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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 3
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0034
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Burgenschau.
Die mit * versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Wiederherstellungen.
Pirna.
Zum Ausbau des Kapitelsaals im alten Kloster für Unter-
bringung des städtischen Museums in Pirna hat ein unge-
nannter Pirnaer Bürger 25 000 M. zur Verfügung gestellt.
Der Sächsische Altertumsverein hat bei seinem diesjährigen
Ausflug den Kapitelsaal besichtigt und sich für seine Wieder-
herstellung zu dem genannten Zwecke ausgesprochen. Es ist
sehr erfreulich, daß dieser Wunsch nun erfüllt werden kann.
Das städtische Museum, das jetzt in der Gewerbeschule unter-
gebracht ist, wird in dem Kapitelsaale einen stimmungsvollen
Raum für seine Sammlungen erhalten.
Verschiedenes.
Das L-anclesamt kür Denkmalpflege über den
Abbruch cles Schlosses iKeusa.
Zn seiner Sitzung vom 14. Dezember hat das Landesamt
für Denkmalpflege mit Bedauern davon Kenntnis genommen,
daß das im Jahre 1910 von der Stadt Plauen i. V. erworbene
Schloß Reusa schon unter den Vorbesitzern in einen solchen
Zustand baulichen Verfalls geraten war, daß es nur mit einem
unverhältnismäßigen Kostenaufwand für eine nützliche Ver-
wendung hätte hergestellt werden können und deshalb zufolge
eines schon im Jahre ISIS vom Stadtrat gefaßten Beschlusses
nunmehr abgebrochen wird.
Weiter beschloß das Landesamt in Uebereinstimmung mit
dem ständigen Ausschuß des Deutschen Tages für Denkmal-
pflege für Erhaltung der fürstlichen Schlösser in Sachsen ein-
zutreten, die zu den wertvollsten geschichtlichen und kunstge-
schichtlichen Denkmälern des Landes gehören. Durch die von
verschiedenen Seiten angeregte Herrichtung und Verwendung
zu öffentlichen Zwecken würden sie Gefahr lausen, daß ihre
unersetzlichen Werte an Architektur wie an innerer Ausstattung
zugrunde gehen oder Schaden erleiden. Wie die französische
Republik die Schlotzbauten des französischen Königtums und
Kaisertums sorgfältig schont und von jeder ihrer nicht würdigen
Benutzung sreigehalten hat, so wird auch von der sächsischen
Regierung zuversichtlich erhofft, daß sie dies künstlerische Erb-
teil des ganzen Volkes unberührt erhält und mit Rücksicht auf
die Forderungen der Kunst weisheitsvoll verwaltet. Soweit
die bisher vom König benutzten Schlösser ihre alte künstlerische
Ausstattung im Innern bewahrt haben, wie dasMoritzburger,
das Pillnitzer Schloß und das Nesidenzschloh in Dresden,
sollten sie als Kunstwerke gepflegt und der Oesfentlichkeit in
derselben Weise wie die Museen zugänglich gemacht werden.
Im Herbst ISIS blickt das Landesamt für Denkmalpflege
(früher Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmälcr) auf
eine 25 jährige Wirksamkeit zurück.
Karlsveiein rur Restauration des Aachener
Münsters.
Der Verein hielt am Sonntag seine diesjährige General-
versammlung ab unter dem Vorsitze des Herrn Beigeordneten
Dr. Talbot. Dem von Herrn Landgerichtsrat Oppcnhoff
erstatteten Jahresberichte ist zu entnehmen: Die Zahl der
Mitglieder beläuft sich gegenwärtig auf 510. Gestorben sind
im Laufe des Vorjahres IS; dem verstorbenen langjährigen
Schriftführer Herrn Geh. Studienrat Dr. M. Scheins widmet
der Vorsitzende warme Worte. Das Andenken aller Verstor-
benen wurde in üblicher Weise geehrt. Im weiteren wurde
ausgeführt, daß der sog.„Eiserne Bestand" zur Erhaltung und
Sicherung des Münsters nahezu aufgebraucht und teilweise
festgelegt sei. Es gelte also Mittel und Wege zu schaffen, um

