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Strauch geschlagen werden, bis ich in die verstecktesten Winkel kann Dort lag das Grabgewölbe des Kommandeurs,
dort das Pulvermagazin, hier hatten die brandenburgischen Kanonen ihre Eisenmäuler in die See hinausgehalten
und hier führte ein unterirdischer Gang ins Anbekannte. . . ."
Heims^ weitere Darlegungen, deren Wiedergabe uns hier zu weit führen würde, zeigen deutlich, wie bei den
Eingeborenen in der Tradition auch heute noch die Erinnerung an die einstige Zugehörigkeit zu Brandenburg-
Preußen sich lebendig erhalten hat und wie in ihrer Frage, ob sie wieder deutsch werden sollten, ein Anterton von
Anhänglichkeit an das alte Schutzland durchklingt.
Ausführlicher noch als Heims läßt sich der Bericht S. M. S. „Sophie" über Groß-Friedrichsburg in seinem
heutigen Zustand (1884) aus. Auch er schildert das Fort als unter einer üppigen Vegetation fast vergraben; dieNeger
hieben einen Weg durch das mitunter mir auf Händen und Füßen zu durchkriechende Gestrüpp. Das Gelände im
Forthose war uneben, mit Mauerstücken angefüllt und von üppig wuchernden Schmarotzerpflanzen bedeckt. Von
See aus ist nur der Turin zu sehen und ein Teil der Front, von Land aus dagegen nichts, so daß niemand unter
den hohen Bäumen und dem Kaktusgestrüpp die guterhaltenen Neste eines alten Forts vermuten kann. Der etwa
Verteidigung nach See und
Land bezeichnet werden; die
vorspringende Halbinsel ge-
stattete von den Flanken ein
ausreichendes Bestreichen des
Strandes,während derKlippen-
gürtcl ringsherum Angriff und
Landung erschwerte. Heute ist
unter Berücksichtigung der ver-
änderten militärischen Verhält-
nisse der taktische Wert des
Forts nur gering anzuschlagen.
Seine Wiedererwerbung
würde daher mehr vom histo-
risch-ethischen als vom militä-
rischen Standpunkt zu be-
werten sein.
Gerade heute nach den Stür-
men des Weltkrieges lenkt uns
dieErinnerung an jene alteVeste
hin, zu derWichtigkeit kolonialen
Besitzes für unser Vaterland,
und wir können ein Gefühl des
Bedauerns nicht unterdrücken,
mit welcher Weltfremdheit der
Fdeengang unseres Volkes sich bis in die neueste Zeit der Erwerbung kolonialer Besihtümer teilnahmslos verschließen
konnte, jegliche Beihilfe verweigernd, so daß es nicht an Stimmen fehlt, denen das kühne Unterfangen des seiner Zeit
gedanklich vorauseilenden großen Zollern als einseitig und übereilt imLichte abenteuerlicher Experimente erschien.
Möge Groß-Friedrichsburg uns eine Mahnung sein zu erneutem Eintreten für koloniale Betätigung und damit
George Hesekiels Wahrspruch sich erfüllen:
Wir Preußen setzen alles durch
Von Memel bis Groß-Friedrichsburg!
Benutzte Literatur.
Groben, O. F. v. d., Orientalische Reisebeschreibung des Brandenburgischen Adelichcn Pilgers nebst der brandenburgischen
Schiffahrt nach Guinea usw. Marienrverdcr 1854.
Schück, Richard, Brandenburg-Preußens Kolonial-Politik unter dem Großen Kurfürsten und seinen Nachfolgern (1647—1721).
Leipzig 1889.
Brandenburg-Preußen an der Westküste von Afrika. Berlin 1885.
Bericht S.M. S. „Sophie" im Beiheft zum Marlneverordnungsblatt 1884, Nr. 51.
Bosman, Willem, Nauwkeurige Beschrijvlng van de Euinesc Eoud usw. Amsterdam 1709.
Barbot, John, A Descrlption of the Coasts os Guinea usw. 1743.
Meyer, Ad., Prägungen Brandenburg-Preußens, betr. dessen afrikanische Besitzungen und Außenhandel. Berlin 1885.
Voigt, Chr., O. F. v. d. Gröben. Zeitschrift Ueberall. ISIS. Heft 1.
—, Die Gründung von Groß-Friedrichsburg. Zeitschrift für Kolonialpolitik. 1912. Heft 7.
—, Jan Conny und seine Beziehungen zu Groß-Friedrichsburg. Ebenda. 1912. Heft 2.
—, Neue Forschungen über Groß-Friedrichsburg. Koloniale Monatsblätter. 1913. Heft 7.
—, Groß-Friedrichsburg unter holländischer Herrschaft. Ebenda. 1913. Heft 4.
11 m über dem Berggipfel ge-
legeneTurm gewährt eine herr-
liche Aussicht auf das zwischen
Meer und Lagune sich hin-
ziehende Dorf und das dahinter
sich erstreckende hübsch bewal-
dete Land. Dagegen war die
Aebersicht über die etwa 700 m
in dieSee hineinreichendeHalb-
insel, auf der Berg und Fort
liegen, durch den sie überwu-
chernden Arwald verhindert.
Verschiedene feste Mauer-
restc außerhalb des Forts deu-
teten darauf hin, daß es nach
Land zu mit einer niedrigen
Mauer,anscheinendzurGewehr-
verteidigung, versehen war.
Diese Beobachtung stimmt
zweifellos mit der Tatsache
überein, daß Conny das ganze
Fort bis zum Dorf mit einer
besonderen Mauer umgab.
Zm übrigen kann die Lage
des Forts als günstig für die
Abb. 23. Groß-Friedrichsburg. Nach Bosman.
