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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0249

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237

Avozii Apicius eine ganze Zalil von Kiicheureccpten uns hinterlas-
sen hat, auch die sehr geschätzt zu haheu, wo man in der Schale
seihst gelüstete und mit einem Uebergufs gebackene Schnecken aus
der Schale hervorhob, nachdem man sie vorher gebrochen oder
angebohrt hatte. Und dieses Werkzeug hiefs ganz eigentlich Coch-
lear. Auch die gesottenen Eier pflegte man mit demselben Lbf-
fclchen, denn diesem mochte es doch wohl seiner Gestaltung nach
am nächsten kommen, aufzubrechen und auszuessen *). Diefs Alles
sagt der mit der Kiichenkunst sehr vertraute und daher auch zu-
weilen Coqnus , der Koch, benannte römische Epigrammendichter
Martialis in seinem Distichon, wo der Uebersebrift Cochlear fol-
gender Doppelvers untergesetzt ist **) ;

genauem Unterschied der Arten, IX, 66. Vergl. über ihre Zu-
richtung nach diätetischen Regeln, XXX, 6. s. 15. Der Polyhistor
Varro hat der Sclmeckenpllege ein ganzes Kapitel gewidmet, de
R. R. III, 14., woraus hervorgeht, dafs die Schneckenesser eben
so sehr nach dem Vaterland derselben fragten, wie die Austernes-
ser, und dafs man sie bis zu einer unglaublichen Gröfse aulfiit-
terte. Auch in neuerer Zeit machten sie in der Schweiz, wo man
Schneckengärten hielt, einen Handelsartikel. S. Bergt Bergius,
über die Leckereien, T. II. S. 256. Jetzt trägt, wunder-
bar zu sagen, der Blutegelhandel mehr ein!

*) Apicius VII, 16, Allein schon Nonnius in seinem gelehrten
Commentar de re eibaria hat II, 11. p. 22-i. auch bemerkt: alii
ipsis in testis adjectis candimentis elixant. Und zu dieser Art von
Zubereitung war der Schneckenlöffel wohl zunächst bestimmt.
Diefs hat der Leibarzt der Königin Anna, Martin Lister, auch in
seinem Commentar zum Apicius p. 214. richtig bemerkt: Scito Ca-
put cochlearis tenui admodum mucrone fuisse produetum, ut eo
Cochleae coctae commode e testis suis eximerentur. Die ein ge-
wisses Mafs bezeichnende Bedeutung des Wortes (s. Rhodius im
Lexicon zum Scribonius Largus) ist blos von der Schale der Mu-
schel entlehnt und hat mit dem Tischgeräthe nichts zu tliun.
In der Bezeichnung des Tischgeräths ist das griechische y-oyXiä-
f iou doch wohl erst von den Römern zu den Griechen gekommen,
wie schon Nunnesius muthmafste, wiewohl der allbelesene Lo-
beck keine Stelle dazu linden konnte, zum Phrynichus S.
321, wo übrigens noch mehrere echt griechische Wörter, /-ivgtqov,
vt£ov, zur Benennung eines ähnlichen Werkzeugs vorkommen. Am
bedeutsamsten scheint mir das bei Pollux VI, 87. X, 89. zwei-
mal vorkommende xoj^'w?ux°f 5 d. h, seiner Ableitung nach Mtt-
scheldurchbohrer.

'*) Cum cochleis habilis sim, nec minus utilis ovis,
Nunujuid scis potius cur cocldeare vocer.

Martialis XIV, 121.
 
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