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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 4
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0046
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gebaut. Prinz Ludwig Ferdinand beabsichtigt im Laufe des
Sommers in sein Palais am Wittelsbacher Platz zu ziehen,
nachdem Prinz Alfons Wohnung in seinem jetzt an Geheimrat
Professor von Röntgen vermieteten Haus in der Aeußcren
Prinzregentenstraße zu nehmen in der Lage ist.
Im Herzog-Karl-Palais befinden sich die Feldzeug-
meisterei und seit einigen Tagen auch das Sanitätsaint, im
Leopold-Palais ein Lazarett.
*A>as soll aus cler Wartburg werden?
Nach Ausbruch der Revolution wurde die Wartburg zum
Staatseigentum erklärt. Diese Erklärung hat freilich vorläufig
keinerlei rechtliche Grundlage. Das Eigentumsrecht an der
Burg, für deren Wiederherstellung der einstige Großherzog
Karl Alexander aus seineni Privatvermögen ganz erhebliche
Summen aufwandte, ist eine sehr schwer zu lösende Frage
und wird erst bei den bevorstehenden vermögensrechtlichen
Auseinandersetzungen zwischen dem Weimarischen Staat und
dem Großherzog Wilhelm Ernst im Landtag gelöst werden.
Abgesehen von den Kosten der Wiederherstellung besteht die
innere Ausschmückung der Burg durch Hunderte wertvoller
Kunstgegenstände teils aus Staats-, teils aus persönlichem
Eigentum des früheren Burgherrn. Nun hat sich in Eisenach,
aus der Not der Zeit heraus geboren, ein Komitee zur Erhal-
tung und zum Schutze der Wartburg gebildet, und zwar
wirbt dieses seine Anhänger und Förderer nicht nur in Eisenach
und dem ehemaligen Großherzogtum, sondern geht von dem
Gedanken aus, daß in dieser deutschen Sache auch ganz
Deutschland aufgerufen werden mutz, nach den Worten des
Großherzogs Karl Alexander: „Bedeutungsvoll ist unserer
Nation das Gefühl des Eigentumsrechtes an der Burg zum
Ausdruck gekommen." . . . Und so gehen gewisse Bestrebungen
dahin, gleichwie einst beim Goethe-Nationalmuseum in
Weimar, die Wartburg zum deutschen Nationaleigentum zu
erklären.
*Oas Schicksal 6er Potsdamer Schlösser.
Die Verwendung der Schlösser in Potsdam beschäftigte
in einer Sitzung den großen Rat des A.- und S.-Rates in
Potsdam. Alle bisherigen Sehenswürdigkeiten in Potsdam
sollen aufrecht erhalten und demnach auch die der Besichtigung
zugänglich gewesenen Säle, Gemächer und Räumlichkeiten
in den Schlössern weiter erhalten werden, um den Fremden-
verkehr Potsdams in keiner Weise zu behindern. Dagegen
werden die bisherigen Wohnräume und die zu den Schlössern
gehörigen Wirtschaftsgebäude für öffentliche Zwecke und für
die Wohnungsfürsorge in Anspruch genommen. Das Pots-
damer Stadtschlotz soll bei der Unzulänglichkeit der Rathaus-
räume der städtischen Verwaltung Ersatz bieten und seine
Ueberlassung an die Stadt beantragt werden. Das ist jeden-
falls eine sehr bedenkliche Art der Verwendung.
Schloß Ambras.
Aus Innsbruck wird berichtet: In der letzten Sitzung der
Tiroler Landesversammlung wurde ein Antrag genehmigt,
wonach an den Staatsrat in Wien heranzutreten sei, damit
er den Park des Schlosses Ambras in eine Kindererholungs-
stätte umwandle. Ferner wird die Landesregierung auf-
gefordert, dahin zu wirken, daß die vom verstorbenen Erz-
herzog-Thronfolger Franz Ferdinand ans Ambras fortge-
gebenen Kunstgegenstände wieder zurückgewonnen werden.
llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll
Bücherschau.
Ulrich Thieme, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler
von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich
Thieme und Felix Becker. Unter Mitwirkung von 400 Fach-
gelehrten des In- und Auslandes. Zwölfter Band, Fiori—Fyt.
Leipzig. Verlag von E. A. Seemann. ISIS.
Der Krieg hat die frühzeitigere Besprechung des 12. Bandes
dieses grotzartigenUnternehmens ungebührlich verzögert, bei einem

Werke, daß für dieIahrhundertc geschaffen ist, freilich ein geringer
Schade, ein Verlust höchstens für den Besprechenden, der erst ver-
spätet Zeit zur Vertiefung in diese Fundgrube des Wissenswerten
und Anregenden fand. Welche Fülle von Menschenschicksalen,
welche Menge von Nachrichten und Tatsachen in den verschiedenen
Bänden vereinigt sind, empfindet namentlich der, der bestimmte
Künstlerkreise zu erforschen unternahm und dabei das Allgemeine
Lexikon benutzt.
