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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 7
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Fuchs, Karl: Die Habsburg
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Klengel, Arthur: Die sächsischen Wehrkirchen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0072
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6S

Bald nachdem der Kanton Aargau von der Habsburg Besitz ergriffen batte, wurde sic von Kaiser Franz II.
gelegentlich der Rückreise von Paris nach Wien nach dein Entscheidungskampfc gegen Napoleon (1815) und
kurze Zeit später von Erzherzog Johann und dein damaligen Kronprinzen, späteren Kaiser Ferdinand, besucht.
Die Aargauer schätzen die Veste als eines ihrer bedeutsamsten geschichtlichen Wahrzeichen. Wiederholt hat der
Kanton vorteilhafte Kaufanträge zurückgcwiesen, so u. a. 1881 ein solcher böhmischer Adliger, welche die Burg
den: Kronprinzen Rudolf anläßlich seiner Vermählung zum Geschenke machen wollten, dann 1388 eines Wiener
Konsortiums, das sic für den Kaiser Franz Joses bei dessen 4O jährigem Rcgierungsjubiläum erstehen wollte.

Die sächsischen Wehrkirchen.
Von A. Klengel, Meißen.
ei den meisten Völkern, die dieErde bewohnen oder einst bewohnt haben, finden wir, namentlich auf der tieferen
Stufe ihrer Entwickelung, die Erscheinung, daß Religion und Kriegführung eng miteinander verknüpft sind.
Die Krieger führten die Symbole ihres Glaubens mit sich in den Kampf, um durch ihre Gegenwart und unter
ihremEinflusse des Sieges um
so sicherer zu sein. Auch das
Christentum hat mit diesem
Brauche nicht gebrochen. Das
Bild des Erzengels Michael
in den Feldzügen derHunnen-
bezwinger, der Kelch aus den
Fahnen der Hussiten und die
Abzeichen der Kreuzfahrer
sind ebenso Anklänge an Ge-
bräuche, die wir schon in der
fernen Heidcnzeit finden, wie
die in Rußland bis in die
jüngste Feit übliche Ausrü-
stung der Soldaten mit Hei-
ligenbildern.
Viele ältere Kirchen im
Lande zeigen denn auch noch
deutlich, daß man bei ihrer
Erbauung in den unruhigen
kriegerischen Zeiten früherer
Jahrhunderte darauf bedacht
war, sie so zu gestalten, daß
sie nicht nur als Kultstätte,
sondern im Ernstfälle auch für
kriegerische Zwecke benutzt
werden konnten. Vielfach
hat man nicht die Kirche allein, sondern auch den Kirchhof als Verteidigungsanlage ausgebaut.
Wir folgen hierzu den Ausführungen Gruners in seinem Werke: Die Dorfkirche im Königreiche Sachsen, „Dem
Kirchturme scheint vielfach auch eine fortifikatorische Aufgabe zugefallenzu sein, lasür sprechen nicht nur die
oft sehr bedeutenden Mauerstärken, die z. B. in Großschirma 2,15 m betragen, und die auf das notwendigste
beschränkten oder auch ganz fehlenden Tür- und Fensteröffnungen (z. B. in Oberbobritzsch, Wendisch-
Nottmannsdors*)), sondern auch seine breite, das ganze Kirchenschiff wie eine Schildmauer den Burgpalas
schützenden Grundrißverordnung, z. B. in Thekla, Grohbardau usw. — Auch tatsächliche Reste früherer Verteidi-
gungsanlagen sind an zahlreichen Kirchen und damit zusammenhängend an Kirchhöfen zu finden. Zum Teil mögen
sie ihr Vorhandensein dein Umstande zu danken haben, daß die Kirche ihren Standort an der Steile uralter be-
festigter Kultstätten aus vorgeschichtlicher Zeit gesunden hat. Die Wälle, welche die Kirchen und Kirchhöfe zu
Hohenwussen und Altoschah umgeben, stammen zweifellos aus heidnischer Zeit. Aber auch aus viel späteren Tagen
sind Verteidigungseinrichtungen an Kirchen und Kirchhöfen zu finden, so in Bockcndorf, Cämmerswalde, Claußnitz
usw. Die Wehranlagen bestehen zumeist aus Ringmauern, die höher und fester als gewöhnliche Einfriedigungen
sind, zum Teil sogar an der Innenseite mit wehrgangartiger Bedachung versehen waren, z. B. in Laengenlauba,
oder aus turmartigeu Aufbauten über der Kjrchhofspforte, z. B. in Cämmerswalde, Claußnitz und Gottleuba."
H Typische Beispiele hierfür bieten auch die Dorfkirchen in der Priegnitz.
 
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