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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 8
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Klengel, Arthur: Die sächsischen Wehrkirchen, [2]
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0085
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Es ist zu wünschen, daß die Kirche zu Groß-Rückersdorf als ein wohlerhaltenes Denkmal uralter Zeit in ihrer
ursprünglichen Bauweise für alle Zeiten erhalten bleiben möchte. Das starke Mauerwerk und die gewaltigen
Balken des Wehrganges können sicher noch viele Jahrhunderte überdauern. Nicht minder erhaltenswert ist auch
der heute nicht mehr verrußte Kirchhof mit seiner sehr starken malerischen Ilmmauerung und seinen zahlreichen
alten schmiedeeisernen Grabdenkmälern.
S. Mauersberg
in der Amtshauptmannschaft Maricnberg und in der Nähe von Groß-Rückerswalde gelegen.
Die kleine kapellenühnliche Kirche, die bis 1721 nach Groß-Rückerswalde eingepfarrt war, wurde im Jahre
1889 abgebrochen. Wie die nach einer älteren Photographie angesertigte Zeichnung erkennen läßt, hatte sie auch
einen durch Vorkragung zum Wehrgange ausgebauten Geschoßaufbau und war mit Schindeln gedeckt. Die Grün-
dungszeit ist ebenfalls nicht zu ermitteln; die kleine Glocke trug die Inschrift 1671.
Mitbenutzte Quellen. O. Grüner, „Die Dorfkirche im Königreiche Sachsen." Leipzig 1904. Steche. „Beschrei-
bende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen." Heft Z und 5. Dresden (um 1890). „Sachsens
Kirchengallerie" Dresden (um 1840). „Neue Sächsische Kirchengallerie, Ephorien Freiberg und Marienberg." Leipzig. Piper,
„Burgenkunde." Z Aufl. München 1912. „Verschiedene Schriften und Bilder von Siebenbürger Kirchenburgen." Klengel
„Die erzgebirgeschcn Wehrkirchen" (Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Band VIII, Heft 10/12).


Burgenschau.
Die mit * versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Wiederherstellungsarbeiten.
Sonclerburg.
Der Vorsitzende für den heimatkundlichen Verein Alsens
und Sundewitts,Dr.Wullcnweber, regt an, das altehrwürdige
Schloß in Sonderburg als Heimstätte des Alsener Heimat-
museums einzurichten. Die Umgebung des Schlosses müßte
allmählich von störenden Zutaten gesäubert und unter Zu-
ziehung von Fachleuten könnten weitere ursprüngliche Teile
des Schlosses wieder hergestellt werden.
Preiburg.
Der Münsterbauverein hat beschlossen, die Wiederher-
stellungsarbeitcn am Turmhelm des Münsters alsbald in
Angriff zu nehmen und sie derart zu beschleunigen, damit
gegen Ende nächsten Jahres der Turin wieder von dem un-
schönen Gerüst befreit werden kann. Die umfangreichen Fn-
standsetzungsarbeiten am Achteckgeschoß des Hauptturms gehen
ihrem Ende entgegen.
Oie Wiederherstellung cles fDainrer Schlosses.
Der Prachtbau des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses
in Mainz ist seit einer Reihe von Jahren Gegenstand einer
sachgemäßen Wiederherstellung. Es sind bisher rund fünf
Viertel Millionen Mark dazu aufgewendet worden, davon
ein Teil als Zuschüsse von: Reich und von Hessen. Bei Aus-
bruch des Krieges waren die Bauarbeiten soweit gediehen,
daß nur noch der Nordflügel, der Osteinbau, fertigzustellen
war. Jetzt sollen die Arbeiten wieder ausgenommen werden.
Die Stadtverordneten haben eine weitere halbe Million Mark
bewilligt. Die Arbeiten werden noch zwei bis drei Jahre in
Anspruch nehmen. Entgegen früheren Plänen ist man unter
dem Zwang heutiger Verhältnisse zu einer einfacheren Aus-
stattung gekommen. Im Östsinflügel sollen sechzehn Räume
gewonnen werden, die der Städtischen Gemäldegalerie und
dem Altertumsmuseum als Heim dienen sollen. In den schon
fertigen Teilen sind bekanntlich ebenfalls Sammlungen, so
das Römisch-Germanische Zentcalmuseum sowie Repräsen-
tationsräume enthalten.


Zerstört.
llarolingischer Königshok bei Schiecler.
Aus Hannover wird geschrieben: Unweit des bekannten
Bades Pyrmont, in der Nähe des kleinen lippeschen Städt-
chens Schieber, liegt eine geschichtliche Befestigung, die unter
dein Namen Alt-Schieder in der Umgebung bekannt ist.
Wundervoller Wald umgibt die Landschaft, aus der der
Z14 Meter hohe Kalenberg ausragt. Am Westfuße dieses
Berges liegt die alte Befestigung. Man hielt sie lange Zeit
für eine Feste aus der Römerzeit, bis durch Ausgrabungen
des bekannten Altertumsforschers Prof. Dr. Schuchhardt im
Jahre 1899 sestgestellt wurde, daß es sich hier um die Reste
eines alten karolingischen Königshofes handelt. Schuchhardt
hat einen Grundriß dieser Anlage ausgenommen, der im
Kestner-Museum zu Hannover niedergelegt und auch in dem
„Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen" ent-
halten ist. Die Befestigung hat die Form eines verschobenen
Rechtecks von 260 zu 170 Meter und besteht aus einer von
Bruchsteinen mit viel Kalk erbauten, bis 1,70 Meter starken
Mauer, vor der ein wagerechter Streifen von K/z—2 Meter
Breite und ein in den felsigen Boden eingeschnittener Spitz-
graben von 1,70—2,60 Meter Tiefe liegen. Das Haupttor be-
findet sich im Südwesten; durch hakenförmige Umbiegung
der westlichen Mauer ist eine Torgasse geschaffen. Ein zweiter
Ausgang führte gleichfalls an der Westseite in die Mitte einer
Vorschanze, die jedoch infolge Mergelgrabens ziemlich zer-
stört worden war. Im Innern der Hauptbefestigung sind eine
Kapelle und zwei andere Gebäude festgestellt worden, von
denen aber nur das eine Gebäude alt zu sein scheint, während
das andere und die Kapelle dem späteren Mittelalter an-
gehören. Von der ganzen Anlage war freilich wenig mehr
zu sehen, denn die Ausgrabungen sind wieder zugedeckt, und
selbst die Umfassungsmauern sind durch Einebnung zum großen
Teil unkenntlich geworden. Die Einzelfunde (Tonscherbcn,
Axt, Messer und anderes) befinden sich im Museum zu
Detmold. Der Gegenwart mit ihren unruhigen und un-
erfreulichen Zuständen ist es nun Vorbehalten geblieben, dieses
seltene historische Bauwerk zu einem guten Teil zu zerstören.
Wenn auch alles wieder zugeschüttet war und sich über der
Feste ein Acker befand, so sind doch unberufene Leute, wahr-
scheinlich Bewohner aus dem nahen Schieber, dahinter ge-
kommen, daß da noch Mauerreste vorhanden waren, die sie
in der jetzigen Zeit der Baumaterialienknappheit verwenden
konnten. Diese Menschen haben, vielleicht ohne daß sie es
wußten, welches Verbrechen an der Vorzeit sie begingen, die
 
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