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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0251

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gen scharenweis bei der Mahlzeit umringten Gaumenhclden, dafs
sie die Brodfladen, worauf das mit Saucen gewürzte Fleisch in
Mundbissen zerstückelt lag, oder andere fetlere Speisen ihnen ge-
reicht wurden, nicht etwa an die hungernden Aufwärter zurückga-
ben, sondern sogleich als schmuzigen Unrath (purgainen(a) auf die
Erde warfen, um da entweder als Hunde- oder Sclavenfiafs aufgelesen
oder mit Besen weggefegt zu werden, wenn der kostbare Marmorestrich
mit frischem Feilsfaub oder Sägemehl (scobis) üherslreut wurde.

Man darf hier überhaupt den Umstand nicht ans der Acht
lassen, dafs bei dem, wie es scheint, äufserst seltenen Gebrauch
der Teller und der unabänderlichen Sitte des Essens mit den Mo-
sen Fingern ein wahrhaft ekelhaftes Abfräufeln des Fettes und
der Sauce aller Art die Gäste in die unbequemste Lage versetzen
mulste. Daher nnifsfe Alles aufgeboten werden, um einem solchen,
die ganze Mahlzeit hindurch dauernden Uebelsfande möglichst zu
begegnen. Schon der Umstand, dafs Jeder, mit einer Art von
Kaftan bekleidet, seine Stelle auf den Tischsophas einnahm, und
dafs bei dieser, unseren Schlafrücken ähnlichen Kleidung, die auch
wohl während des Gastmahls gewechselt werden konnte *), einige
Fettflecke nicht so genau genommen wurden, versetzt uns in eine
ganz andere Lebensweise. Bekannt ist, dafs nach jedem Haupt-
gerichte alle Gäste von den aufwartenden Sclaven mit Wasch-
becken bedient wurden, und dafs dabei gewöhnlich weiche, fein-
haarige Handtücher zum Abtrocknen gereicht wurden **), Es ist
aber auch vorgekommen, dafs überinülhige Tiimalchionen die Fin-
ger in dem schöngelockten Haarwuchs junger schöner Sclaveu, die
zu ihren Pageriecn (paedagogia) gehörten, abtrockneten***). Auch
waren ihnen wohl wirkliche Tücher zum Trocknen in Bereitschaft,
eine Sitte, die mit dem Worte selbst zuerst von den Karthagern
gekommen zu sein scheint f). Diefs Alles aber war noch nicht
zureichend, um das fast alle Augenblicke eintretende Bedürfnifs des
Abtrocknens und Abwischens vollkommen zu befriedigen. Hier

) Dieser Kaftan (vestis aceubitoria, coenatoria) hiels mit einem ans
dem Luxus der Grofsgriechen entlehnten Namen synthesis und der
so Bekleidete synthesinatus. Jener Zoilus bei'm Martial VI, SO. än-
dert seinen Kaftan elfmal bei einer Mahlzeit. Alles wird klar
durch P. Burmann's gelehrte Anmerkung zum Petron c, 30.
p. 117.

**) Mantilia villosa, Sie kamen, so wie die gansape, aus Gallien, S.
Vofs, Commentar zu Virgil's Georgica IV, 377.
***) Aquam poposcit ad manus, digitosque panlulum adspersos in ca-
pite pueri tersit. Petron. c. 27. p. 98. Vergl. cap, 57. Burmann
citirt dort Broekhuys zum Propertius II, 8. 51.
t) Das sind die Mappae der Alten, dergleichen man oft bei der
Mahlzeit mehrere verbrauchte. S. Quintilianus I. 5. 57.
 
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