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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 5
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Bilder aus dem Elsaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0055
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Bilder aus dem Elsaß.
ährend die untere Abbildung 51 einen der
vielen malerischen Durchblicke aus dem
Städtchen Reichenweier bietet, über das
wir in einer früheren Nummer ein-
gehender berichtet haben, zeigt das obere
Bild (Abb. 60) das seltene Beispiel eines erhaltenen
gotischen Steinwohnbaues und einen Fachwerkgiebel
aus dem Orte Dambach im Kreise Schlettstadt, Unter-
elsaß. Der Ort wird schon im Jahre 1125 erwähnt,
unter der lateinischen Bezeichnung Tamlacum und
zählte vor dem Kriege 2604 Bewohner in 546 Häusern.
Dazu gehörte auch die bereits früher erwähnte
Burg Bernstein.
Schon in früher Zeit gaben Eisenerzbergwerke im
Kirchtale und am Neuberg dem Orte Bedeutung,
doch waren die Werke lange Zeit verlassen, und erst
1898 wurden die Betriebe in den alten Stollen
wieder ausgenommen. Außer der oben genannten
Erwähnung wird Dambach auch schon in der ersten
Hälfte des 11. Jahrhunderts genannt. Es gehörte ur-
sprünglich wohl zu dem Besitz der Grafen von Egis-
heim Dachsburg als Teil der Herrschaft Bernstein.
Nach dem Aussterben dieser Grafen kam der Ort an
das Bistum Straßburg, bei dem es bis zur französischen
Revolution verblieb. Das Bistum erwarb auch 1236
einen noch bis dahin kaiserlichen Hof zu Dambach.
1333 wurde Dambach zur Stadt erhoben und mit
den zum Teil heute noch erhaltenen Mauern und


Abb. SO. Dambach, gothisches Haus.



Türmen versehen. 1444 und 1445 bis zum
März haben französische Söldnerbanden auch
Dambach bedrängt, die damals ohne jede
Herausforderung von deutscherSeite das ganze
Elsaß verwüsteten und ausplünderten. Damals
fanden Friedensverhandlungen zwischen Eng-
ländern und Franzosen statt, während derer
die Franzosen ihre Söldner zu deren billigster
Ernährung zu Raub und Mord nach Deutsch-
land schickten.
1593 wurde die Stadt von dem Mark-
grafen von Baden und 1632 von den
Schweden eingenommen, während 1642 der
Herzog von Lothringen die Stadt vergeblich
belagerte. Das Rathaus und viele Wohn-
häuser entstammen der Renaissancezeit,
während die Kirchen gotischen Ursprungs sind,
so bietet die Stadt noch ein wohlerhaltenes
Beispiel einer deutschen Kleinstadt des Mittel-
alters, von französischem Einfluß ist dagegen
in ihren Mauern nirgends etwas zu erblicken.


Abb. SI. Reichenweier, Straßendurchblick.
 
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