es dem Verein zu ermöglichen, seiner Aufgabe vor allem
indiesen schweren Zeiten, wo derselbe
seinen hohen Protektor verloren habe,
auch fernerhin gerecht zu werden.
Den Baubericht erstattete der Münjterbaumeister Pro-
fessor Buchkremer; in dem Berichte wurde Aufschluß gegeben,
wie die Schäden am hohen Chor beseitigt werden können und
wie weit das bisher gelungen. Ein Teil des Leitergerüstes in:
Chore konnte beseitigt werden. Die Arbeiten haben sich vor
allem mit der Sicherung des Chorgewölbes zu befassen; Aus-
schmückung, Fensterverglasung ujw. muß zurücktreten. Zn
besonderen Gutachten sind die Richtlinien niedergelegt, die
sich aus die Sicherung beziehen. Neben sonstigen Maßnahmen
hierzu tritt eine zentrale Verankerung der Chorgewölbe im
Anschluß an das Oktogon. Auch von einer Ringverankerung
erhofft man günstige Erfolge. Mit den Sicherungsarbeiten
mußte begonnen werden, noch ehe die abgesandten Gutachten
an die Behörden wieder hier eintrafen. Bisher sind für die
oorgenommenen Arbeiten über 127 OSO Mark aufgcwendet
worden. Eine Neuverglasung ist vorgesehen; in der Chorhalle
wurden die Pfeiler und die Wandflächen instandgesetzt. Die
Maßnahmen der Sicherung des Münsterbaues und der Reli-
quien gegen Fliegergefahr haben einen Teil der Geldmittel in
Anspruch genommen, so daß die Arbeiten zur Sicherung des
Baues unterbrochen wurden. Inzwischen sei es doch gelungen,
dieMarmorbekieidung desOktogons einerReinigung zu unter-
ziehen, die Wiederherstellung der Nikolauskapelle soll für die
nächste Zeit als besondere Aufgabe betrachtet werden. Die
Vorarbeiten seien weit vorgeschritten. Redner schließt mit
dem Hinweis auf die Geschenkgeber, die den Verein in seinen
Aufgaben unterstützten.
Dem vom Schatzmeister Oster vorgetragenen Kassenbe-
richte ist zu entnehmen, daß vom „Eisernen Fonds" etwa
100 000 Mark aufgezehrt sind. Die Einnahmen belaufen sich
auf 82 000 Mark, die Ausgaben auf 58 000 Mack, der Bestand
auf 24 492 Mark. Seitens der Kassenprüfer Lhissen und
Beissel wird dem Schatzmeister Entlastung für den Kassen-
bericht des Vorjahres erteilt. Zu den: Kassenberichte wies
der Vorsitzende auf den schlimmen Zustand des Münsterchores
hin, der bei Eintritt etwa eines Orkans ein Opfer werden
müsse. Schwer seien die Zeiten, ernst die Lage; hoffentlich
würden Stadt, Provinz und Reich auch ferner mit Mitteln
nicht zurückhalten. Für die Wiederherstellung der wichtigsten
Teile seien 1Z0 000 Mark erforderlich, für die Sicherung des
ganzen 170 000 Mark. Es sei zu hoffen, daß Aachens Bürger-
stolz auch in diesen schweren Zeiten nicht erloschen sei, handle
es sich doch darum, auch der Nachwelt ein Bauwerk zu sichern,
das der Stolz und die Freude der Vorfahren durch Jahr-
hunderte war. ^
Herr Stiftspropst Dr. Kaufmann dankte dem Karlsverein
sowie allen Wohltätern. Es sei zu hoffen, daß auch das im
Umlauf begriffene Rundschreiben an die Bürgerschaft nicht
vergeblich sei. Gerade in diesen „entarteten" Zeiten (wie
Redner mehrmals betonte) sei es besonders angebracht, in
Dankbarkeit des edlen Fürsten zu gedenken, der seit Jahr-
zehnten dem Karlsverein ein wohlwollender Freund und Be-
schützer war. Nie werde das dankbare Andenken an den
einstigen Kaiser in den Herzen der Seinen verlöschen. Redner
empfiehlt Erhöhung des bisherigen Mitgliedsbeitrages und
eifriges Werben um neue Mitglieder. Die beiden Begriffe:
Dankbarkeit und Erinnerung dürften auch in der Jetztzeit aus
dem Leben nicht etwa ausgeschaltet werden. Nach dem ge-
hörten Kassenbericht sei das fernere Wirken des Karlsvcreins
nur durch die Mithilfe der Stadt, Provinz, des Reiches und
nicht zuletzt der Bürgerschaft als sichergestelltzu betrachten.
Bei der Vvrstandswahl wurden die nach den Satzungen
ausscheidenden 9 Vorstandsmitglieder durch Zettelwahl
wieder-, sowie Herr Beigeordneter Lalbvt zum Vorsitzenden
gewählt.

Verantwortlicher «Schriftleiter: Prof. Bodo Ebhardt, Berlln-Grunewald. — Verlag: Burgoerlag. G. m. b. H., Berlin-lLrunewald.
4>rurt: Imberg LLefson s. NI. b. Berlin SW 4S, Wlchelmstratze I w.
 
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