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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0472

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der Gebrauch könne gar nicht stattgehabt haben. Ein altgewordener
Antiquar hat zu oft Reuekauf bezahlt wegen solcher absprechenden, nur
der Jugend verzeihlichen Behauptungen, So konnten wir uns noch vor
Kurzem in einer Kritik des Modeanzugs unserer Frauen nicht überzeu-
gen, dafs bei den Alten die Kämme zum Schmuck gebraucht worden wären.
Indefs linden wir bei Emele Taf, XIII., mehrere elfenbeinerne Kämme mit
zierlichen Futteralen abgebildet, wobei jedoch noch immer die Bemerk-
ung gilt, dafs sich die Frauen des Alterthums wohl schwerlich je des
Kammes zum Haarputz und Festhalten der Flechten bedient haben wür-
den, da sie sich dazu der Nest- oder Haarnadel (acus discriminalis)
mit den zierlichsten Formen bedienten, wovon selbst in demselben
Werke (Taf, XIII.) mehrere abgebildet erscheinen. An Scheeren ist
auch ein Ueberfiufs da (siehe §, 28). Nur können wir uns davon nicht
überzeugen, dafs das, was die mittelste Parze auf dem neuerlich von Pastor
Schinke publicirten Parzenrelief, im Besitze des Staatsministers von
Humboldt, hält, die Scheere der Atropos sei. Diese Vorstellung mit
dem Abschneiden des Lebensfadens ermangelt alles Beweises im Alter-
thum, Prof. Rauch, dem wir den lithographirten Abdruck dieses Re-
liefs verdanken, liefs darum dieses Instrument in der Gröfse des Origi-
nals unter das Bildwerk zeichnen, und da zeigt sich zwischen den zwei
vermeintlichen Klingen ein Täfelchen, das mit denselben festgehalten
wird, offenbar zur Bezeichnung des Horoskops auf der Kugel der
dritten Schicksalsgöttiu oder zu einem ähnlichen Zweck bestimmt.

Artistisches Notizenblatt, 1826, No, n.

97. . .

Wir linden auf alten Pasten und Intaglios eine aufserordentliche
Menge sonderbarer Thiersymplegmen, die man nach einer völlig mifs-
verstandenen Stelle des Plinius XXXV, 10. Grillos zu nennen gewohnt
ist Cs» Winckelmann, Cabinet de Stosch p. 130. u, Gori zum Museum
Florentinum, T. I. p. 140); denn der Antiphilus, von welchem Plinius
spricht, malte Caricaturen. Diese Thierschi mären haben mit den Ca-
ricaturen nicht das Geringste gemein und müssen vielmehr aus dem
phantastischen Geschmacke des früheren Orients abgeleitet werden, der
gewisse moralische Eigenschaften des Menschen, oder auch ein Attribut
der Gottheit, durch ein Thieraggregat, wo die ganze Figur, aus einem
Haufen von Thieren gebildet, selbst wieder ein Thier vorstellt, zu versinn-
bilden pilegte. Da dergleichen Wunderbilder auch auf Teppiche gewirkt
und sonst vielfältig in Stein und Metall eingegraben wurden, so entstand
hieraus, mitBlumen und Pflanzen verkettet, die älteste Thierarabeske. Dieäl-
testeAbbildung derEphesischen grofsenMutteroderDiana ist nichts Anderes
als ein solches Thieraggregat gewesen. Der ganze Orient war voll Dämo-
nologie und Glauben an Dihven, gute und böse Genien; dieser, mit
der Astrologie zusammengeschmolzen, gab die Talismane und astrolog-
ischen Anhängsel, und auf ihnen fanden sich nun auch solche Thier-
 
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