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dige Denkmäler der vaterländischen,
vor allen der sächsischen Geschichte sind,
die mancherlei Rückschlüsse auf die krie-
gerischen Verhältnisse früherer Jahr-
hunderte Anlassen, ist es wohlamPlatze,
daß wir ihnen unsere Aufmerksamkeit
nicht versagen, sie vielmehr als echte
und rechte Mehrbauten würdigen und
erforschen.
Urkunden, die sicherenAnhalt über
das Alter der Kirchen geben könnten,
sind nicht vorbanden, doch läßt die
Vergleichung der übrigen Bauweise
den Schluß zu, daß ihre Erbauung in
das 14. Jahrhundert, spätestens jedoch
in den Anfang des IS. Jahrhunderts
fällt. Die politische und kriegerische
Unsicherheit, die im 14. Jahrhundert
auch im Erzgebirge herrschte und die in
den Hussitenkriegen zu Anfang des
iS. Jahrhunderts ihren Höhepunkt er-
reichte, mag den Anlaß zur Erbauung
dieser verteidigungsfähigen Kirchen ge-
geben haben.
Die auf unsere Zeit gekommenen
Kirchen zeigen, obwohl die Bauweise sonst voneinander abweicht, eine Übereinstimmung in der Anlage ihrer
Verteidigungseinrichtungen. An sämtlichen Kirchen ist ein rund um das Bauwerk lausender Wehrgang vorhan-
den, der durch Vorkragung des hölzernen Geschoßaufbaues gebildet wird. Der Ausbau ruht aus vorstehenden
Bindern und wird durch hölzerne Streben gestützt. Der Wehrgang ist also nicht aufgezimmert, wie man es sonst
an Berchfriten, nicht turmförmigen Bauwerken und auch an den Türmen der siebenbürgischen Wehrkirchen meist
findet. Eine Abweichung in der Bauweise ist auch insofern noch festzustellen, als die Wehrgänge der sächsischen
Kirchen bis oben geschlossen sind und dadurch einen vollständigen Abschluß des Geschoßaufbaues mit dein Dache
bilden, während man den Wehrgang in Siebenbürgen nur bis etwa in Brusthöhe des Verteidigers verdeckt hat, im
übrigen aber offen läßt.
Die Wehrgänge, die eine Ilberkragung von reichlich m und eine Höhe von 2,S—3,0 m zeigen, sind aus starkem,
festgefügtem Blockwerk oder verschaltem Fachwerk erbaut. In die Wände sind kleine Auslugscharten eingeschnitten,
die später meist durch Fenster ersetzt oder ganz beseitigt wurden.
Der Fußboden läßt sich öffnen, so daß Luken frei werden, die als Gußlöcher dienten oder aus denen durch
Steinwürfe oder mit Spießen der Angriff gegen den unteren massiven Teil der Kirche und gegen die Eingänge
abgewehrt werden konnte.
Der Wehrgang steht mit dem geräumigen Kirchenboden entweder in unmittelbarer Verbindung, oder ist von
diesem, wie z. B. in Dörnthal, durch ein starkes Balkenwerk abgetrennt.
Man kann wohl annehmen, daß der Boden zur Aufnahme der wehrfähigen Bewohnerschaft des Ortes
bestimmt war, während die nicht wehrfähigen Einwohner mit ihrer Habe im massiven unteren Teil der Kirche
Unterkunft fanden.
Waren dies die allen sächsischenWehrkirchen gemeinsamen Merkmale, so mögen im nachstehenden dieBauwerke
einzeln kurz betrachtet werden. Bei der Reihenfolge gehen wir ihrer geographischen Lage von Ost nach West nach.
_ _ (Schluß folgr.)
Burgenschau.
Die mit * r ersehenen Nachrichten sind eigeneMitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Personal-Nachrichten.
Egon von Greinen 'f.
Am Donnerstag, g. 7., starb nach kurzem Krankenlager
derWirkliche Geheime Ratund Direktor im Kultusministerium
Exzellenz Or. ü. o. von Bremen, Vorsitzender des Gerichts-
hofes zur Entscheidung der Kompetenzen. Am 2l. Mai I8S2
in Bergen auf Rügen geboren, besuchte er zunächst die dortige
Volksschule, später dos Gymnasium in Potsdam und studierte
dann an der Universität in Berlin. Im Fahre 1878 Regie-
rungsassessor, war er darauf 10 Jahre, bis l88S Hilfsarbeiter
im Kultusministerium, zuletzt als Vortragender Rat, um dann
zum Direktor der Abteilung für Unterrichts-Angelegenheiten
ernannt zu werden, welches Amt er bis zu seinem Tode inne
hatte. Von seinen Werken seien genannt: das dreibändige,
1886 erschienene „Das Volksschulwescn im preußischen
Staat", das 1906 erschienene „Die preußische Volksschule"
uud das 1SO6 erschienene „Schulunterhaltungsgesetz". Ex-
zellenz von Bremen entstammte einer Familie von altem
spanisch-niederländischem Adel, die zu Albas Zeiten nach
Deutschland gekommen war. Einer seiner Vorfahren im
18. Jahrhundert war der schwermische Minister Franz von
Bremen (1646 bis 1727). Im Jahre IS03 übersiedelte Herr
von Bremen nach Grunewald, wo er sich in der K'vnigsallee Z4
eine Villa errichtete. Er war verheiratet mit Ella geb. Schultz
und hinterläßt zwei Kinder, eine Tochter Hertha und einen
Sohn Gerd.
dige Denkmäler der vaterländischen,
vor allen der sächsischen Geschichte sind,
die mancherlei Rückschlüsse auf die krie-
gerischen Verhältnisse früherer Jahr-
hunderte Anlassen, ist es wohlamPlatze,
daß wir ihnen unsere Aufmerksamkeit
nicht versagen, sie vielmehr als echte
und rechte Mehrbauten würdigen und
erforschen.
