Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Wenzel, Ernst: Alte Munition
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0009
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7

aus den Tonnen und Säcken in Pulvermaße, Sehboden und auswechselbare Kammern gefüllt werden mußte, was
zeitraubend und gefährlich war. Für Handfeuerwaffen kamen Papierpatronen erst im Jahre 1670 auf.
Das 17. Jahrhundert zeigt das Bestreben, namentlich nach den Erfahrungen des 30 jährigen Krieges, das
Geschützwesen zu vereinfachen, die Munition aber zu vervollkommnen. Den Mörsern und Böllern wird infolge
Vermehrung der Brandgeschosse eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet. Die Handgranaten werden zu einer
allgemein brüuchlichen Waffe, besondere Truppen zu ihrer Handhabung ausgebildet. Diese Granaten hatten
7—8 em Durchmesser und etwa 1 KZ Gewicht. 25—30 Handgranaten aus einem passenden Brett in einen Mörser
getan, bildeten den Rebhühner-, Wachtel- oder Spiegelwurf. Die Handböller wurden durch Granatgewehre mit
Lunten- und Radschlössern
verdrängt. Über das Muni-
tionswesen des 17. Jahrhun-
derts belehrt uns die Hand-
schrift Samuel Teutters vom
Jahre 1671 „Fragen und
Antwort eines Büchsenmei-
sters oder Schlangenschützen
zu einem Examen". Aus
Abb. 8 sehen wir eine ganze
Reihe von Brandgeschossen
wie Bandankerkugeln, Stein
kugeln mit eisernen Spitzen,
Feuerkugeln in Säcken, Kleb-
kugeln, getaufte Feuerkugeln,
Lichtkugeln, Sturmkugeln mit
Granaten, Rauchkugeln und
Sturmhufen mit Granat-
füllung. Diesteinernen Feuer-
kugeln dienten zum Brand
schießen, wobei die Spitzen
und Widerhaken an den
Dächern hängen bleiben soll
ten. Die Lichtkugeln sollten
die Beobachtung des Gegners
bei Nacht ermöglichen, die
Rauchkugeln eigene Bewe-
gungen undBatteriestellungen
verschleiern. Die Art der
Herstellung der Munition nach
Teutters Vorschrift zu schil-
dern, würde zu weit führen.
Wir wollen nur erwähnen,
daß ein hier ebenfalls abgebil
detcr Sturmspieß 1 Pfund
Salpeter, 14 Pfund Schwefel,
lO Lot Sägespähne, ^ Pfund
Harz, 6 Lot Pulver u. a. m.
enthielt. Die aus eisernen
Reisen, Säcken und Strick-
umwicklung hergestellten
Sturmkränze dienten dazu,
bei Nacht in Breschen ge-
worfen zu werden und zu
leuchten. Der innen mit
Wachs bestrichene Zwilchsack enthielt 1 Pfund Schwefel, 6 Lot Pulverstaub, 6 Lot Sägespähne, 4 Lot Antimon.
Alle aus mehreren Teilen zusammengesetzten Explosivkörper wurden durch Zünder oder Schläge, kleine, mit
Zündmasse gefüllte Röhren zur Entzündung gebracht. Bis zu 4 m lange Sturmblöcke waren in der Mitte durch-
gesägt und mit Granaten gefüllt, sie wurden gegen einen stürmenden Feind gebraucht. Denselben Zweck ver-
folgten die im 18. Jahrhundert üblichen Sturmbalken und Barilfässer. Um glühende Kugeln schießen zu können,
war eine Isolierung der Kugel durch Lehm oder Holz erforderlich. Die in einer besonderen Zusammenstellung ge-
brachte Spreng- oder Mordkugeln, die Triumph kugeln, Lichtkugeln und Kartätschen wirken durch ihre lange Form
schon durchaus modern, sie konnten bis auf die Kartätsche nur aus Mörsern oder Haubitzen geworfen werden.
Das 18. Jahrhundert zeigt auf artilleristischem Gebiet keine nennenswerten Neuerungen. Noch immer führten
die Kanonen die alten Bezeichnungen wie Kartaunen, Schlangen, Falken, Falkonets, Haubitzen und Mörser.











^1.

















Abb. 8. Allerlei Sturmfeuerzeug des 16. und t8. Jahrhunderts.
 
Annotationen