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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0318

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306

Die Leser nnd Leserinnen dieses Jonrnals, die Langmnlli ge-
ling hatten, mich bei der Erzählung von dieser Sitte des Alterlhmns
bis jetzt geduldig anzuhören, hören vielleicht auch noch den römi-
schen Dichter über die Absicht dieser eigenen Gattung vcrschcnk-
barer Devisengedichte sprechen. Er erklärt sich selbst in einem
Einleitungsgedicht folgendermafsen darüber:

Käufer, der ganze Haufen von Gastgeschenken, die dieses

Dünne Büchlein enthält, kostet vier Nummen, mehr nicht —
Vier sind zu viel! — Nun gut! sie stehen für zwei dir zu Dienste;

Dennoch, hoff' ich, gewinnt Tryphon noch immer dabei.
Statt des Geschenkes kannst du dem Freunde zwei Verse verehren:

Wenn dich so kärglich, wie mich, Göttin Moneta versah,
Ueberschrieben empfängst du von jeder Sache den Namen.

Wähle, was dir behagt; was dir nicht schmecket, lafs steh'n *_).

Allein vielleicht stehen selbst einige Verse, zur Probe der Ma-
nier, hier nicht am unrechten Orte. Also hier eine dichterische
Schlachtschüssel zum Neujahrsgescheuk:

Lukanische Würstchen.
Ich, Lukanisches Töchterchen eines Picenischen Schweines,
Gebe den lieblichsten Kranz deinem schneefarbigen Brei,

Und hier ein gnter Rath an reiche Leute, die Testamente zu
machen Laben:

Wein nnd Salbe.
Lafs dem Erben Geld nach. Aber Salben nnd Weine,

Rath' ich dir, gib ihm nichtj alles diefs schenke dir selbst.

Ans unseres alten teulschen W e r n i k e Aufschriften liefse
sich vielleicht eine ähnliche kleine Sammlung veranstalten. Aber
wo bleibt uns in all' dem Drängen und Treiben der fröhliche,
unbefangene Geist, der auch in diese an und für sich unbedeuten-
den Kleinigkeiten einen Werth legen und durch die unschuldigsten
Mittel den Lebensgenuß zu erhöhen und zu veredeln versteht'?

der witzigsten Köpfe Roms 344 zweizeilige, wegen der Unfrucht-
barkeit des Gegenstandes oft sehr mittelmäfsige Devisen dich-
ten konnte.

*) S. Martiaüs im Auszuge von K. W, Ramler. Th. IV. S. 331.
Nur im zweiten Pentameter habe ich mir eine Aenderung erlaubt.

-gT- -
 
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