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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 1
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Stolberg, Friedrich: Burgruine Drachenfels im Wasgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0003
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1

FejtungfürVehrbau/WohnbauunüStäütebau
Der Burgwart
Zeitung -erveeeimgung zur Erhaltung üeutscher Burgen
Herausgeber: Professor Voüo Ebharüt, Architekt, Berlin-Grunewalö
Vurgverlag, G.m.b.H., Berlin-Grunewalö

20. Zahcg.

Oer Burgwart erscheint achtmal jährl. Bezugspreis 1S,S0Mk. jährl. Mitglieöer öerVereinigung zur Er-
haltung deutscher Burgen (MinöestbeitraglSMk. jährl.) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus

Nr. 1.


Burgruine Drachenfels im Wasgau?
Von F. Stolberg, Straßburg in Elf.
)nweit des Dorfes Busenberg in derNheinpfalz erheben sich aus freiem, 367 Meter hohenBergkegel
die Felsen und Trümmer der Burg Drachensels. Wir befinden uns hier im Herzen des Was-
gaues, mitten in jenem merkwürdigen Buntsandsteingebiet, das mit seinen Hunderten von aben-
teuerlichen Klippen und seinen kühnen Burgbauten den Wanderer so unvergleichlich anzieht.
(Vergleiche „Burgwart" 1917, Heft 7 „Burgruine Hohenfels im Wasgau"). Auch Drachen-
fels ist eines dieser einzigartigen Felsenschlösser, bei deren Anblick man zunächst nicht weiß, sind
es nun Ruinen oder Sandsteinriffe der Trias.
Erbaut wurde die Burg gegen Ende des XII. Jahrhunderts und war Sitz des Geschlechtes derer von Drachen-
fels (1219 Burkhard von Drachensels). Da die Burg bei ihrer günstigen Lage über dem Lautertale zeitweise zu einem
gefährlichen Naubnest wurde, erfolgte bereits 1335 die erste Zerstörung durch die verbündeten Städte Straßburg
und Hagenau. Unter Anselm von Drachensels an die Herzöge von Zweibrücken verkauft, gelangte die wieder auf-
gebaute Burg bald darauf in die Hände der Dürkheim, des Geschlechtes, dessen Name mit so vielen Schlössern
im Wasgau verknüpft ist. (Vergleiche Hohenfels.) Allmählich wird nun Drachenfels zum Ganerbenschlosse, die
Zahl der Besitzer der Burg wächst ständig. 1344 finden sich die Zweibrücker Herzöge, 1426 die Abtei Weißenburg
als Mitinhaber, bis 1522 im ganzen 24 Ganerben der Burg genannt werden, unter ihnen die überragende Persön-
lichkeit Franz von Sickingens. Mit dem Schicksale dieses Mannes
steht und fällt Drachensels. 1522 schlossen sich gegen wachsende
Fürstenmacht die Wasgauer Ritter zum Landauer Bund zu-
sammen, mit Sickingen als Haupt und Führer. Drachenfels
wurde zum Mittelpunkte der Bewegung, aus seinem zwei Weg-
stunden entfernten festen Schlosse Hohenburg verbriefte Franz
die Verträge, welche die Fehde mit Chur-Trier heraufbeschwören
sollten. Nach Sickingens Fall und Tod rückte die Kriegsmacht
der verbündeten Fürsten (Kurfürst von Trier, Kurfürst von der
Pfalz, Landgraf von Hessen) unter dem Oberbefehlshaber-
Wilhelm von Henenberg vor den Drachenfels. Ohne Wider-
stand zu leisten übergab die Besatzung am 10. Mai 1523 die
Burg, welche geplündert und eingeüschert wurde. Ein von den
Landsknechten auf das Ereignis gedichtetes Lied lautet:
„Die Fürsten zugen weiter dann
gen Trachensels, also genannt,
das haben sie verprennet;
Gott tröst den Franzen lobesan!
sein Land wird gar zertrennet, zertrennet!
Drachensels wurde nicht wieder aufgebaut, es blieb Ruine,
ein gigantisches Denkmal der gefallenen Größe Franz von
Sickingens. Heute ist die Burg Eigentum des bayrischen Staates.
-—-^ Abb. 1. Burg Drachenfels.
*) Siehe auch Aahrg. IV, Seite 11 und 77, Zahrg. V, Seite 73. Rest des Felsenturmes.
 
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