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der grofseu Göttin bedeckt, iu diese Heüigthtuner ein. Die verbo-
tene Frucht schmeckte unter solchen Umgebungen doppelt siifs, und
die reinigende, enlsüudigcnde Isis wurde von den Spöttern bald
eine Gelegeuheitsinacherin und Kupplerin genannt *).
Mau kann leicht selbst ermessen, was unter solchen Um-
ständen die allsü'hnende und allbefruchtende Mutter Isis unserer Sa-
bina sein innfste. Nicht zufrieden, ihr eiu Sacrarium oder eine
Art von Hauskapelle in ihrem eigenen Palaste zu Rom geweiht
und darin ihr theurgisch eingeweihtes und also auch als Talisman
wirkendes Bild, mit allen Symbolen aller helfenden Giilter ge-
schmückt (also eiu sogenanntes signum pantheon), aufgestellt zu
haben , vor welchem täglich ein frischer Blumenkranz aufgehangen
und früh und Abends zur gesetzten Stunde die heilige Wein- und
Milchspende von einer besonders dazu besoldeten Freigelassenen
ausgegossen wurde, verfehlte sie auch nie, so lange sie während
des Winters in Rom gegenwärtig war, wenigstens zweimal des
Monats das Iseum oder die Tempelhalle der Göttin Isis auf dem
Marsfelde in der neunten Region regelmäfsig zu besuchen. Denn
dort hatte diese Göttin, trotz aller Polizeiverfü'gungen des Kaisers
Augustus, der die ägyptischen Tempel wenigstens auf 1000 Schritte
von dem Weichbilde der Stadt verwies**), und trotz des gewalli-
*) Ovid, A. A. I. 27., wo er die Plätze anfuhrt, wo ein Liebeshandel
angeknüpft werden könne:
Neil fuge Niliacae Memphitica sacra juvencae,
Multas illa facit, quod fuit ipsa Jovi.
S. Burmann den Jüngeren zu Properz p. 348.
**) Man mufs zwei Perioden in der Aufnahme des Serapis- und Isis-
dienstes in Rom sorgfältig unterscheiden. Schon unter Sulla kam
dieses Alexandrinische Gaukelspiel nach Rom, wie Apulejus ver-
sichert, Metam. XL p, 817. Oud. Und in Beziehung auf diese
früher eine Zeit lang blos connivirte Einführung konnte Lucian
VIII, 831. einen Römer sagen lassen: Nos in templa tuam Ro-
mana aeeepimus Isin. Allein diefs war nur Privatsache, die oft
gestört und mit Vertilgung der Kapellen selbst verbannt wurde.
Erst unter den Triumvirn a. u. 711. wurden öffentliche Tempel
zugestanden. S. Dio XLVII, 15. p. 501. Unter August kam eine
bestimmte Polizeiordming. S. Dio XLIII, 2, p, 692. und LIV, 6.
p. 734. Vergl, über die früheren Schicksale des Isis- und Sera-
pisdienstes in Rom die gelehrten Anmerkungen zu Tertullian's
Apologet, c. 6, p, 74. in der Havercamp'schen Ausgabe und die
des Fabricius zum Dio Cassins, XL, 47. p, 252., Matthaeus
Aegyptius ad senatusconsultum de Bacchanalibus p. 83 ff. und
Fea zu Winckelmann's Storia T. I, p. 115 f. Apulejus, Me-
tam. XI, p. 810, Oudend. S. Donati, Roma Antiqu. I, 22.
p. 80 f,
der grofseu Göttin bedeckt, iu diese Heüigthtuner ein. Die verbo-
tene Frucht schmeckte unter solchen Umgebungen doppelt siifs, und
die reinigende, enlsüudigcnde Isis wurde von den Spöttern bald
eine Gelegeuheitsinacherin und Kupplerin genannt *).
Mau kann leicht selbst ermessen, was unter solchen Um-
ständen die allsü'hnende und allbefruchtende Mutter Isis unserer Sa-
bina sein innfste. Nicht zufrieden, ihr eiu Sacrarium oder eine
Art von Hauskapelle in ihrem eigenen Palaste zu Rom geweiht
und darin ihr theurgisch eingeweihtes und also auch als Talisman
wirkendes Bild, mit allen Symbolen aller helfenden Giilter ge-
schmückt (also eiu sogenanntes signum pantheon), aufgestellt zu
haben , vor welchem täglich ein frischer Blumenkranz aufgehangen
und früh und Abends zur gesetzten Stunde die heilige Wein- und
Milchspende von einer besonders dazu besoldeten Freigelassenen
ausgegossen wurde, verfehlte sie auch nie, so lange sie während
des Winters in Rom gegenwärtig war, wenigstens zweimal des
Monats das Iseum oder die Tempelhalle der Göttin Isis auf dem
Marsfelde in der neunten Region regelmäfsig zu besuchen. Denn
dort hatte diese Göttin, trotz aller Polizeiverfü'gungen des Kaisers
Augustus, der die ägyptischen Tempel wenigstens auf 1000 Schritte
von dem Weichbilde der Stadt verwies**), und trotz des gewalli-
*) Ovid, A. A. I. 27., wo er die Plätze anfuhrt, wo ein Liebeshandel
angeknüpft werden könne:
Neil fuge Niliacae Memphitica sacra juvencae,
Multas illa facit, quod fuit ipsa Jovi.
S. Burmann den Jüngeren zu Properz p. 348.
**) Man mufs zwei Perioden in der Aufnahme des Serapis- und Isis-
dienstes in Rom sorgfältig unterscheiden. Schon unter Sulla kam
dieses Alexandrinische Gaukelspiel nach Rom, wie Apulejus ver-
sichert, Metam. XL p, 817. Oud. Und in Beziehung auf diese
früher eine Zeit lang blos connivirte Einführung konnte Lucian
VIII, 831. einen Römer sagen lassen: Nos in templa tuam Ro-
mana aeeepimus Isin. Allein diefs war nur Privatsache, die oft
gestört und mit Vertilgung der Kapellen selbst verbannt wurde.
Erst unter den Triumvirn a. u. 711. wurden öffentliche Tempel
zugestanden. S. Dio XLVII, 15. p. 501. Unter August kam eine
bestimmte Polizeiordming. S. Dio XLIII, 2, p, 692. und LIV, 6.
p. 734. Vergl, über die früheren Schicksale des Isis- und Sera-
pisdienstes in Rom die gelehrten Anmerkungen zu Tertullian's
Apologet, c. 6, p, 74. in der Havercamp'schen Ausgabe und die
des Fabricius zum Dio Cassins, XL, 47. p, 252., Matthaeus
Aegyptius ad senatusconsultum de Bacchanalibus p. 83 ff. und
Fea zu Winckelmann's Storia T. I, p. 115 f. Apulejus, Me-
tam. XI, p. 810, Oudend. S. Donati, Roma Antiqu. I, 22.
p. 80 f,