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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 1
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Stolberg, Friedrich: Burgruine Drachenfels im Wasgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0005
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in den ehemaligen Burghof. Mächtig strebt die an dieser Stelle 30 Meter hohe Felswand vor dem Beschauer empor,
glatt und unersteiglich, von breiten Ueberhängen und wabenartigen Verwitterungsgebilden (Windschliffen) durch-
setzt. Zur Linken, an den Fels angelehnt, steht ein aus Buckelguadern errichteter Turm 6, ein kleinerer Bruder des
großen Torturmes. DieserTurm enthält zwei übereinander liegende tonnengewölbte Räume, an den unteren schließt
sich eine dunkele, aus dem Gestein ausgehauene Kammer an. Die Räume sind 4 bis 6 Meter groß und durch Bogen-
fenster an den Schmalseiten erhellt. Dein Turm gegenüber liegt der große Keller 2. Dieser ist 33 Meter lang und
am Eingang 7 Meter breit, gegen sein Ende verengt er sich auf fast 3 Meter. Der Keller ist mit einem durchgehenden
Tonnengewölbe überdeckt und durch Quermauern in mehrere Abteilungen geschieden, deren eine den Brunnen 4
enthält. Dieser Brunnen ist im oberen Teil gemauert und erweitert sich flaschenförmig nach unten, so daß man
an eine Cisterne denken könnte, eine Annahme, gegen die aber die Lage des Brunnens in dem geschlossenen Gewölbe
spricht. Zurzeit ist der Brunnen bis zum Rande verschüttet und das mittlere Drittel des Kellers'eingestürzt. Drei
weite Lichtöffnungen führen vom Keller durch 3 bis 5 Meter starke Maucrmassen nach außen. Vom großen Keller
aus gelangt man in das anstoßende Mittelgeschoß 3 des Tor-
turmes. Es ist dies ein 5,73 auf 6,80 Meter großer Raum
und von einem eigenartigen parabolischen Gewölbe überdeckt,
welches 4,40 Meter Scheitelhöhe hat. Erleuchtet wird der
Raum durch eine lange, schlitzförmige Scharte in der West-
wand, der einzigen Scharte am ganzen Torturm. Ebenfalls in
der Westwand öffnet sich eine 0,65 Meter breite Tür nach einer
gänzlich verfallenen Wendeltreppe von 1,80 Meter Durch-
messer, welche in das oberste Geschoß des Turmes hinaufführte.
Das Gehäuse dieser Treppe springt über die Flucht derAuhen-
mauer vor und bildet dort, gerade über deni innern Burgtor
einen Erker. Das hohe Gewölbe des mittleren Turmgeschosses
reicht mit seinem Stich und seiner Hintermauerung bis in das
dritte Geschoß hinein, so daß hier nur Platz für einen schmalen
Gang bleibt, der bei der genannten Wendeltreppe seinen An-
fang nimmt und um den inneren Mauerköpcr rechtwinkelig
herumläuft. Der Gang ist mit einem Tonnengewölbe gedeckt
und weist auf der Süd- und Westseite je eine große Fenster-
öffnung auf. Ein Teil des Ganges ist eingestürzt und das
ganze Obergeschoß mit Schutt und wucherndem Gestrüpp
erfüllt. Eine Aufräumung tüte hier dringend not.
Westlich dieser Turm- und Gewölbeanlagen erstreckt sich
der schmale Burghof bis zu dem breiten Enschnitt 6, welcher
den östlichen Felsen vom westlichen trennt und so die Burgan-
lage in zwei Hälften scheidet. Der von Natur bereits vor-
handene Einschnitt ist künstlich erweitert worden und seine
Wände sind senkrecht abgeglättet. Bewehrt war dieser Burg-
teil durch den runden Turm 7 und durch Abschlußmauern,
deren nördliche bastionenartig im Halbrund vorspringt. Balken-
auflager an Mauern und Felsen, sowie Reste eines gewölbten
Kellers deuten auf ein hier vorhanden gewesenes größeres
Gebäude hin, in dem man den Palas der Burg erkennen
will. Die Lage eines Palas in diesem Einschnitt, der durchaus den Charakter eines Halsgrabens hat, ist aber
nicht recht wahrscheinlich und wäre zum mindesten ungewöhnlich. Näher liegend ist es, die Stelle des Palas
über dem großen Keller 2 zu suchen.
Aus dem Einschnitt 6 leitete eine jetzt verfallene Wendeltreppe 8 zur Plattform des westlichen Felsens hinaus.
Dieser westliche Fels ist 60 Meter lang, 25 Meter hoch und heute völlig unzugänglich. Ein schmaler Zwinger zieht
sich bei dem Turm 8 beginnend, an seinem Fuße bis zum Ende entlang. Hier führt eine ausgehauene Treppe,
mit Spuren von Türanschlägen, aus dem Zwinger hinab (vergl. Lageplan), zu einem, aus der Felswand heraus-
gearbeiteten, großen Troge mit Einlaufrinnen für herabrieselndcs Regenwasser (Tränke). Augenscheinlich befand
sich hier ein Nebeneingang in die Burg. Außer der Wendelstiege 8 vermittelte eine ausgehauene Treppe, die hoch
über dem Zwinger beginnt und nur durch eine abwerfbare Leiter zu erreichen war, den Aufstieg zum westlichen
Fels. Soweit von unten erkennbar ist, enthält die Klippe mehrere ausgehöhlte Räume.
Heute noch besteigbar und bis aus die äußerste Spitze hinauf zugänglich ist die östliche, 80 Meter lange Sand-
steinmasse, der Hauptfels der Burg. Zwei Aufstiege führen von der 'Unterburg nach oben. Der erste (d) beginnt
bei dem Turm 5. Hier leitet ein in die Felswand eingearbeiteter Treppengang am Eingang zum Obergeschoß des
Turmes 5 vorbei, zu einer Felsenkammer 1t. Von dort biegt der Gang rechtwinkelig um, durchbohrt den Fels
in der Richtung Süd-Nord und mündet in die runde Felskammer 12. An diese schließen sich der ebenfalls ausgehauene
aber oben offene Raum 13, sowie die dunkle Felskammer 14 an. Einige weitere Stufen bringen uns aus die Haupt-
plattform 17 des Steines. Hier stehen wir 20 Meter über dem Burghofe auf schmalem luftigen Grate. Vor uns
bäumt sich wie ein Ungeheuer der eingangs erwähnte Felskops auf, ein natürlicher Bergfried, der in der Geschichte
 
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