Neben oft erschöpfenden Angaben über das Leben und die
Werke der Künstler ebnet der Schriften-Nachweis am Schluß den
Weg zur Weiterarbeit. Der Hinweis von einen Meister auf den
andern lenkt die Ausmerksamkeit auf Streitfragen über die Ur-
heberschaft an manchen Werken, die kritische Wertung angezogener
älterer Arbeiten hält sich von der in der Kunstgeschichte oft un-
liebsam fühlbaren Schärfe wohltuend fern.
Im 12. Bande treffen wir eine Reihe von Künstlern, die die
Entwicklung der deutschen Kunst entweder wesentlich beeinflußt
haben oder deren Namen von ganzen Geschlechterfolgen ehrenvoll
getragen wurde. Unter den Deutschen ragt Peter Flöthner her-
vor, dessen Wirken für die Einführung der Renaissanceformen in
Deutschland so bedeutsam war. Seine künstlerische Entwicklung
und seine menschlichen Schicksale sind gleich anregend dargestellt.
Unter den deurschen Baumeistern ist der kurkölnische Hof-
baumeister und Stadtbaumeister von München, Johann Michael
Fischer, „der bedeutendste bairische Kirchenbaumeister desRokoko"
besonders erwähnt. Er ist in der Kurpfalz um 1691 geboren und
starb in München am 6. S. 1766 im Alter von 75 Jahren. Seine
gewaltige Tätigkeit lag auf deni Gebiete des Kirchenbaues, von
der sein Grabstein 52 von ihm errichtete Kirchen nennt. Außer
2Z Klöstern sind sehr viele Paläste zum großen Teil heute noch
bekannt und nachweisbar. Ein zweiter Johann Michael Fischer,
ein Schüler Baltasar Naumanns, war Zeichner bei dem Fürst-
bischöflichen Residenzbau in Würzburg. Auch der große oester-
reichische Architekt Hermann Fischer von Erlach wird in diesen:
inhaltreichen Bande eingehend geschildert. Er bearbeitete sowohl
Projekte für die Verbesserung des Donaubettes, wie zahlreiche
Kirchen- und Stadtbauten in Salzburg und Wien, fertigte auch im
Jahre 1695—1740 den Plan für das Schloß Schönbrunn für den
Kaiser Franz Joseph I.
Es würde zu weit führen, auch nur die besonders hervorragenden
Künstler, die in diesem Bande genannt sind, anzuführen. Hin-
gewiesen sei noch auf den großen italienischenArchitekten Fontana
und auf die Schweizer Künstlerfamilie der Füßli, die von 1507
bis ins 19. Jahrhundert hinein eine führende Nolle gespielt haben.
Wir können den Verfassern für das meisterhafte Werk nur
danken und den dringenden Wunsch aussprechen, daß die Voll-
endung eines so hervorragenden Denkmals deutschen Fleißes,
deutscher Gründlichkeit und Gerechtigkeit durch die Vergewal-
tigung unseres Vaterlandes durch die Feinde nicht dauernd unter-
brochen werden möge.
H. Siels und E. Schramm, Einzelausgabe Philons Belopoiika,
(Viertes Buch der Mechanik) Griechisch uud Deutsch. Aus den
Abhandlungen der preußischen Akademie der Wissenschaften,
Jahrgang 1918, Phil. Hist. Klasse, Nr. 16. Mit 8 Tafeln.
Berlin 1919. Verlag der Akademie der Wissenschaften, inKom-
mission bei Georg Reimer.
Ferdinand Dreher, Das malerisch« Friedberg. Bleistiftskizzen
von Fritz MaxHessemer, Professor der Architektur am Städel-
schen Kunstinstitut zu Frankfurt a. M. 1. Dezember 1860.
Zur Erinnerung an das 700 jährige Bestehen der einst freien
Reichsstadt Friedberg i. d. W. Friedberg in Hessen 1919.
Selbstverlag des Stadtarchivs.
Prof. Erich Giese, Verband Groß-Berlin, Das künftige Schnell-
bahnnetz für Groß-Berlin mit 120 Textabbildungen, 15 Ta-
bellen und 15 Tafeln. Berlin 1919. Druck von W. Moeser,
Druckerei.
Marie Luise Gothein, Geschichte der Gartenkunst. Erster Band
von Aegypten bis zur Renaissance in Italien, Spanien und
Portugal, mit 511 Tafeln und Illustrationen. — ZweiterBand,
herausgegeben mit Unterstützung der Königlichen Akademie des
Bauwesens in Berlin. Verlegt bei Eugen Diedrichs inIena 1914.
Verhandlungen des Historischen Vereins von Oberpfalz und
Negensburg. Siebenundsechzigster Band der gesamten Ver-
handlungen und neunundfünfzigster Band der neuen Folge.
Negensburg. Druck von I. u. K.Mayr im Stadtbahnhof. 1917.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Bodo Eb Hardt, Berlln-Grunewald. — Verlag: Burgverlag, E. m. b. H., Berlln-Grunewald.
Druck: Jmberg L Leffon, G. rn. l>. H., Berlin SW 4S, Wichel,»strotze IlS.
 
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