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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0360

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348

hier vom blosen Gleichgewicht nicht die Rede Bei» kann — bald
mit zwei Tellern, bald mit zwei bis vier Kugeln entwickelt und
durch die beschleunigte, sich maunichfacli durchschneidende und
umkreisende Aufeinanderfolge dieser bellgeglätteten, metallenen Kör-
per mancherlei Cirkel- und Kegelschnitte umschreibt , gehören zu
den Leistungen, die gewöhnlich den lautesten Beifall ärnteu, da
die quecksilberige Beweglichkeit des Mannes selbst zugleich sehr
ergötzlich mit iu's Spiel tritt. Wir haben indefs gegründete Ur-
sache zu venuntlien, dafs seine Leistungen gegen die Geschick-
lichkeit jener antiken Ballwerfer, die in einem eigenen Gatlung-
namen bis auf uns gekommen sind*), noch sehr weit zurück-
stehen. Der strenge Ernst der alten Schriftsteller würde uns
schwerlich einen tüchtigen Beleg für diese Art des Gaukelspiels
aufbewahrt haben, wenn nicht die sogenannte apotelesmatische
Astronomie sich's zum angelegentlichsten Geschäft gemacht hätte,
die verschiedenartigsten Beschäftigungen und Gewerbe der alten
Welt nach der Constellalion und dem sogenanutcu Thema des Pla-
neten- und Sternensfandes bei der Geburt jedes Menschen der
Reihe nach anzuführen und uns sowohl in des Manilins und Ma-
netbo epischen Lehrgedichten über diesen Gegenstand , als in des
Firmicus Constellationslehre diese ganze astrologische Technologie
noch aufbewahrt worden wäre. In des Manilins astronomischem
Gedichte erhält nun auch der Ballgaukler seine Nativität in sehr
malerischen und geistreichen Versen, und da werden seine Künste
auf folgende Weise geschildert:

Fliegenden Ball mit beweglichem Fufs vermag er zu schnellen,
Handdienst leistet der Fufs, er treibt mit dem Fufs das Ballonspiel.
Ball auf Ball entfliegt des bethätigten Oberarms Muskeln.
Schaaren von Bällen ergiefsen sich über die Glieder des Leib's ihm!
So viel Glieder, so viel entwachsen auch Hände den Gliedern,.
Damit erfafst er die Kugeln, im Rückschwung schneller sie llügelnd,
Alle gelehrig dem Meister. —i

Doch, da das Original eines nur selten gelesenen Dichters nicht
allen gleich zu Gebote ßlelieu dürfte, so mag es gestattet sein,

*) Sie lieifsen Pilarii, so wie die Messer- und Degenwerfer Yenti-
latores, nach einer, selbst vom neuesten Herausgeber, Spal-
ding, nicht ganz verstandenen, Stelle Quinülian's, X. 7. 11,
In einer Inschrift bei Fabretti, p. 250. IL, linden wir einen
P, Aelius pilarius omnium eminentissimus , als den geschicktesten
Ball-Gaukelspieler, angeführt, wobei Fabretti irrt, wenn er an
das gewöhnliche Taschenspiel mit.Kugehj unter Bechern denkt.
 
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