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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0416

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den Gebrauch der verschiedenartigsten Masken *) nicht begangen
werden. Die Bacchanalien und Satnrnalien des Allerlhums haben
sich unter . anderen Namen und Bezeichnungen auch in den Clni-
stianisinus eingeschlichen!, Der satnrnaliscbe Muthwille auf der
heiligen Strafse des alten Roms, wie ihn Lucian schildert; und die
Canievalsmnmmereien auf dem Corso des neuen Roms, wie ihn
uns die Meisterhand eines Götbe zeichnet, haben eine zu starke
Familienähnlichkeit, als dafs man sie nicht bei'm ersten Anblick
für ein Paar leibliche Geschwister und Kinder eines jovialischen
Vaters halten sollte.

Bei den alten ländlichen Bacchusfesten fand eine ganz eigene,
auf einen sonderbaren Aberglauben gegründete Gewohnheit statt,
die ich wohl nicht besser als mit den Worten des römischen Sän-
gers vom Landbau selbst beschreiben kann. Die italienischen Hir-
ten, sagt Virgil,

Feiern mit rohem Gesang ihr Fest und wildem Gelächter,
Und, in scheufsliche Larven vermummt von gehöhleter Rinde,
Rufen sie dich, o Bacchus, durch fröhliche Lieder und hängen
Dir an ragender Fichte herab die schwebenden Bilder **}.

*) Man beurtheilt die alten Masken immer nur nach ihrem theatrali-
schen Gebrauche, Sie wurden aber eben so häutig bei Processio-
nen und Einweihungen in die Orgien des Bacchus gebraucht.
Man sieht diefs am deutlichsten aus den Gemälden auf den alten
griechischen Vasen, die man sonst aus Irrthum etrurische nannte.
Es gab, wie Passeri in mehreren seiner Schriften, besonders aber
in den Paralipomenis ad Demsterum und in den Picturis Etrusco-
rum in vasculis T. II. p. 22, seq. sehr wahrscheinlich gemacht
hat, drei Grade in diesen Einweihungen, den Grad der Satyrn,
der Silenen und des bärtigen Bacchus oder Ebon selbst. Alle
drei Grade hatten ihre charakteristischen Masken, die, so wie das
Costume eines jeden Grades, wesentlich von einander unterschie-
den waren und auf den alten Vasen häufiger als irgend ein an-
derer Gegenstand abgebildet sind. Man sehe in der neuen Ha-
miltonschen Sammlung von Tischbein, Collection of Engravings
from ancient Vases, die 39ste Platte, wo zwei als Satyren oder
Ithyphallen verkleidete Jünglinge ihre Masken in der Hand halten,
vergl. mit der darauf folgenden 40sten. Schon hieraus würde es
begreiflich werden, warum auf alten Gemmen gerade eine so un-
verhältnifsmäfsig grofse Anzahl von Silenen- und Satyrmasken (s.
z.B. Lippert's Daktylioth. 1 Taus, 388—399. Gori, Museum Flo-
rentin. T. I. tab. XLV.) sich erhalten haben, Sie stammen zum
Theil aus jenen Zeiten, wo sich Alles in Unteritalien in diese Bac-
chusorgien einweihen liefs, und hatten, in Ringe gefkfst, eine re-
ligiöse Bestimmung.
**) Vofs, Uebersetzung Georg, II, 884 — 386,
 
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