Strauch geschlagen werden, bis ich in die verstecktesten Winkel kann Dort lag das Grabgewölbe des Kommandeurs,
dort das Pulvermagazin, hier hatten die brandenburgischen Kanonen ihre Eisenmäuler in die See hinausgehalten
und hier führte ein unterirdischer Gang ins Anbekannte. . . ."
Heims^ weitere Darlegungen, deren Wiedergabe uns hier zu weit führen würde, zeigen deutlich, wie bei den
Eingeborenen in der Tradition auch heute noch die Erinnerung an die einstige Zugehörigkeit zu Brandenburg-
Preußen sich lebendig erhalten hat und wie in ihrer Frage, ob sie wieder deutsch werden sollten, ein Anterton von
Anhänglichkeit an das alte Schutzland durchklingt.
Ausführlicher noch als Heims läßt sich der Bericht S. M. S. „Sophie" über Groß-Friedrichsburg in seinem
heutigen Zustand (1884) aus. Auch er schildert das Fort als unter einer üppigen Vegetation fast vergraben; dieNeger
hieben einen Weg durch das mitunter mir auf Händen und Füßen zu durchkriechende Gestrüpp. Das Gelände im
Forthose war uneben, mit Mauerstücken angefüllt und von üppig wuchernden Schmarotzerpflanzen bedeckt. Von
See aus ist nur der Turin zu sehen und ein Teil der Front, von Land aus dagegen nichts, so daß niemand unter
den hohen Bäumen und dem Kaktusgestrüpp die guterhaltenen Neste eines alten Forts vermuten kann. Der etwa
Verteidigung nach See und
Land bezeichnet werden; die
vorspringende Halbinsel ge-
stattete von den Flanken ein
ausreichendes Bestreichen des
Strandes,während derKlippen-
gürtcl ringsherum Angriff und
Landung erschwerte. Heute ist
unter Berücksichtigung der ver-
änderten militärischen Verhält-
nisse der taktische Wert des
Forts nur gering anzuschlagen.
Seine Wiedererwerbung
würde daher mehr vom histo-
risch-ethischen als vom militä-
rischen Standpunkt zu be-
werten sein.
Gerade heute nach den Stür-
men des Weltkrieges lenkt uns
dieErinnerung an jene alteVeste
hin, zu derWichtigkeit kolonialen
Besitzes für unser Vaterland,
und wir können ein Gefühl des
Bedauerns nicht unterdrücken,
mit welcher Weltfremdheit der
Fdeengang unseres Volkes sich bis in die neueste Zeit der Erwerbung kolonialer Besihtümer teilnahmslos verschließen
konnte, jegliche Beihilfe verweigernd, so daß es nicht an Stimmen fehlt, denen das kühne Unterfangen des seiner Zeit
gedanklich vorauseilenden großen Zollern als einseitig und übereilt imLichte abenteuerlicher Experimente erschien.
Möge Groß-Friedrichsburg uns eine Mahnung sein zu erneutem Eintreten für koloniale Betätigung und damit
George Hesekiels Wahrspruch sich erfüllen:
Wir Preußen setzen alles durch
Von Memel bis Groß-Friedrichsburg!
Benutzte Literatur.
Groben, O. F. v. d., Orientalische Reisebeschreibung des Brandenburgischen Adelichcn Pilgers nebst der brandenburgischen
Schiffahrt nach Guinea usw. Marienrverdcr 1854.
Schück, Richard, Brandenburg-Preußens Kolonial-Politik unter dem Großen Kurfürsten und seinen Nachfolgern (1647—1721).
Leipzig 1889.
Brandenburg-Preußen an der Westküste von Afrika. Berlin 1885.
Bericht S.M. S. „Sophie" im Beiheft zum Marlneverordnungsblatt 1884, Nr. 51.
Bosman, Willem, Nauwkeurige Beschrijvlng van de Euinesc Eoud usw. Amsterdam 1709.
Barbot, John, A Descrlption of the Coasts os Guinea usw. 1743.
Meyer, Ad., Prägungen Brandenburg-Preußens, betr. dessen afrikanische Besitzungen und Außenhandel. Berlin 1885.
Voigt, Chr., O. F. v. d. Gröben. Zeitschrift Ueberall. ISIS. Heft 1.
—, Die Gründung von Groß-Friedrichsburg. Zeitschrift für Kolonialpolitik. 1912. Heft 7.
—, Jan Conny und seine Beziehungen zu Groß-Friedrichsburg. Ebenda. 1912. Heft 2.
—, Neue Forschungen über Groß-Friedrichsburg. Koloniale Monatsblätter. 1913. Heft 7.
—, Groß-Friedrichsburg unter holländischer Herrschaft. Ebenda. 1913. Heft 4.
11 m über dem Berggipfel ge-
legeneTurm gewährt eine herr-
liche Aussicht auf das zwischen
Meer und Lagune sich hin-
ziehende Dorf und das dahinter
sich erstreckende hübsch bewal-
dete Land. Dagegen war die
Aebersicht über die etwa 700 m
in dieSee hineinreichendeHalb-
insel, auf der Berg und Fort
liegen, durch den sie überwu-
chernden Arwald verhindert.
Verschiedene feste Mauer-
restc außerhalb des Forts deu-
teten darauf hin, daß es nach
Land zu mit einer niedrigen
Mauer,anscheinendzurGewehr-
verteidigung, versehen war.
Diese Beobachtung stimmt
zweifellos mit der Tatsache
überein, daß Conny das ganze
Fort bis zum Dorf mit einer
besonderen Mauer umgab.
Zm übrigen kann die Lage
des Forts als günstig für die
Abb. 23. Groß-Friedrichsburg. Nach Bosman.