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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 1
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Bilder aus dem Elsaß
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Wenzel, Ernst: Alte Munition
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0008
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teilen ein Ende machte. Von allen Höhen umher grüßen die Trümmer mächtiger Burgen, der Burg Landsberg,
des schon erwähnten Bärnstein und die Scherweiler Schlösser Ortenberg und Ramstein.
Dambach selbst ist noch heute rings von seinen mittelalterlichen Mauern und dem Graben umgeben. Es um-
schließt eine Fülle malerischer alter Häuser und ist, wie fast alle kleineren elsässischen Städte, durch die französische
Besitzergreifung, die das Land von jedem sogenannten Kulturfortschritt bis 1871 vollständig abschnitt, gerade durch
diesen Umstand völlig in seiner alten deutschen Schönheit erhalten geblieben.

Alte Munition.
Von E. Wenzel, Magdeburg.
er heutige Soldat, der im Höllenseuer der Granaten, Schrapnells, Minen und klein-
kalibrigen Geschosse gestanden hat, würde gewiß über die Geschosse älterer Kriegsmaschinen
spotten und selbst die Artilleriewirkung früherer Kriege als harmlos empfinden; hat doch
eben keine Zeit so furchtbare Geschosse erfunden und verwendet als die neueste Zeit, die
Zeit der höchst entwickelten Technik.
Die Geschosse, die die kriegserfahrenen Völker des Altertums aus ihren Schleuder-
maschinen, Steil- und Flachbahngeschützen schleuderten, waren Steine, behauen und un
behauen, Bleikugeln und Pfeile; ihre größte Reichweite betrug an 300 m. Aus Taschen-
schleudern, Handballisten und Stockschleudern wurden sichelförmige Bleigeschosse, vielfach
versehen mit dem Stempel des Truppenteils, Kieselsteine, Kugeln von Ton, mit kurzen
Pfeilen und Bolzen verschossen. Eine Massen- oder Sprengwirkung war so gut wie ausgeschlossen und nur beim
Zerspringen von Steinen beim Aufschlag möglich.
Ungleich furchtbarer waren schon die Geschosse, die das Mittelalter aus den den antiken Kriegsmaschinen nach-
gebildeten Wurfmaschinen zur Anwendung brachte. Die Bliden vermochten bis zu 30 Zentner schwere Steine zu
schleudern. Aus ihnen wurden auch brennende Pechsässer, Schwefeltöpse, selbst Aas und Menschenkot in belagerte
Plätze geworfen. Die den römischen Flachbahngeschützen nachgebildeten Mangen verschossen Bolzen von bedeu-
tender Durchschlagskraft. Beide Kriegsmaschinen blieben lange nach Einführung derPulverwassen noch in Gebrauch.
Hatte inan bei diesen Wursmaschinen auch schon Feuer in Raketensorm verwendet und hatten die Byzantiner
einen Explosivstoff als Wursfeuer nach Art unserer Flammenwerfer gebraucht, so war es aber doch erst den eigent-
lichen Feuerwaffen Vorbehalten, die treibende Kraft des Explosivstoffes zu voller Wirkung zu bringen. Über die
Munition der älteren Feuerwaffen belehren uns am besten die Feuerwerksbücher, die mit geringen Abweichungen
fast alle auf eine Quelle zurückgehen. Darnach wurde schon früher an Pulver das einfache Mehlpulver und das
bessere Körnerpulver verwendet. Die steinernen Geschosse wurden im Laufe der Zeit immer mehr glatt hergestellt,
um die Rohrwandungen zu schonen oder mit einem 1—2 mm starken Bleiüberzug versehen und, um beim Schuß
aus Mauerwerk das Zerspringen zu verhüten, mit eisernen Reisen kreuzweise gebunden, wohl auch zur Erhöhung
der Schwere mit Blei ausgegossen. Bald tauchen auch Eisenkugeln aus, anfangs geschmiedet, dann allgemein
gegossen, Klöße oder Klötze genannt, daher Klotzloch für die Mündung des Rohres. Als Munition für kleinere
Feuerwaffen, wie Handkanonen, Haken und Pistolen (Pischalle, Betstolen) wurden Bleikugeln, je nach Größe
bis zu 15 Pfund schwer verwendet. Vereinzelt stößt man auch schon aus Hohlkugeln mit Zündern, Bomben von
bomba -- Zünder. Zn der Erfindung von allerlei Feuerwerk ging man sogar so weit, daß man Tieren brennende
Töpfe anhing und sie zur Brandstiftung verwendete. Bei der großen Verschiedenheit der Geschütztypen schwankte
das Gewicht der Kugeln sehr; um die Kaliber der Kugeln feststellen zu können, wurden bei jedem Artilleriestück
ringförmige Hohllehren mitgeführt.
Einen vorzüglichen Einblick in das Munitionswesen des 16. Jahrhunderts gewährt uns eine Handschrift vom
Ende desselben mit dem Titel „Waß ordnung und fleiß sich ein tzeugwart mit allem geschoh und umeicly auch
Andern in ein heughaus gehörig halten und gebrauchen soll." Als notwendige Bestandteile zur Pulverbereitung
bezeichnet sie Salpeter, Schwefel, Kohle, Selarmoniak, Kampfer, Arsenik und Merkur als Sublimatum und
Fondum, Salpratzika, Attranunt und Spangrum, zur Feuerstärkung Terpentin. Nach ausführlichen Rezepten
zur Salpeterbereitung wird auch angegeben, wie man ihn vergiften kann, um vergifteten Rauch zu entwickeln.
Die Kohle zur Pulverbereitung wird am besten mit ausgewaschenen Leinentüchern gewonnen. Als brauchbare
Hölzer zur Kohlenbereitung werden Wachholder, Faulbaum und Haselnuß bezeichnet, zu geringem Pulver Kohle
von Linden-, Erlen- und Tannenholz empfohlen. Aus der Abb. 8 von allerlei Sturmseuerwerk sieht man links
oben eine Granate, bestehend aus einein Eisenkorb mit Kugeln, der in einen Sack gesteckt wurde, um das Spreng-
pulver zu fassen. Für die Granaten wurde ein Handböller mit eisernem Stiel verwendet, mit dem man Granaten
aus kurze Entfernungen werfen konnte. Die Schleuder für Handgranaten war auch noch im 17. Jahrhundert im
Gebrauch. Einfach war die Herstellung von Granaten aus einem irdenen, mit Kugeln und Pulver gefüllten Topf,
der sogen. Sturmhasen. Für Feldkanonen kamen außer steinernen und eisernen Vollkugeln auch Stangen- und
Kettenkugeln in Betracht, zum Sprengen von Toren verwandte man Petarden. Als einen großen Fortschritt
mutz man es bezeichnen, daß die Stadt Hanau a. M. schon im Jahre 1544 „Ladungen von Poppeier gemacht, die
gefüllt sind mit Pulver", zu ihrem leichten Geschütz herstellt, während zu großen Stücken immer noch das Pulver
 
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