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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 5
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0056
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Burgenschau.
Dle mit " versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Verschiedenes.
Schloß Wendelstein bei Roßleben.
Die Tätigkeit des fast vergessenen „ehrbaren und kunst-
reichen" Meisters Friedrich Fuß, Natssteinmehen zu Leipzig,
beleuchtete Prof. O. Dr. Kroker am letzten Vortragsabende.
Der aus dein Elsaß stammende Fuß hat sich durch das Studium
der architektonischen Literatur, besonders durch die „Architek-
tura" von de Fries, gebildet. Bekannt ist das Sandstcinportal
am Neubau des S ch l o s s e s W e n d e l st e i n bei Mem-
leben, 1597 vollendet, auch hat er im folgenden Fahre in
Klein-Werthem die Kirche ausgeschmückt. 1599 trat er in die
Dienste der Stadt, mit 2 Gulden Wochenlohn besoldet. Von
den Privatbauten hat sich nichts erhalten, nachweisbar hat
er aber 2 Brunnen und den Austritt für die Stadtpfeifer über
dem Haupttor des alten Rathausturms, sowie einen Taufstein
in der Kirche zu Kleinpötzna geschaffen. Für uns Heutige
kommen die 4 Kamine im Alten Rathaus in Betracht, die
1615 oder 16 geschaffen, Zeugnis vom Wirken Fuh's geben.
Eine genaue Darstellung bewertete diese Schöpfungen des
ISIS verstorbenen Meisters.
*Trhaltung cler sächsischen Schlösser.
Das sächsische Landesamt für Denkmalpflege beschloß in
Ucbereinstimmung mit dem ständigen Ausschuß des Deutschen
Tages für Denkmalpflege, für Erhaltung der fürstlichen
Schlösser in Sachsen einzutretcn, die zu den wertvollsten ge-
schichtlichen und kunstgeschichtlichen Denkmälern des Landes
gehören. Durch die von verschiedenen Seiten angeregte
Herrichtung und Verwendung zu öffentlichen
Zwecken würben sie Gefahr laufen, daß ihre
unersetzlichen Werte an Architektur wie an innerer Ausstattung
zugrunde gehen oder Schaden erleiden.
Wie die französische Republik die Schloßbauten des fran-
zösischen Königtums und Kaisertums sorgfältig schont und
von jeder ihrer nicht würdigen Benutzung freigehalten
hat, so wird auch von der sächsischen Regierung zuversichtlich
erhofft, daß sie dies künstlerische Erbteil des ganzen Volkes
unberührt erhält und mit Rücksicht auf die Forderungen der
Kunst wcisheitsvoll verwaltet. Soweit die bisher vom König
benutzten Schlösser ihre alte künstlerische Ausstattung im
Innern bewahrt haben, wie das Moritzburger, das Pillnitzer
Schloß und das Nesidenzschloß in Dresden, sollten sie als Kunst-
werke gepflegt und der Oeffentlichkeit wie die Museen zugäng-
lich gemacht, aber nicht „neu geordnet" oder verändert werden.
Oberschlesier in Gerlin.
DasSchloß in Niederschönhausen wird schon seit langer Zeit
nicht mehr bewohnt, es kann auch angeblich wegen Bausällig-
keit nicht mehr besichtigt werden. Der Preußischen Krone ge-
hört es seit 1691, in welchem Jahre Kurfürst Friedrich III.
das den Grumbkows gehörige Schloß übernahm und durch
Eosander (genannt von Goethe) Herrichten ließ. Von 1740
bis 1797 war es mit Ausnahme der Jahre 1761-63 ständiger
Wohnsitz der Gemahlin Friedrichs des Großen Elisabeth
Christine; ihr Name prangt deshalb auch auf der Ostseite
des Schlosses. Später haben der Ecbstatthalter von Holland,
der nachmalige König Ernst August von Hannover, dessen
Sohn Georg, die Fürstin Liegnitz, Prinzessin Albrecht von
Preußen und die Kaiserin Friedrich vorübergehend dort ge-
wohnt. Unberührt sollte das Schloß erhalten werden.

