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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0473

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compositionen und Schimären mit einer mystischen Bedeutung. Im griff-
chisclien .Aegypten und- zu Alexandrien flofs aller Verstand und Unsinn
der alten Welt in den letzten zwei Jahrhunderten vor Christi Geburt
zusammen. Dort bildeten sicli nun auch die gnostischen und astrologi-
schen Räthsel und Verzauberungen immer mehr aus. Die alte ägypti-
sche Hieroglyphe, wozu schon damals der Schlüssel verloren war, half
treulich neue Ungeheuer schmieden. So entstanden die sogenannten
Abraxas oder Zauberringe, die von den Basilidianern und anderen christ-
lichen Gnostikern des zweiten und dritten Jahrhunderts auch christiani-
sirt wurden. Man hat ihnen aber zu viel Ehre angetlian, wenn man sie
blos als Aftergeburten christlicher Schwärmereien ansah, wie nach Ma-
karius und Chiflet auch der gelehrte Jablonski that. Diesen Fehlgriff
hat Beausobre trefflich berichtigt. Man sehe die Geschichte dieser Zau-
beramulete bei Mosheim, Commentar. de rebus Christianorum ante Con-
stant. Magnum pag. 340 — 350, Passeri, Caylus und andere Altertums-
forscher haben gleichfalls schon begriffen, dafs diesen weit frühere Ori-
entalisme zum Grunde liegen, Wie reich die Museen an solchen Zau-
bersteinen sind, ist bekannt. Auch in Kassel befindet sich eine grofse
Zahl derselben. Aber schon Raspe zu Tassie's Catalogue p. 38. sagt
mit Recht, dafs man sie viel zu sehr verachtet habe, da doch viel dar-
aus zu lernen sei. Nur hätte er auch die Art von Figuren, die man
Gryllos zu nennen gewohnt ist, nicht in eine eigene Abtheilung seiner
Fabeltiere, im Tassie'schen Verzeichnifs von Nr. 13431. bis 13587., son-
dern unter die Anmiete bringen sollen. So ist z. B. bei Mallei, Gemme
anticbe figurata P. II. Nr. 20., die Bird-chimera, wie er sie nennt, durch
drei Hauptbestandteile, den Hahn, den Widder und die Maske, ein un-
bezweifeltes Amulet. Der Hahn war im ganzen Altertum seiner feu-
rigen Natur wegen ein Symbol der Sonne, als des Princips des Lichtes
und alles Guten. Daher gibt es in den ägyptischen Anmieten einen ei-
genen Genius mit dem Hahnenkopf. S, bei Montfaucon, Antiquite ex-
pliq. T. II. P. II. p. 144., und die Bemerkungen des Passeri, de gem-
mis Basilidianis in Gori's Gemmis stelliferis T. iL p.232. Der Widder
ist das Zeichen der Fruchtbarkeit. Darum steht das Füllhorn auf sei-
nem Kopfe. Die Silenusmaske vorn auf der Brust des Hahnes ist ein
sogenanntes Oscillum oder eine Zauberlarve, die man, zur Abwehrung
böser Geister und zur Beförderung der Fruchtbarkeit an Bäumen, Haus-
thüren, Schilden u, s, w. als Amulet aufhing. S. Eckhel, Choix de pi-
erres gravees du Cab. Imp. p. 38. und zu Virgil's Georgika II, 385.
Der Widder hält den Hasen bei'm Schwänze, und der Hahn tritt auf
den Delphin. Der Hase stellt hier als Repräsentant der Landthiere, der
Delphin als Stellvertreter der Seethiere, Also heifst die ganze Allegorie:
Sonnenschein, Fruchtbarkeit und Schutz gegen alles BÖse sei dir, der
du den Siegelring als Amulet trägst, zu Wasser und zu Lande gewährt.

Journal des Luxus und der Moden, 1804. S. 7 ff.
 
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