T. VII. n. 12. p. 112 ff. Aber es ist auch nur Col-
Iectaneenwerk aus den römischen Schriftstellern, Green, dessen
Schrift de rusticatione et villis veterum. Lips. 1667. gewöhn-
lich auch hier angefühlt wird, hat im 2ten Buch kaum einige
dürftige Nachrichten von den Gartenanlagen und den Villen der
Römer, Und über diese ist allerdings viel Mittelmäßiges von Fe-
Iibicn und Castel, und einiges Gute von italienischen Antiqua-
ren, wie Volpi und Ztiggari, geschrieben worden. Das Befste
ist vielleicht die Abhandlung yon Volpi über das Tiburtinum des
Manlius Vopiscus in den Saggi di Cortona T. II. p. 163, wo auch
manches Gute über die Gartenkunst der damaligen Zeit vor-
kommt. Selbst der vielbelesene Blankenburg wufste in seinen
Zusätzen zu Sulzer, Th. II, S. 237, nichts von Bedeutung
darüber anzuführen, [Im n, teutschen Mercur, demselben Jour-
nal, in dem Böttiger diesen Aufsatz drucken liefs, steht eine Ver-
gleichung der Gartensysteme bei den alten Römern und den neu-
eren von K. v. Bonstetten, 1800, Februar. S. 116 — 130. In der
französischen Literatur kenne ich kein Werk, welches über die
Gartenkunst der Alten handelt. Bast],
*) Huetiana, on pensees diverses de Mr. de Huct (Amst. 1723.)
ch. 71. p. 170. Es verdient bemerkt zu werden, dafs dieser durch
die Alten gebildete und geschmackvolle Polyhistor noch früher als
 
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