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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0231

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sich außer dem Gastgeber und Erzähler neun männliche und sechs
weibliche Gäste befanden, die in drei Reihen auf den Tischsophas
gelagert waren, so dafs auf zwei Sophas die Priester, auf dem
dritten aber die vier Veslalinuen und zwei Frauen aus dem Hause
des Lcntulus — so hiefs der priesterliche Gastgeber — ihre Plätze
hatten. Au eine sogenannte bunte Reihe oder abwechselnde Ver-
theihnig- der Männer und Frauen war also hier eben so wenig als
im ganzen Alterthum zu denken. Es war ein Ceremonienschmaus,
und da ging es nach der Ancieniielät der Liegeudeu. Auch konnte
man einer Yestalin wohl gegenüber, aber nicht zur Seite liegen!

Zum Verständnifs des anzuführenden Speiseverzcichuisses mufs
ich noch Folgendes im Voraus erinnern. Eine vollkommene und
gerechte alte Mahlzeit bestand aus drei Hanpltheilen, der Vorkost,
der Mittelkost und der Nachkpsl, Die Yorkost sollte anfänglich
blos zur Schärfung und Vermehrung der Efslust dienen und war
eigentlich nur aus kalten Schüsseln *) , aus Austern, marinirleu
Fischen und saueren Gerichteu, die wir Sardellensalate nennen
würden, zusammengesetzt. Mau trank dazu Meth **) und magcn-

vertheidigen. Es war ein Spottname dieser Mahlzeiten, die im-
mer ein neumodisches Anhängsel erhielten.

*) Diefs nennen wir jetzt hors-d'oeuvres, Bast.

*) Von dem Metlie hiefs diese Vorkost promulsis. Man nannte sie
aber auch von den kalten Gerichten frigida, was Saumaise zu
den Script. H: Aug. T. II. p. 167. gelehrt bewiesen hat. Sie
heifst in unserer Stelle des Maci'obius antecoena, die Vormahlzeit,
ein Wort, welches zwar Lipsius in epist, Miscetl. Cent. I, 65. p.
87, für zweifelhaft hält, das aber Saumaise am angeführten Orte
mit Recht vertheidigt. [Saumaise sagt: In antecoena sumebantur
ostreae, echini, pelorides, spondyli et similia. Apud Macrob. lib,
III. Antecoena echinos, ostreas crudas etc. Demnach verthei-
digt er nicht diese Lesart, die auch nicht gut ist. Wenigstens
hätte man schreiben müssen: In antecoena, wie unten In coena.
Ich finde sie selbst weder in irgend einer alten Ausgabe, die ich
vor mir habe, mit Einschluß der von 1472, noch in irgend einer
der sechs Handschriften der Nationalbibliothek. Die wahre Les-
art ist ante coenam, und icli zweifle mit Lipsius, ob ante-
coena, was Saumaise schrieb, gutes Latein ist. Die späteren
Schriftsteller sagen antecoenium; was aber das Wort ante-
coena anlangt, so ist sein Gebrauch durch keine Autorität be-
gründet, man müfste denn die Stelle des Macrohius dafür gelten
lassen. Bast.] — Die Sardellensalate waren mit Kssig und ei-
nem Fischpickel angemacht, der bei den Griechen garum, bei den
Römern liquamen hiefs, und sie wurden dalier in der Zusammen-
setzung oxygarum genannt. Daher sagt Martial III, 50. von einem
unverschämten Vorleser seiner Verse sogleich bei der Vorkost:
 
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