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FeitungfürMehrbau/WohnbauunüStäütebau
Der Burgwart
Zeitung öerDereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Voöo Cbharöt, Architekt, Berlin-Grunervalü
Burgverlag/ G.m.b.H./ Berlin-Grunewalö
20. Iahrg.
Ser Burgwart erscheint achtmal jährl. Bezugspreis 1S,50Mk. jährl. Mitglieder der Vereinigung zur Er-
Haltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährl.) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus
Nr. 3.
Grotz-Friedrichsburg.
Von Chr. Voigt.
II. (Fortsetzung und Schluß.)
>r die umwohnenden Stämme bildete das Fort den mit Vorliebe besuchten Mittelpunkt
des Handelsverkehrs. Das Leben und Treiben in der Festung und in ihrem Bannkreise
wird daher viel Reiz und Abwechselung geboten haben. Die Schwarzen zogen dahin zu
Markte mit ihren Erzeugnissen, und die Häuptlinge bezeugten dem Herrn General-
direktor sowohl wie dem gestrengen Herrn Kommandanten gern ihre Hochachtung. Uni
ihren: Auftreten den erwünschtenEindruck zu verschaffen, erschienen sie mit großem Ge-
folge; ihre Frauen waren kostbar geschmückt und eine unharmonische Musik, aufMuschel-
hörnern und gehöhlten Elefantenzähnen ausgeübt, bewies mehr den guten Willen der
Neger, als ihr Verständnis für die Feinheiten der Melodik.
Freilich hatte das ungebundene Leben im Fort für die Weißen auch seine Schatten-
seiten. Fern derHeimat reizte sie ihre überragende Stellung den Schwarzen gegenüber zu nicht immer einwand-
freiem Genießen von oft nur zu willig Dargebotenem, worin man eine Entschädigung für so manche Entbehrungen
erblickte. Wir hören von liederlichem Lebenswandel, von Orgien und Veruntreuungen. Allerdings wurden die
ungetreuen Beamten und Offiziere zur Rechtfertigung nach Hause zurückberufcn, wo ihrer strenge Strafe wartete.
Kehren wir nunmehr zur Geschichte von Groh-Friedrichsburg zurück. Wir besitzen noch ein vollständiges Ver-
zeichnis der Besatzung des Forts und eine Liste aller Geräte und Materialien, die Schnitter 1683 mit hinausnahm.
Die Liste wurde vom Kurfürsten selber geprüft und mit Bemerkungen versehen — ein Zeugnis für dieUmsicht und
Fürsorge, mit der derHerrscher denBedürfnissen seinerGetreuen da draußen aus entlegenemPosten gerecht wurde.
Danach betrug die Besatzung
1 Kapitän als Kommandant,
2 Leutnants,
2 Fähnriche,
l Feldprediger
1 Ingenieur,
2 Feuerwerker,
2 Schreiber,
1683):
4 Unteroffiziere,
2 Wallmeister,
2 Büchsenmcister,
70 Musketiere,
I Prosoß,
l Stcckenknecht.
Bei den hinausgestanden Soldaten ward besondererWert
darauf gelegt, daß sie als Handwerker ausgebildet waren.
Die Geschüharmierung umfaßte 16 eiserne 6-Pfünder
und 2 Haubitzen zu 16Pfund nebst Zubehör und Munition.
Ferner gab es Musketen, Degen, Piken, Pistolen, Morgen-
sterne,Fußangeln, Sensen, spanischeReiter,Handgranaten,
Pechkränze usw.; auch einWagen mit 4Pferden fehlte nicht.
Das enge Zusammenleben von Zivil- und Militär-
personen im Fort ließ eine Regelung der gegenseitigen
Kompetenzen angezeigt erscheinen. Das der Kompagnie
ausgestellte „Octroy" von 1682 besagt darüber:
Abb. 19. Groß-Friedrichsburg in seiner ersten Gestalt.
Skizze von K. K. v. Schnitler.