Urkunden, die sicherenAnhalt über
das Alter der Kirchen geben könnten,
sind nicht vorbanden, doch läßt die
Vergleichung der übrigen Bauweise
den Schluß zu, daß ihre Erbauung in
das 14. Jahrhundert, spätestens jedoch
in den Anfang des IS. Jahrhunderts
fällt. Die politische und kriegerische
Unsicherheit, die im 14. Jahrhundert
auch im Erzgebirge herrschte und die in
den Hussitenkriegen zu Anfang des
iS. Jahrhunderts ihren Höhepunkt er-
reichte, mag den Anlaß zur Erbauung
dieser verteidigungsfähigen Kirchen ge-
geben haben.
Die auf unsere Zeit gekommenen
Kirchen zeigen, obwohl die Bauweise sonst voneinander abweicht, eine Übereinstimmung in der Anlage ihrer
Verteidigungseinrichtungen. An sämtlichen Kirchen ist ein rund um das Bauwerk lausender Wehrgang vorhan-
den, der durch Vorkragung des hölzernen Geschoßaufbaues gebildet wird. Der Ausbau ruht aus vorstehenden
Bindern und wird durch hölzerne Streben gestützt. Der Wehrgang ist also nicht aufgezimmert, wie man es sonst
an Berchfriten, nicht turmförmigen Bauwerken und auch an den Türmen der siebenbürgischen Wehrkirchen meist
findet. Eine Abweichung in der Bauweise ist auch insofern noch festzustellen, als die Wehrgänge der sächsischen
Kirchen bis oben geschlossen sind und dadurch einen vollständigen Abschluß des Geschoßaufbaues mit dein Dache
bilden, während man den Wehrgang in Siebenbürgen nur bis etwa in Brusthöhe des Verteidigers verdeckt hat, im
übrigen aber offen läßt.
Die Wehrgänge, die eine Ilberkragung von reichlich m und eine Höhe von 2,S—3,0 m zeigen, sind aus starkem,
festgefügtem Blockwerk oder verschaltem Fachwerk erbaut. In die Wände sind kleine Auslugscharten eingeschnitten,
die später meist durch Fenster ersetzt oder ganz beseitigt wurden.
Der Fußboden läßt sich öffnen, so daß Luken frei werden, die als Gußlöcher dienten oder aus denen durch
Steinwürfe oder mit Spießen der Angriff gegen den unteren massiven Teil der Kirche und gegen die Eingänge
abgewehrt werden konnte.
Der Wehrgang steht mit dem geräumigen Kirchenboden entweder in unmittelbarer Verbindung, oder ist von
diesem, wie z. B. in Dörnthal, durch ein starkes Balkenwerk abgetrennt.
Man kann wohl annehmen, daß der Boden zur Aufnahme der wehrfähigen Bewohnerschaft des Ortes
bestimmt war, während die nicht wehrfähigen Einwohner mit ihrer Habe im massiven unteren Teil der Kirche
Unterkunft fanden.
Waren dies die allen sächsischenWehrkirchen gemeinsamen Merkmale, so mögen im nachstehenden dieBauwerke
einzeln kurz betrachtet werden. Bei der Reihenfolge gehen wir ihrer geographischen Lage von Ost nach West nach.
_ _ (Schluß folgr.)
Burgenschau.
Die mit * r ersehenen Nachrichten sind eigeneMitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Personal-Nachrichten.
Egon von Greinen 'f.
Am Donnerstag, g. 7., starb nach kurzem Krankenlager
derWirkliche Geheime Ratund Direktor im Kultusministerium
Exzellenz Or. ü. o. von Bremen, Vorsitzender des Gerichts-
hofes zur Entscheidung der Kompetenzen. Am 2l. Mai I8S2
in Bergen auf Rügen geboren, besuchte er zunächst die dortige
Volksschule, später dos Gymnasium in Potsdam und studierte
dann an der Universität in Berlin. Im Fahre 1878 Regie-
rungsassessor, war er darauf 10 Jahre, bis l88S Hilfsarbeiter
im Kultusministerium, zuletzt als Vortragender Rat, um dann
zum Direktor der Abteilung für Unterrichts-Angelegenheiten
ernannt zu werden, welches Amt er bis zu seinem Tode inne
hatte. Von seinen Werken seien genannt: das dreibändige,
1886 erschienene „Das Volksschulwescn im preußischen
Staat", das 1906 erschienene „Die preußische Volksschule"
uud das 1SO6 erschienene „Schulunterhaltungsgesetz". Ex-
zellenz von Bremen entstammte einer Familie von altem
spanisch-niederländischem Adel, die zu Albas Zeiten nach
Deutschland gekommen war. Einer seiner Vorfahren im
18. Jahrhundert war der schwermische Minister Franz von
Bremen (1646 bis 1727). Im Jahre IS03 übersiedelte Herr
von Bremen nach Grunewald, wo er sich in der K'vnigsallee Z4
eine Villa errichtete. Er war verheiratet mit Ella geb. Schultz
und hinterläßt zwei Kinder, eine Tochter Hertha und einen
Sohn Gerd.