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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 20.1919

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Nr. 2
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Voigt, Christian: Groß-Friedrichsburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.34329#0019
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15

a) und 6) sind die beiden Bollwerke, welche
nach der See liegen; können die salvirenden
Schiffe bedanken und verbieten, bei der Forteresse
kein negotie zu treiben, ingleichen kann aus den
beiden Flanken zu beiden Seiten des Berges der
Strand defendirt werden.
o), ä) sind die beiden Bollwerke, nach der
Landseite gelegen, aus welchen man alles voll
bestreichen und defendiren kann.
s) ist das Kaufhaus und Wohnhaus (Kom-
mandantengebäude).
t) sind die Baracken.
A) ist die oorps äs Zaaräs (Wachtlokal).
n) ist die Wasserback (Zisterne).
Die Polygon Intsrlsur ist l5 Ruten,
„ „ Lxtsrisvr „ 21 „
Der inwendige Platz ins Quadrat rd. 11 Ru-
ten, Z Futz."
Schon bei oberflächlichemBetrachten fällt uns
in Bild 15 die Regelmäßigkeit in dem Entwurf auf;
vergleichen wir sie aber mitBild 11 und 21*), so er-
gibt sich, daß der Haupteingang nicht in derMitte
lag, sondern seitlich nach rechts verschoben war,
daß ferner der oben vorgesehene zweite Eingang
in Wirklichkeit nicht bestanden hat und daß das
Hauptgebäude s ebenfalls nach rechts gerückt ge-
wesen ist, so daß es sich mit der Giebelseite an
den Hauptwall angelehnt hat. Die schematische
Skizze von 1634 kann daher nur als vorläufiger
Entwurf für den Bau gelten (Abb. 15).
Am April 1687 berichtete Raule an den Kurfürsten: „Den Groh-Friedrichsburgschen Festungsbau anlangend
... man wird denselben gemächlich und von langer Hand vollziehen. Ich schicke von Zeit zu Zeit, so viel die Lassa
vertragen kann, allerlei Baumaterialien dahin. Ihund liegen wieder 7060 Dachziegel, Bretter und Kalk... parat."
Vergegenwärtigen wir uns, daß fast alles, was zum Bau gehörte, von Königsberg hingeschafft werden muhte,
und die Mittel der Kompagnie auch nur begrenzt waren, so verstehen wir den langsamen Fortgang des Baues.
Ammer aber lesen wir in den Akten, daß jedem neuen Gouverneur der Weiterbau dringend ans Herz gelegt wurde.
Ende 16d2 trafen die letzten Geschütze für die Festung ein, die den Kanoncnbestand aus 44 Stück erhöhten, und
Mitte 1695 konnte Groh-Friedrichsburg als völlig ausgebaut gelten.
Wie das Fort wirklich ausgesehen hat, ersehen wir aus Bild 11. Zn schöner perspektivischer Ansicht tritt
es uns auch in dem Entwurf des Bergwerkbeamten Dannies entgegen (Bild 21), der zum Zweck der Goldschürsung
und zum Einrichten eines Bergbaubetriebes 1687 hinausgesandt war.
Demnach stammt Bild 21, das die Aahrcszahl 1708 trägt, aus preußischer Zeit. Von dem Flaggenmast auf
der Westbastion weht stolz Preußens Aar im weißen Felde, die zu seinen Füßen liegenden Negerhütten beschir-
mend. Zu dem von einem Glockentürmchen gekrönten Eingang führt eine den Graben überquerende Pallisaden-
brücke. Ueber dem Tor war, wie Bild 25 zeigt, der Kurhut nebst Zepter darunter, in Stein ausgehauen, angebracht.
Gleichwohl gibt Bild 21 das Fort nicht in seiner Vollendung wieder; es fehlt in ihm der aus dem Wall hervor-
ragende halbrunde Beobachtungsturm zwischen West- und Nordbastei, desgleichen das auf dem entgegengesetzten
Wall befindliche Ausfalltor.
Der Turm findet sich sowohl in den beiden Grundrissen von S. M. S. „Sophie" und von Heims (Bild 20),
dagegen vermissen wir ihn auf allen anderen uns überkommenen Abbildungen, woraus der Schluß gestattet ist,
daß er aus ganz später Zeit, also nach 1708, stammt. Das Ausfalltor war groß und geräumig. Wie S. M. S.
„Sophie" berichtet, war es dem Anschein nach durch drei, etwa 4 m auseinanderliegende Türen zu verschließen.
Es führt unmittelbar aus den Strand. Durch den erwähnten Anbau oder Ausbau aus späterer Zeit war es aller-
dings seinem ursprünglichen Zweck entzogen und wird lediglich dem Verkehr zwischen ihm und dem Fort gedient
haben.
Geben die vorgenannten Skizzen uns eine Vorstellung vom äußeren Aussehen des Forts, so führt uns Bild 20
zu der rein technischen Seite des Baues hin. Ach verdanke es dem Tiermaler Herrn ErnstM.He ims, der imAus-
trage der Woermann-Dampferlinie die Goldküste 1915 bereiste und von Groß-Friedrichsburg eine große Anzahl
photographischer Aufnahmen und Aquarelle von prächtigem Farbenreiz heimbrachte. Das Hauptverdienst des
Künstlers dürfen wir in der höchst mühevollen Ausmessung der Ruinen erblicken, die uns über alle Abmessungen
in den einzelnen Bauabschnitten aufklärt. Ein großer Anteil gebührt dabei der Gattin des Künstlers.


Abb. 15. Groß-Friedrichsburg. Grundriß.

*) Die Abbildungen von Nr. IS ab erscheinen in der Fortsetzung.
 
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