FeitungfürMehrbau/WohnbauunüStäütebau
Der Burgwart
Zeitung öerDereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Voöo Cbharöt, Architekt, Berlin-Grunervalü
Burgverlag/ G.m.b.H./ Berlin-Grunewalö
20. Iahrg.
Ser Burgwart erscheint achtmal jährl. Bezugspreis 1S,50Mk. jährl. Mitglieder der Vereinigung zur Er-
Haltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährl.) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus
Nr. 3.
Grotz-Friedrichsburg.
Von Chr. Voigt.
II. (Fortsetzung und Schluß.)
>r die umwohnenden Stämme bildete das Fort den mit Vorliebe besuchten Mittelpunkt
des Handelsverkehrs. Das Leben und Treiben in der Festung und in ihrem Bannkreise
wird daher viel Reiz und Abwechselung geboten haben. Die Schwarzen zogen dahin zu
Markte mit ihren Erzeugnissen, und die Häuptlinge bezeugten dem Herrn General-
direktor sowohl wie dem gestrengen Herrn Kommandanten gern ihre Hochachtung. Uni
ihren: Auftreten den erwünschtenEindruck zu verschaffen, erschienen sie mit großem Ge-
folge; ihre Frauen waren kostbar geschmückt und eine unharmonische Musik, aufMuschel-
hörnern und gehöhlten Elefantenzähnen ausgeübt, bewies mehr den guten Willen der
Neger, als ihr Verständnis für die Feinheiten der Melodik.
Freilich hatte das ungebundene Leben im Fort für die Weißen auch seine Schatten-
seiten. Fern derHeimat reizte sie ihre überragende Stellung den Schwarzen gegenüber zu nicht immer einwand-
freiem Genießen von oft nur zu willig Dargebotenem, worin man eine Entschädigung für so manche Entbehrungen
erblickte. Wir hören von liederlichem Lebenswandel, von Orgien und Veruntreuungen. Allerdings wurden die
ungetreuen Beamten und Offiziere zur Rechtfertigung nach Hause zurückberufcn, wo ihrer strenge Strafe wartete.
Kehren wir nunmehr zur Geschichte von Groh-Friedrichsburg zurück. Wir besitzen noch ein vollständiges Ver-
zeichnis der Besatzung des Forts und eine Liste aller Geräte und Materialien, die Schnitter 1683 mit hinausnahm.
Die Liste wurde vom Kurfürsten selber geprüft und mit Bemerkungen versehen — ein Zeugnis für dieUmsicht und
Fürsorge, mit der derHerrscher denBedürfnissen seinerGetreuen da draußen aus entlegenemPosten gerecht wurde.
Danach betrug die Besatzung
1 Kapitän als Kommandant,
2 Leutnants,
2 Fähnriche,
l Feldprediger
1 Ingenieur,
2 Feuerwerker,
2 Schreiber,
1683):
4 Unteroffiziere,
2 Wallmeister,
2 Büchsenmcister,
70 Musketiere,
I Prosoß,
l Stcckenknecht.
Bei den hinausgestanden Soldaten ward besondererWert
darauf gelegt, daß sie als Handwerker ausgebildet waren.
Die Geschüharmierung umfaßte 16 eiserne 6-Pfünder
und 2 Haubitzen zu 16Pfund nebst Zubehör und Munition.
Ferner gab es Musketen, Degen, Piken, Pistolen, Morgen-
sterne,Fußangeln, Sensen, spanischeReiter,Handgranaten,
Pechkränze usw.; auch einWagen mit 4Pferden fehlte nicht.
Das enge Zusammenleben von Zivil- und Militär-
personen im Fort ließ eine Regelung der gegenseitigen
Kompetenzen angezeigt erscheinen. Das der Kompagnie
ausgestellte „Octroy" von 1682 besagt darüber:
Abb. 19. Groß-Friedrichsburg in seiner ersten Gestalt.
Skizze von K. K. v. Schnitler.