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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0250

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238

Das Sehn eckenlöffelchen.
Da ich dienstlich dem Schneckengenufs und dem Essen der Eier,
Weifst du, warum man allein mich von den Schnecken benannt'?

Eine merkwürdige Stelle über den Gebrauch dieses Gernthes
hei'm Eieressen finden wir in jenem berüchtigten Gastmahle des
römischen Erzschlennners Trimalchio bei'm Petronius, die zugleich
einen Zug der zügellosen, überall die Natur verkehrenden Uep-
pigkeit gibt, wovon jenes Gastinahl eiu Gemälde aufstellt, das bald
alles sittliche Gefühl empört, bald zur lächerlichsten Fratze ausartet.
„Man theilt Schueckenlöffelchen herum" *), heilst es da, „und
wir schlagen damit Eier auf, die aus einem feilen Mehlleig ge-
bildet siud," Dazu also, nicht zu jedem anderen Gebrauch, wer-
den diese Cochlearia an die Gäsle herumgegeben.

Noch ein auderes Wort ist in der römischen Sprache übrig,
ligula oder lingula, worauf Martialis auch ein Distichon gemacht
hat **). Alles erwogen, so halte es gewifs mit der Höhlung und der
Bestimmung des Essens nichts zu ihüri. Es scheint ein sehr fei-
nes uud dünnes Messerchen mit einer vorn etwas erweiterten
Fläche, eine Art von Spatel, das auch znm Abschäumen und Auf-
streichen gebraucht werden konnte, gewesen zu sein. An eiu Sur-
rogat unserer Efslöffel ist dabei gewifs nicht zu denken.

Kommen wir also nach solchen, nur zu kleinfügigen Unter-
suchungen auf den Punkt znrück, von dem wir ausgegangen sind,
so möchte es wohl kaum zu bezweifeln sein, dafs die schwarze
Sparfanische Suppe mit Brodschnillen ausgetilscht wurde. Und
eben so wenig wird der gesunde, durch die angestrengteste Lci-
besübung geschärfte Appetit dieser Suppenesser dem Beispiele der
üppigen Griechen und Römer gefolgt sein, das so zum Auftanken
und Abwischen gebrauchte Brod auf den Estrich des Speisesaals
unter den Tisch zu werfen. Denn darin besland wieder der em-
pörende Ueberinutk jener, von Schaven aller Farben und Gatluu-

Im ersten Verse habe ich die ausgehobenen Worte nach den von
mir verglichenen Wolfenbiitteler Handschriften hergestellt,
*) Accipimus cochlearia— ovarpie ex farina pingui pertundimus, c. 28.
p. 131. Es sind aber groi'se gebackene Pfaueneier, in welche
Schnepfen eingeteigt sind. Dazu werden nun sech s pfundige
Eierlöifel ausgetheilt.
**) Doch wäre es möglich, dafs die Muthmafsung des gewaltigen Wis-
sers Saumaise zu Pollux YI, 87., der das verdorbene Wort ve-
ykav dort in Xiykoan verwandelt, ins Ziel gctrolfen hätte, Mar-
tiafs Distichon (l't, 12.) macht uns nicht klüger. Es kommt aber
öfter als ein zartes Spatel bei ihm vor. Erschöpfend hat davon
schon Rhodius zu den Hecepten des Scribomus, 144. S, 217, gehan-
delt Vergl, Schneidens Lexicon Rusticum s, v.
 
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