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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 6
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Sieghardt, August: Das ehemalige fürstbischöfliche Lustschloss Seehof bei Bamberg
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Max Lewald
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0066
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Räumen waltet und der sich zu einem Gesamteindruck von fesselnder Schönheit und blendender Pracht vereinigt.
Am großen Saale aber grüßen die Porträts der Kirchenfürsten Bambergs., die diesem Schlosse Leben und Glanz
verliehen. Die vielbewunderten Wasserkünste liegen öde und zersprengt da, mir eine von ihnen, der sogenannte
Wasscrsturz — eine mächtige Herkulesfigur stürzt einen Titanen hinab in die Tiefe —, ist noch wohl erhalten und
erinnert mit den rauschenden Wassern an die größte Berühmtheit Seehofs. Ein Seitenstück dieser Anlage befindet
sich im Forstamtsgarten zu Kloster Ebrach.
Wenn Schloß und Park zu Seehof bis heute in gutem Zustande erhalten blieben und nicht schon längst das
Opfer moderner Bauspekulanten und Güterzertrümmerer wurden, so ist dies das unbestreitbare Verdienst der
sreiherrlichen Familie von Zandt. Diese hat sich des wunderschönen Edelsitzes stets mit liebevoller Sorgfalt und
historischem Verständnis angenommen und in dankenswerter Pietät erhalten, was an die vergangene Zeit des
Schlosses wehmütig erinnert. Schwermütig und verträumt liegt heute das kuppelgekrönte Schloß da; wie trauernd
nach den entschwundenen Glanzzeiten des Rokoko und treulich gehütet von der es umschließenden, sehnsüchtig
rauschenden Hügel- und Waldlandschaft.

Am 19. Juli 1616 verschied unser langjähriges Mitglied der Polizeipräsident

Max Lewald,

früher zu Lichtenberg bei Berlin zuletzt in Rattern bei Breslau. Der verstorbene gehörte
der Vereinigung seit dein Februar des Jahres 1610 an und hat an allen Veranstaltungen
und Bestrebungen lebhaften Anteil genommen. Dein großen Rreise seiner Freunde in
unseren Reihen erwächst durch das Hinscheiden des ausgezeichneten Mannes ein großer
Verlust, unsere Vereinigung verliert an ihm einen opferbereiten Förderer.
Der Vorstand der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen.

Burgenschau.
Dle mit * versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Gefährdet.
Pobcieburg (läObedabui g) bei Jena.
Bei dieser bekannten/herrlich gelegenen Burgruine zeigen
sich engeblich bedenkliche Zeichen fortschreitender Zerstörung.
Bei dem von Südwest nach Nordost gerichteten Pallas der
Burg gewähren die Fenster vom dereinstigen Rittersaal
einen herrlichen Blick ins Roda- und Saaletal und auf die
Leuchtcnburg bei Kahla. Die Doppelbogenfenster weisen
unterhalb der Rosetten eine große Anzahl schwächerer
und stärkerer Risse und Löcher auf, die von den Rosetten bis
auf die Kapitäle der romanischen Fenstersüulen aus Sandstein
hinabreichen. Mit geringen Mitteln ließe sich da dem dro-
henden Verfall verbeugen, ehe der kommende Winter mit
seiner Nässe und seinem Frost sein Zerstörungswerk vollendet,
den Einsturz herbeiführt und damit die schönen Fenstersäulen
gefährdet. Ueberhaupt ist dieser, den einstigen Rittersaal
enthaltende Teil der ziemlich kleinen Ruine, der wohl den
ganzen Pallas darstellt, wert einer gründlichen Fürsorge. Noch
stehen die vier Wände aufrecht, wenngleich die nach Nordwcst
gerichtete Wand, von welcher aus die Verbindung mit den teils
verschwundenenNebengebüuden zu denken war, in ihren oberen
Teilen streckenweise schon arg zerklüftet ist. Siehe die genaue
Ausmessung der Burg v?n Bodo Ebhardt im Iahrg. 1907,
Seite 21 ff des Burgwart. Aber abgesehen hiervon, dürften
in den übrigen drei Wänden einige Sicherungen des Marler-
werks, welches sollst noch gut erhalten ist, genügen, um dis

Festigkeit wicderhcrzustellen. Würde ein Notdach auf den
Pallas gesetzt und die herrlichen Fenster kunstgerecht ver-
glast, im Innern des Pallas Läden airgebracht und Dielen
gezogen, so wäre die dauernde Erhaltung der Ruine und
die etwaige Benutzung des Pallas gewährleistet. Die Ruine
ist klein, also dürften die Kosten nicht so hoch sein; die un-
tere, im Städtchen Lobeda befindliche Lobedaburg, fetzt im
Besitz des dortigen Bürgermeisters, ist wieder wohnlich her-
gestellt. Sollten sich für die obere, ältere Burg in dem
volkreicheil und kunstsinnigen Jena trotz der fetzt herrschen-
den, der deutschen Vergangenheit feindlichen Mächte nicht
Gönner und Freunde finden, die für die Burg etwas tun
könnten? Sind doch die Herren der Lobedaburg urkundlich
die Gründer der Stadt Jena!
Verschiedenes.
Ruine Sreiffenstein bei Glankenburg (Dhür.).
Seitens des Pächters dieser umfangreichen Burg, eine
der ältesten und größten Deutschlands, ist die noch von den
Festspielen des Jahres 1914 herrührende, an falscher
Stelle aufgeführte Holzbrücke, von dem mittleren Burghof
nach der Hauptburg, abgebrochen und an die Stelle
verlegt worden, wo im Mittelalter die ursprüngliche
Brücke gestanden hat. Wenn auch leider nicht ganz so
breit, wie sie das zum'Teil noch vorhandene innere Brückentor
mit 2 Meter innerer Breite darstellt, überspannt diese neuere
Brücke in einerLänge von ungefähr 12Metern den 8—10 Meter
tiefen inneren Burggraben und erhöht durch ihre fetzt an
richtiger Stelle aufgeführte Lage ungemein den romantischen
Reiz dieser durch Kaiser Günther XXI. von Schwarzburg
(1304—1349), den Gegenkaiser Karls IV., rühmlich bekannt
gewordenen' Burgruine.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Bodo Ebhardt, Berlin-Srunewald. — Verlag: Burgverlag, S. m. b. H., Berlin-Grunewald.
Druck: Imberg L Lesson, G. m. b. H., Berlin SW 48, Wilhelmstrutze 118.
 
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