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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 6
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Sieghardt, August: Das ehemalige fürstbischöfliche Lustschloss Seehof bei Bamberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0062
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56

Das ehemalige fürstbischöfliche Lustschloß
Seehof bei Bamberg.
Von August Sieghardt, Kufstein.
Das Ende des siebzehnten und der Beginn des achtzehnten Jahrhunderts darf man mit Recht als eine der
glanzvollsten Epochen der Kulturgeschichte des Hochstiftes Bamberg bezeichnen. Was während dieser Zeitspanne
durch die ebenso kunst- wie prachtliebenden Fürstbischöfe von Bamberg und Würzburg aus dem fränkischen
Grafengeschlechte der Schönborn an kirchlichen und profanen Bauten in Franken entstand, bildet noch heute nicht
nur den Stolz jener nordbayrischen Gaue, sondern hat ihnen auch in kultureller und kunstgeschichtlicher Beziehung
den Stempel hervorragender architektonischer Eigenart ausgedrückt. Besonders Bamberg, die oberfränkische
Siebenhügelstadt, deren Schönheit König Friedrich II. von Preußen einst zu dem Ausspruch begeisterte, daß
er die Stadt Nürnberg, falls sie ihm gehörte, zu Bamberg verzehren würde, hatte sich einer bedeutenden bau-
künstlerischen Verschönerung durch die Fürstbischöfe zu erfreuen, so daß sie binnen weniger Jahrzehnte zu einer
der herrlichsten Städte Süddeutschlands heranblühte.
So sehr nun die hohen Kirchenfürsten ihre Residenz Bamberg zu verschönern trachteten und so sehr sie sich
darin gefielen, in deren Mauern eine Leben voll Glanz und Reichtum zu führen, so stark mochten sie hin und wieder
das Bedürfnis nach einem in der Nähe liegenden Aufenthaltsort empfunden haben, der ihnen neben der beschau-
lichen Ruhe des Landlebens doch auch den Genuß künstlerischer Dinge ermöglichte. Diesen Wunsch nach
Erbauung eines solchen Ruhesitzes hegte man schon zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts und zwar hatte man
hierzu als Platz den im Osten der Stadt gelegenen, 10 000 Tagwerk großen Hauptsmoorwald erwählt,
der sich in einer Länge von 2 Stunden und in einer Breite von l Stunde bis aus die Iurahöhen hinzieht und dessen
uralter Bestand stämmiger Föhren wegen des vorzüglichen Wuchses und der Festigkeit des Holzes schon von alters-
her als Mastbäume Verwendung fand. Sein großer wirtschaftlicher Wert wurde schon vor Jahrhunderten erkannt
und der Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn hatte gewiß nicht Unrecht, wenn er zu Anfang
des 18. Jahrhunderts an seine Hofkammerräte in Bamberg schrieb, „daß ihm unter allen Neichtümern des Bam-
berger Hochstistes seine Waldungen die Perle bedeuten, die unbedingt geschont werden müsse."
Inmitten dieses Hauptmoorwaldes befanden sich in frühester Zeit mehrere Seen, deren größter an der so-
genannten „Breitenmi" lag und an dessen Ufern ein einfaches Seehaus stand, das dem Fischer zur Wohnung
diente. Der Name „Seehaus" kommt bereits im Jahre 1426,urkundlich vor. Zn einer Urkunde des Jahres 1484
heißt das Haus „Sehehosf" an der Memmelsdorfer Straße. Der erste Bamberger Kirchenfürst, der sich dieser
Siedlung annahm, war Fürstbischof Johann Georg Zobel von G i e b e l st a d t. Er ließ im Jahre 1500 das
(für 25 fl. er-
baute) alte See-
haus einreißen
und ein größe-
res ausführen,
ebenso legte er
auch einen Gar-
ten mit einer
reich verzierten
Wassergrotte
lim das neue
Halis an.
Die Geschich-
te berichtet uns
nun jahrzehnte-
lang nichts von
Seehof; doch
geht aus den
in den Bam-
berger Archiven
lagerndenNech-
nungen hervor,
daß von 1613
bis 1635 sehr
viel in Seehof
gebaut wurde
und das ehe-
mals unansehn-
liche Seehaus
allmählich ein
stattliches Jagd-
 
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