Dis Umbauung cler Nöarienkirche in Prenrlau
betraf ein kürzlich entschiedener Wettbewerb, der mit 45 recht
wertvollen Arbeiten beschickt war. Wie die „Denkmalpflege" mit-
teilt, hatten zwei Prenzlauer Bürger ein Vermächtnis gestiftet,
aus dem die die Kirche an der Ost- und Südseite umschließenden
Häuser zum Abbruch angekauft werden sollten. Die Ansichten
der Denkmalpfleger und Städtebauer über die Freilegung von
geschichtlichen Bauten haben sich inzwischen gewandelt. Die
unter Mitwirkung des Prvvinzialkönservators ausgestellten Wett-
bewerbsbedingungen forderten daher nur an Stelle des durch
Umbauten und Vernachlässigung verdorbenen Rahmens die
Schaffung eines neuen, der die Schönheiten der Kirche zu er-
höhen geeignet wäre. Von einer Beseitigung der Häuserreihe
vor dem hochragenden Ostgiebel war ganz abgesehen, die Aus-
dehnung der Bebauung an der Wittstraße aber, welche z. Z.
reizvolle Kapellenbauten und die reiche durchbrochene Trauf-
galerie der Südseite verdeckt, den Vorschlägen der Wettbewerber
anhcimgestellt. Die eingegangenen Entwürfe unterscheiden sich
daher im wesentlichen durch ihre Lösungen für die Wittstraßcn-
front: Entweder gleichen sie den Gegensatz zwischen der stark
abfallenden Straße und dem wagerecht liegenden Kirchhof durch
eine Futtermauer aus und ersehen die jetzigen gestaffelten Häuser
durch eine Baumreihe, oder sie wiederholen die bisherige Be-
bauung und schieben den Bürgersteig zur Verbreiterung des
Fahrdammes unter einen Laubengang, oder endlich, und dies
trifft für die Mehrzahl der Entwürfe zu, sie schlagen einen
Mittelweg ein. Eine Sonderstellung nimmt der mit dem ersten
Preise gekrönte Entwurf ein, der in der Mitte der Marktplatz-
front einen ragenden Torbau einschiebt, dessen fremdartiger Auf-
wand mangels einer eigentlichen Zweckbestimmung verfehlt er-
scheint. Weitere Preisträger legen vor dem Ostgiebel der Kirche
eine sich bescheiden unterordnende Häuserreihe und lassen an
der Wittstraße einzelne Gebäude mit einer Futtermauer und
Treppenanlage wechseln, so daß sich gute Ausblicke auf die süd-
liche Kirchenfront öffnen. Die weitere Entwicklung der An-
gelegenheit darf mit Spannung betrachtet werden.
Oie Tukunkt cler Wartburg.
Die Wartburg ist nach Ausbruch der Revolution widerrechtlich
zum Staatseigentum erklärt worden. Nun ist das Eigentums-
recht an der Burg, für deren Wiederherstellung der Großherzog
Karl Alexander aus seinem Privatvermögen ganz erhebliche
Summen aufwandte, eine sehr schwer zu lösende Frage. Sie
wird erst bei den bevorstehenden vermögensrechtlichen Ausein-
andersetzungen zwischen dem weimarischen Staat und dem
bisherigen Großherzog Wilhelm Ernst im Landtag gelöst
werden. Die innere Ausschmückung der Burg besteht aus
Hunderten von wertvollen Kunstgegenstünden, teils aus Staats-
besitz, teils aus dem Privatbesitz des früheren Großherzogs. In
Eisenach hat sich ein Komitee zur Erhaltung und zum Schuh der
Wartburg gegründet, dieser Ausschuß geht von dem Gedanken
aus, daß in dieser Sache ganz Deutschland aufgerufen werden
muß. Bestrebungen gehen dahin, gleich wie einst beim Goethe-
Nationalmuseum in Weimar die Wartburg zum deutschen
Nationaleigentum zu erklären.
Oie „Sumpfburg".
Am Fuße des Fuchsberges, etwa einen Kilometer von Zibelle
im Kreise Rothenburg in der Lausitz gelegen, befindet sich eine
alte Burg, die immer mehr zu verfallen drohte. Der Heimat-
schuh hat sich jetzt der Burg angenommen und sucht sie zu
erhalten.
Kapelle vom schönen Kreur.
Ein Meisterwerk der gotischen Baukunst, die Kapelle vom
schönen Kreuz, die im 14. Jahrhundert von den Kalthäuser
Mönchen auf den Höhen von Villcneuve-les-Avignon errichtet
wurde, ist von einem Amerikaner gekauft worden. Der schöne
Bau, der ein Spitzbogengewölbe und einen Altar mit schönen
Skulpturen enthält, wurde angeblich in sehr sorgfältiger Weise
abgetragen, verpackt und nach einen» unbekannten Bestimmungs-
ort übergeführt. Solche Schandtat dürfte wohl in Frankreich
möglich sein, wir zweifeln aber doch noch daran.

Verantwortlicher Schriftleiter: Pros. Bodo Eb Hardt, Berlin-Srunewald. — Verlag: Burgverlag , G. m. b. H., Berlin-Srunewald.
Druck: Imberg L Lesson, G. m. b. H., Berlin SW 48, Wilhelmstratze 118.
 
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