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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0355

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wahrt sich ausdrücklich gegen jeden Verdacht, als ob diesem Vir-
tuosen der Teufel selbst beigestanden hätte. Allein wenn man
diesen glaubwürdigen Bericht eines Augenzeugen erwägt, so möchte
man wohl selbst, trenn man nur erst mit Faust's Mephisfophiles
recht im Reinen wäre, diesen hier sowohl, als etwa bei'm Simon
Magus, der doch auch nur ein wackerer Seiltänzer gewesen sein
mag, im Spiele glauben *).

Doch es ist hohe Zeit, aufzuboren. Nichts Verdriefslicheres,
als wenn Ihre Leser bei diesem antiquarischen Excurs über den
Seiltänzer — die Hand an den Mund zu halten anfingen. Denn
im Vertrauen sei es Ihnen offenhart, mein verehrter Freund, ich
hätte wohl Lust, auch noch von den Springer- und Bereiterkünslen
der Alten einige Wunderdinge zu erzählen, gegen welche die Seil-
tänzerei, so viel hier anzuführen stand, sich noch immer so ver-
hält, wie der Hahn, der sonst aus den Passionsnhren hervortrat,
gegen Vaucanson's Ente, deren Schicksal nach Paracelsus-Beireis
Tode wohl auch ein Plätzchen im Allgemeinen Anzeiger verdiente,

Nachschrift.

Indem ich diefs schliefse, erfahre ich, dafs der hochgepriesene
Sieur Forioso nun auch auf Ihrem Thealer in Leipzig seine wun-
derbaren Kunstfertigkeiten zur Schau gestellt hat. Vielleicht setzt
er dort seinem Ruhme, der hier bei der letzten Vorstellung ohne
seine Schuld durch das Zerbrechen eines Balkens einige Verdun-
kelung erlitt, den vollendenden Kranz auf. Mau kann viel Böses
von diesen halsbrecherischen Künsten sagen und sie mit einem
uns dein Alterthuine entlehnten Worte eine M a tä o techni e (lose
Kunst) nennen. Aber man vergesse nur nicht, dafs auch durch
sie ein Beweis von der Perfeclibilität des Menschen geführt wird,
der uns um so schätzenswerther sein mufs, weil unsere ganze Le-
bensweise und Art zu sein mehr oder weniger dahin abzweckt,
uns täglich mehr am Körper zu verkrüppeln, und uns den vielsei-
tigen Gebrauch unserer Gliedmafsen wo nicht ganz zu rauben,
doch zu einem Solöcismus gegen die sogenannte feine Lebensart

zum anderen. S. Niceph. Gregoras, Histor. Byzant. VIII, 21.
p. J5S. ed. Basil, per Oporinum. Von vierzig-, aus welchen an-
fangs die Bande bestand-, hatten aber damals schon zwanzig den
Hals gebrochea.

*) Wenigstens erklären die Kirchenväter, deren Stellen man in Fa-
bricius, Bib'liogtaphia antiqu. p. 995. und in P. Bi Müller,
de genio seculi Theodosiani P, II. p. 39. angeführt findet, diefi
Alles für Teufelswerk,
 
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