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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 2
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Watenphul, Heinrich: Wasserburgen im Ruhrtal, 3, Haus Bruch
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0021
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17


Wasserburgen im Ruhrtal.
Von Heinrich Watenphul.
3. Haus Bruch.
aus Bruch (Broich, Bruke, Broek, Broike) liegt in der Gemeinde Welper oberhalb
Hattingen gegenüber dem Haupteingange der Henrichshütte, ungefähr einen halben
Kilometer abseits von der Ruhr aus ihrem linken User. Es heißt auch Haus im Bruch,
Haus im Broich. Bruch bedeutet bekanntlich sumpfiges Land. Doch ist von dieser
einstigen Eigenschaft des Geländes dort jetzt ebensowenig mehr zu erkennen wie von der
ehemaligen Bestimmung der Anlage als Wasserburg. Die Industrie hat hier ein
völlig neues Bild geschaffen.
Pläne von 1824, 1870 und 1SI8 geben eine Übersicht über die Entwicklung der
Burg im Lause der Jahrhunderte, da die im Jahre 1824 aufgenommene Karte auch dem mittelalterlichen Zu-
stande der Anlage entspricht: Wassergräben von ansehnlicher Breite auf den drei Seiten, die der Ebene zuge-
wandt sind, während die vierte Seite wegen des
hier sich erhebenden Berges eines solchen Schuhes
entbehrt.
Den Anlaß zu den späteren Veränderungen
gab die Gründung eines Eisenwerks, der Hen-
richshütte, in unmittelbarer Nähe der Burg und
die daraus sich ergebende Notwendigkeit, das
Burggelände zu entwässern, und dies wiederum
hatte die Verlegung des die Gräben speisenden
Sprockhöveler Baches in der Weise zur Voraus-
setzung, daß fortan, namentlich zur Frühjahrs-
und Herbstzeit, die Gefahr einer Überschwemmung
nicht mehr möglich war. Das war vor 1909;
denn Darpe spricht noch von dem „grabenum-
zogenen" Hause Bruch*). Als die Bedürfnisse der
Henrichshütte die Verlegung des von Hattingen
nach Welper sührendenWeges nötig machten, fiel
der neuen Straße auch die Burgkapelle zum Opfer.
Diese Kapelle diente schon früh reforwiertem
Gottesdienste. Bereits zu Beginn des ^.Jahrhun-
derts hatte Hans Bruch reformierte Besitzer. Sie
ließen in regelmäßigen Zwischenräumen durch
Prediger gleichen Glaubens aus dem Bergischen
Gottesdienst halten, bis im Jahre 1675 ein refor-
mierter Hausprediger nach Bruch berufen wurde.
Die wenigenNesormierten von Stadt undAmtHat-
tingen nahmen zunächst an diesen Gottesdiensten
teil,' später, als sie sich in Hattingen ein Haus gemietet hatten, predigte der reformierte Pfarrer nur noch an den
vier jährlichen Bußtagen und an den zweiten Tagen der hohen Feste in der Burgkapclle. Diese kirchliche Ver-
einigung von Hattingen und Bruch wurde nach mehrjähriger Unterbrechung im Jahre 1727 durch einen Vergleich
zwischen der Gemeinde Hattingen und dem damaligen Besitzer von Bruch, dem Freiherrn Ferdinand Sigismund
von Heiden, dadurch festgelegt, daß der Besitzer von Haus Bruch, solange es in reformierten Händen sei, das
Recht haben solle, von drei ihm vorgeschlagenen Kandidaten einen zum Pfarrer der reformierten Gemeinde zu
ernennen, wofür er dieser auf ewige Zeiten die Renten des Hauspredigers von Bruch schenkte; für den Fall,
daß Bruch einem lutherischen oder katholischen Besitzer gehöre, sollte die Gemeinde das Recht der Pfarrwahl,
die Herrschaft das der Bestätigung haben. In diesem Sinne verfuhr der lutherische Gras von Stolberg-Wernigerode
bei der Pfarrwahl von 1857 (Nach: Bädeker, Geschichte der evangelischen Gemeinden der Grafschaft Mark,
fortgesetzt und vollendet von Dr. Heinrich Heppe, Iserlohn, bei I. Bädeker, 1870).
Nur ihr Torbogen ist, freilich in arg verwittertem Zustande/erhalten; man hat ihn vor einem Kellereingange
des Herrenhauses eingemauert. Die Inschrift, Hie er trägt, nennt 1652 als Erbauungsjahr der Kapelle. Damals
saß Friedrich Freiherr von Heiden, Herr zu Bruch und Rhade, Clevisch-Märkischcr Negierungsrat**) und Drost***)
*) Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Der Kreis Hattingen. Im Aufträge des Provinzial-Verbandes der
Provinz Westfalen bearbeitet von A. Ludorf. Mit geschichtlichen Einleitungen von Professor Dr. Darpe, Münster i. W.
isos. S. 4S.
**) Haus Bruch lag ja in der seit Anfang des 17. Jahrhunderts zu Brandenburg gehörigen Grafschaft Mark.
***) — Amtmann.


Abb. lS. Lageplan von Haus Bruch im Jahre 1824.
Nach einer im Katasteramte in Hattingen befindlichen Karte.
 
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