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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 4
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Bilder aus dem Elsaß
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0045
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Bilder
aus dem Elsaß.
NsWZktzeber Neichenweier haben
wir bereits in Heft 2 dieses
Jahrganges einige kürzere
Nachrichten gebracht. Wir
geben heute noch ein besonders schönes
Bild wieder, Hos und Stall in einem
Reichenweier Bürgerhaus. Beson-
ders kennzeichnend für die elsässische
Bauart sind die Holzumgänge, die
reich geschnitzten Hofgeländer sowohl,
wie der im Vordergründe stehende,
in Stein gefaßte Hosbrunnen, bei dem
noch das Kettenrad in der alten Form
vorhanden ist. Von dem künstlerischen
Eindruck des Hofes, gibt unser Bild
genügend Kunde. Es zeigt auch, in
welchem echt deutschen Formenkreis
die Baumeister jener Tage arbeiteten.
Gerade Reichenweier ist nicht nur be-
rühmt durch seine vor anderen elsässi-
schen Weinarten bevorzugten Ge-
wächse, sondern auch durch eine Fülle
von alten schönen Bauten, die erhalten
geblieben sind, da die Stadt seit dem
16. Fahrhundert kaum besondere Umbauten und Aenderungen erfahren hat und von Feuer und Schwert in den
Kriegen der letzten Jahrhunderte gnädig verschont geblieben ist.
Unter den Denkmalen Reichenweiers sind noch zu nennen: Das alte Schloß, das bereits in Heft 2 erwähnt
ist, ferner die Pfarrkirche, die bereits im Jahre 1284 erwähnt wird, die aber im Jahre 1784 durch eine neue Kirche
ersetzt wurde. Ferner das Augustinerkloster, welches durch Heinrich IV. von Nappoltsstein 1297 gegründet wurde.
Das Kloster wurde 1792 ausgehoben und nun seit 1807 wieder verwandt als Kloster und Kirche der Schwestern
der göttlichen Vorsehung. Ein zweites Kloster, Sankt Morand, wurde bereits ebenso früh erbaut, doch wurde es im
Jahre 17S0 vollständig zerstört. Die Stadt enthält auch viele Höfe älterer Adligen, so der Herrn von Kastell, der
Hof der Herrn von Bolsenheim, der Barfüßlerhof, der Giersbergerhof, der Ratsamhauserhof und viele andere.
Nach dem Raub des Elsaß kam 1673 Ludwig XIV. nach Rappoltsweiler. Dort wurde 1724 der Sohn
des Pfalzgrafen Christian III. von Birkenfeld geboren. Prinz Max Joseph, der letzte Gras von Rappoltsstein und
späterer König von Bayern, hielt 1773 seinen Einzug in Rappoltsweiler.

Inzwischen hat leider eine für die Kunstwerke sehr bedenk-
liche praktische Ausnützung der leerstehenden Räume der Kgl.
Schlösser begonnen. In den bisher vom Kabinett benützten
Zimmern ist die Zentralstelle des Gencralstabs, in den Zim-
mern am Damengang das Pressebüro des Kriegsministcriums,
in den früher von der Herzogin von Modena bewohnten
Räumen das Hauptkrankenbuchlager der Militärstellen unter-
gebracht (!). Dem Roten Kreuz sind wie bisher die Nibc-
lungensäle und in Zukunft noch die bisherigen Büros des
Oberstkämmereramtes Vorbehalten. Im Wittelsbacher Palast,
der gleichfalls Staatseigentum und von der kgl. Familie ge-
räumt ist, befinden sich zurzeit die Büros des Garnisonsarztes,
der Stadtkommandantur und die der bayerischen Landes-
fettstelle(l). Im Nymphenburger Schlosse, das zuletzt von
Prinz Karl, Prinz Franz und seiner Familie, der herzogl.
Familie von Calabrien, die sämtlich vorläufig nach Leutstetten
übergesiedelt sind, und von Prinz Ludwig Ferdinand und
seiner Familie bewohnt war, befinden sich jetzt, außer den
noch für einige Zeit gemieteten Wohnräumen des Prinzen
Ludwig Ferdinand im Mittelbau, die Kavallerieinspektion
und die Regnncntsinspektion in den Seitenbauten. In den
langgestreckten Dienerschafts- und Marstallgcbäuden werden,
soweit diese noch nicht vorhanden sind, Kleinwohnungen ein-

Burgenschau.
Die mit » versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Verschiedenes.
Gran<j im Schloß Karl Skoclas.
Man meldet uns aus Pilsen, 7. d.: Im Schlosse Zinkau
des Generaldirektors der Skodawerke Dr. Karl Skoda ist
heute abends ein Brand ausgebrochen, wahrscheinlich infolge
eines schadhaften Kamins. Ein Teil des rückwärtigen Traktes
fiel dem Feuer zum Opfer. Der Pilsner Feuerwehr, die tele-
phonisch requiriert wurde, gelang es, des Brandes Herr zu
werden, ohne daß allzugroßer Schade angerichtet wurde.
Die ehemals Kgl. Schlösser in fldünchen
unterstehen bekanntlich dem Finanzministerium, dessen Obhut
die Gebäude und ihre kostbare Ausstattung anvertraut sind.
Die in Benützung und im persönlichen Besitz der kgl. Familie
gewesenen Gebrauchsgegenstände wurden nach dein Leuchten-
bergpalais, dem Eigentum des früheren Königs, überführt.
Seit dem I. Januar haben die in der Residenz untergebracht
gewesenen Hofämtcr aufgehört zu bestehen.


Abb. 42. Reichenwcier.
 
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