Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0325

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
313

könnte die witzige Mannigfaltigkeit, die eich fast In jeder einzel-
nen Lampe in einer anderen Form nnd Zusammensetzung zeigt,
nicht noch jetzt der Armuth und dein Mangel an neuen, geschmack-
vollen Erfindungen sowohl in unseren Silber- und Glasläden, als
in unseren Porzellan- und Fayancefabriken bei hundert kleinen Ge-
rälhschaften, als da sind Milchlöpfehcn, Saladieren, Mundtassen,
Credenztellerchen, Essig- und Oelflüschchen u. s. w., abhelfen und
manchen glücklichen Fund eines alten griechischen Bildners wieder
in Umlauf bringen, wenn auch ihre ursprüngliche Lampenhestiinm-
IIBg zu unserer Lebensweise weniger pafste. Wirklich hat auch
die königliche Neapolitanische Porzellanfabrik zu Capo di Monte
sowohl, als der speculirende Wedgwood in seiner Etruria mehrere
sehr glückliche Anwendungen davon gemacht, Indefs liefse sich
doch von der Art, wie man theils die Lampen, deren vollen Schein
mau verdecken wollte, geschickt zn iiberschirmeu wufste *), theils

erschienen. In den Prolegomenen zum ersten Theile hat Passeri
die ganze Alterthumskunde der Lampen abgehandelt und sie zuerst
in Tempellampen, Hauslampen und Grablampen abgetheilt. Allein
alle diese Sammlungen wurden an Schönheit und wahrem Inter-
esse bei Weitem durch die zu Portici übertreffen, wo das sechste
Zimmer ganz mit Lampen und Candelabern aus den aufgegrabe-
nen Städten angefüllt war (s, Bartel's Reisen I, 112.). Da-
von ist 1792 ein ganzes Werk (\3er 9te Theil in der Suite der
Herculanischen Alterthiimer) erschienen, le Iucerne ed i cande-
labri dMircolano. Tomo Unico. Hier sind auf 93 Kupfertafeln, die
Vignetten ungerechnet, an 200 bronzene und thönerne Lampen
lind Candelaber sehr getreu abgebildet und erklärt. Dieser Band
sollte in keiner Kunstakademie fehlen. Die Bellori'sche Sammlung
ist nebst anderen Antiken vom König Friedrich I. in Rom ge-
kauft und nach Berlin gebracht worden, und jetzt noch im soge-
nannten Antikentempel bei Sanssouci zu sehen. Es gibt aber kein
kleineres oder gröfseres Museum, wo nicht mehrere alte Lampen
paradirten. Das Nationalmuseum zu Paris enthält vorzüglich aus
der Cajlus'schen Sammlung einige Hundert, wovon im Caylus, Re-
cueil, nur die merkwürdigsten beschrieben sind. Aus den italie-
nischen Museen sind die befsten zu Townley nach London ge-
wandert. Es verlohnte sich wohl der Mühe, aus diesem Allen et-
wa eine Auswahl von einigen Hundert der in Form und Bildwerk
reizendsten in einem eigenen Werke herauszugeben,
*) Die merkwürdige Lampe in den Lucerne d'Ercolano Tay, LV, in
welcher sich noch ein wohlerhaltener Docht fand, ist in ein Ge-
häuse eingescldossen, durch dessen in einem Wechselgelenke ge-
henden und leicht zu öffnenden Deckel mittels mehrerer darin an-
gebrachter Oeffnungen sowohl der Luftzug bewirkt, als auch ein
gemäfsigter Lichtschimmer hervorgebracht werden konnte.
 
Annotationen