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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0349

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sen gedulden, bis der berühmte Abate Seslini, ein bochbetagler,
aber durch seine Lieblingswissenschaff, die Münzkunde, täglich ver-
jüngter Veteran, in seinem angekündigten Uuiversal-Calalogus aller
bekannten allen Münzen auch darüber in lelzler Inslauz abgeur-
teilt haben wird. Uns genügt, zu wissen, dafs diese Münze
in der durch Reichlhümer und Macht viele Jahrhunderte hin-
durch blühenden, vom Strabo mit Rhodus, Marseille und Car-
thago verglichenen Inselsfadt Cyzieus, in der Provinz Mysieu in
Kleinasien, zum Andenken eines Festes geschlagen worden ist,
Welches diese Stadt zur Verherrlichung' des sichtbaren Gottes in
Rom, des Kaisers (und moralischen Ungeheuers) Caracalla, als
zweimalige Sacristanin (neocoros) ihrer Gottheit (!), etwa um'a
Jahr nach Chr. G. 212, also gerade um die Zeit, wo er seinen
Bruder Geta im Schofse ihrer beiderseitigen leiblichen Mutter er-
mordete, mit aller Pracht, deren diese auch damals noch reiche
Handelsstadt fähig war, begangen hatte. Alle Städte des weiten
römischen Reichs beeiferten sich damals um die Wette, durch die
unglaublichsten Verschwendungen in Spielen und Festen zu Ehren,
der als Götter angebeteten Imperatoren in Rom das Aeufserste,
was sie vermochten, aufzubieten, und erhielten sie dafür einen
kaiserlichen Freibrief mit der allergnädigslen Erlaubnifs, sich
Penipeld iener des sichtbaren Gottes in Rom auf Münzen und
Inschriften nennen zu dürfen, so war diefs die beneideuswerlheste
Auszeichnung'. Cyzieus . hatte, wie in neueren Zeilen die Terra
Finna von der Republik Venedig, den alten Ruhm, die allverwe-
gensten und gewandtesten Seiltänzer und Kunstspringer aufzustel-
len *). Natürlich wurde also diese Virtuosität zum Glänze eines
Festes, welches dem grofsen Selbstherrscher in Rom galt, der mit

Des Camps erwähnt zwei Münzen der Art. Eckhel, Dochin.
N. Vet. T. II, p. 433. ist zu kurz über eine so seltene Münze.
*) Eine unter den Kaisern Constans und Constantimis geschriebene
griechische Geographie, unter dem Titel: Anonymi vetus Mundi
expositio, von Jacques Geoffroi zuerst aus der Pariser Hand-
schrift edirt, sagt ausdrücklich cap. XVII. §. 13: die Cyzicener
und ihre Nachbarn hatten in Seiltänzer- und Luftspringerkünsten
alle Volker übertreffen und sie behaupteten, dafs diese Künste
auch hei ihnen erfunden worden seien. Man vergleiche die Anmerkun-
gen des Gothofredus S. 20. Hierher gehört auch die Nachricht
in dem Exemplare Diodor's T. II, p. 606. AVess. Der in Cyzi-
CDS erzogene Seleucus (der VI,, s. Vaillant, Seleucidarum im-
per, p. 301,) habe den seltsamen Geschmack gehabt, vier Ellen
hohe Puppen (^«, h, Figuren, nicht Tliiere, wie es über-
setzt wird) auf dem Seile tanzen zu lassen Qjiu^oßarüv, dio
auch von Wesseling gutgeheifsene Verbesserung dieses Worts ist
hier ganz unstatthaft, wegen des dabei stehenden outcu),
Böitigef« kleine Schriften III, ^
 
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