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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 2
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Bilder aus dem Elsaß
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0023
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Bilder aus dem Elsaß.
-eichenweier war Hauptort der im
' würltembergischen Besitz defind-
rlichen, mit derGrafschastHorburg
vereinigten Herrschaft Neichen-
Zweier. Der Ort wurde 1291 von
dem Grasen von Horburg mit Mauern um-
geben und erhielt 1489 von Württemberg
wichtige Privilegien. 1525 war die Stadt am
Bauernaufstand stark beteiligt, mußte dafür
aber auch hart büßen. 1635 vom 11. Mai ab
wurde sie von lothringischen Truppen belagert
und kapitulierte am 15.Iuni. Das alte Schloß,
1540 durch Gras Georg von Württemberg um-
gebaut, 1795 als Nationalgut verkauft, ist heute
Schulhaus. Eine Lateinschule wurde schon 1536
gestiftet und vielfach durch Rektoren aus Tü-
bingen geleitet. Den Weinzehnten besaßen die
Herren von Rapoltstein als Lehen des Bistums
Bamberg. 1318 war die Zohanniterkomthurei
Colmar dort begütert. Kirchlich gehörte Reichen-
weier zum Landkapitel Ultra Tolles des Bis-
tums Basel.
1535 wurde die Reformation eingeführt,
noch heute besteht eine Protestantische Pfarrei
zu der bis 1827 auch Altweier und bis 1864
auch Kaysersberg mit seiner Diaspora gehörte.
Erhalten sind starke Neste der alten Befestigung
aus dem 13., 14. und 15.Zahrhundert, darunter
das auf unserem Bilde dargestellte Obertor.
Französisch wurde die Herrschaft erst in der
sogenannten „Großen Revolution" die umge-
kehrt wie die deutsche nicht Länder verlor,
sondern in weitem Umfange eroberte.


Abb. 18. Reichenweier, oberes Tor.


Burgenschau.
Die mit * versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Wiederherstellungen.
Schloß Sckar6tsau.
Der ehemalige Kaiser Karl hat mit den Seinen die Prunk-
schlösscr Wiens verlassen, um ein stilles Idyll abseits der Straße
aufzusuchen. Fast auf der Grenzlinie der beiden, die alte
Monarchie bildenden Schwesterstaaten, dicht an dem Strom,
der des Reiches Lebensader bildet, hat er sich seinen Ruhesitz
erkoren — Schloß Eckardtsau. Es ist ein stiller, einsamer,
schwach bevölkerter Landstrich, den die Donau unterhalb
Wiens durchströmt. Fährt inan mit dem Dampfer von Wien
hinunter nach Preßburg und Budapest, so verschwinden,
kurz nachdem wir die vorstädtischcn Häuserzeilen verlassen,
auch bald die letzten Fabrikschlote der Umgebung der öster-
reichischen Hauptstadt. Weite mit Birken- und Weidenwäldern
bestandene Auen säumen den Fluß. Kurz ehe der Dampfer
die ungarische Grenze erreicht, erhebt sich am rechten Ufer
auf sanftem Hügel ein hochragender Burgbau. Zinnen-
gckrönte Türme überragen den mächtigen Pallas und die
uralten Bäume des großen das Schloß weithin umgebenden
Wildparks. Dieser einsame Herrensitz ist Schloß Eckardtsau.
Die Anfänge von Eckardtsau verlieren sich in: Dunkel des
frühen Mittelalters und der deutschen Heldensage. Rüdiger
von Bechelaren soll hier oft Hof gehalten haben und zu man-

chen: blutigen Heldenkampf mit seinen Mannen aus den Toren
der Burg geritten sein. Später haben die Babenberger dan,
ihre Erenzvögte hier gehaust und die Wacht an der Donuu
gegen Avaren und Hunnen gehalten. Ocsterrcichische Geschichte
ist mit jedem Stein von Eckardtsau verwoben. Aber auch des
Schwesterreichs Ungarn tausendjährige Geschichte wird hier
lebendig. In geringer Entfernung von Schloß Eckardtsau
liegt der uralte Marktflecken Deutsch-Altcnburg. Auf halben:
Wege dahin, wenige Minuten von: Schlosse, steigt aus den:
sonst völlig flachen Lande ein halbkugelförmiger Hügel empor,
dessen Höhe eine kleine Kapelle krönt. Nach dem Volksglauben
ist der Hügel eine künstliche Schöpfung, der des ersten Ungarn-
königs Ärpad Grab bedeckt. Lange Jahre gehörte Eckardtsau
zu der Gattung jener Besitzungen des Kaiserhauses, die durch
die Laune eines Vorfahren erworben, lediglich aus Pietät
ohne sonstigen Nutzen für den Besitzer erhalten werden. Daher
war auch bis vor einem Jahrzehnt die für die Erhaltung von
Eckardtsau aufgewandtc Summe sehr mäßig, gerade nur aus-
reichend, um den Bau vor dem Verfall zu schützen, sowie um
die Parkwege und Waldstraßen in: Stande zu halten. Der in
Serajewo ermordete Erzherzog Franz Ferdinand war es,
der Eckardtsau erst wieder „entdeckte". Begeistert von der
träumerisch-schwermütigen Lage an: Donaustrom und den
historischen Erinnerungen des alten Baues und dessen Um-
gebung, pflegte er hier öfters Jagden abzuhalten, und frohes
Weidmannstreibcn zog dann auf kurze Stunden in die sonst
so öden Hallen und Säle ein. Doch erst in allerjüngstcr Zeit
erfolgte die völlige Erwachen dieses verzauberten Schlosses
zu neuem Leben. Das Kaiserpaar hatte ihm einen gelegent-
 
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