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Ostecke ist in der Höhe des zweiten Stocks
ein auf Kragsteinen ruhender Abtrittserker
von 0,50 Meter Breite und I,4O Meter
Höhe erhalten, den man seiner alten Be-
stimmung durch Vermauerung des Eingangs
entzogen hat. Die andern Örtlichkeiten
dieser Art sind teils ganz beseitigt, teils
lassen mir noch die Kragsteine und die an
der Mauer sichtbaren Spuren der Benutzung
ihre ehemalige Lage erkennen.
Zn seiner Mitte enthält das Haus einen
geräumigen Binnenhof. Dessen Südwest-
wand wird zuin größten Teile von einem
quergeteiltcn, fünfteiligen Fenster mit
Süuleneinfassung und mit einer sand-
steinernen Friesbekrönung eingenommen,
die zwei Wappen sowie zwei allegorische
Figuren, stu8titia und Nater ckoIoro8g, und
eine Anschrift trägt. Die letztere lautet:
Ouancko reckemptor>8 po8t incunabula
no8tri ackclita ter centum luztra cluobu8 erant?tioebu8 et uncketie8 bi'8 terno8 tracierit orbi lucicka qui coeli 8i^na
pererrat equi8, nobi>i8 Llverlelckt Lonraclu8 c>aru8 eque8t 8anZuine cum öerta 8c1ieII tüalami 8ocia aecke8 tw8
ampla8 reparat virtute labore p08tsribu8 patrum 8plenckicka 8iZna kacit qua8 pia lata reZant pia lata reZant
gua8 ne8cia vita ckolori8 lon^aque toelici tempora 8orte iuvent.
Voin Binnenhose führt eine rundbogige Tür in der Nordostseite in die Kellerräume; durch eine andere von
gleicher Form, über der zwei Wappen und die Jahreszahl 1563 eingehauen sind, gelangte man ehedem in die
eine der beiden altertümlichen Küchen des Hauses. Sie war ein großer, hoher Raum und erhielt durch einen
mächtigen Kamin mit der Jahreszahl 1568 und einer Inschrift sowie durch eine Balkendecke ihr Gepräge. Sie ist
samt Kamin und Balkendecke verschwunden: um mehr Räume und dadurch eine Erhöhung des Mietzinses zu ge-
winnen, hat der Besitzer kurz vor Ausbruch des Krieges den Kamin abreißen und die Küche, den schönsten Raum
des ganzen Hauses, in drei Zimmer zerlegen lassen. Das gleiche Schicksal hatte die daneben befindliche etwas
kleinere Küche, die auch einen großen Kamin enthielt und den der die erforderlichen Arbeiten ausführende Maurer —-
wie man sagt, ohne Wissen und Wollen des Besitzers —gleichfalls beseitigte. Von diesem Kamine sind noch zwei
Teile vorhanden: eine die Vorderseite seines Daches bildende längliche Steinplatte mit der Inschrift
607"? K61? VbM6 VV6bM6 H.666 NIdl 8^6l<6 T170 6II7N 6Vl)iVl
dient im Bnmenhofe an der begangensten Stelle als Fußbelag,' der sich rechts daran anschließende Träger des
Kamindaches, das mit dem Worte 61706 die Fortsetzung und den Schluß dieses Wunsches enthält, liegt draußen
im Hofe.
Diesen Erneuerungsarbeiten fiel auch der eine steinerne Wendeltreppe enthaltende halbrunde Eckturin im
Binnenhofe zum Opfer. Ebenso ist ein Brunnen dort damals beseitigt worden. Und wo das Mauerwerk aus-
gebessert werden mußte, geschah es mit roten Backsteinen.
Man sieht auf Schritt und Tritt, daß überall die Hand pietätvollen Erhaltcns und Bewahrens gefehlt hat,
seitdem die Familie von Elberfeld ihren Wohnsitz nach Billigst verlegte.
5. Haus in den Dörnen?)
Ein mit Wassergräben wehrhaft gemachter Herrensitz war auch der jetzige Därmannsche Hof, etwa zehn Minuten
oberhalb Haus Kemnade an der Straße Herbede-Blankenstein zwischen dieser und der Ruhr gelegen, ehemals
„Haus in den Dörnen". Außer einem kleinenTeile des Wassergrabens
an der Seite nach der Straße zu ist nichts mehr vorhanden, was an den
alten Rittersitz erinnern könnte; denn auch die Gebäulichkeiten ent-
stammen alle erst der Zeit, in der das Anwesen schon in bäuerlichem
Besitze war. 1365 saßen dort die Eheleute Heinrich Dücker, Dienst-
mann des Grafen Engelbert III. von der Mark, und Neise von Elver-
seld. 13dl wird derBesitzerHeinrich von derMunkenbecke „upsmoin
lruisstlron vornsn", 1416 Bernd, 1465—68 dessen Sohn Henrich von
der Munkenbecke genannt. Von Steinen nennt den Besitz einen
„Bauern- und schätzbaren Hof" im Gericht Herbede. Der Familie
Därmann gehört er seit 250 Jahren.
* Benutzte Literatur: von Steinen, Westphälische Geschichte IV, S.28,
77l; Bau- und Kunstdcnkmüler von Westfalen, Kreis Hattingen, S. SO; Fr.
Rautert, Die Ruhrfahrt, Essen bei G. D. Bädecker, S. 4l.
Abb. 27. Haus Herbede, Südwest- und Nordwestseite.
Ostecke ist in der Höhe des zweiten Stocks
ein auf Kragsteinen ruhender Abtrittserker
von 0,50 Meter Breite und I,4O Meter
Höhe erhalten, den man seiner alten Be-
stimmung durch Vermauerung des Eingangs
entzogen hat. Die andern Örtlichkeiten
dieser Art sind teils ganz beseitigt, teils
lassen mir noch die Kragsteine und die an
der Mauer sichtbaren Spuren der Benutzung
ihre ehemalige Lage erkennen.
Zn seiner Mitte enthält das Haus einen
geräumigen Binnenhof. Dessen Südwest-
wand wird zuin größten Teile von einem
quergeteiltcn, fünfteiligen Fenster mit
Süuleneinfassung und mit einer sand-
steinernen Friesbekrönung eingenommen,
die zwei Wappen sowie zwei allegorische
Figuren, stu8titia und Nater ckoIoro8g, und
eine Anschrift trägt. Die letztere lautet:
Ouancko reckemptor>8 po8t incunabula
no8tri ackclita ter centum luztra cluobu8 erant?tioebu8 et uncketie8 bi'8 terno8 tracierit orbi lucicka qui coeli 8i^na
pererrat equi8, nobi>i8 Llverlelckt Lonraclu8 c>aru8 eque8t 8anZuine cum öerta 8c1ieII tüalami 8ocia aecke8 tw8
ampla8 reparat virtute labore p08tsribu8 patrum 8plenckicka 8iZna kacit qua8 pia lata reZant pia lata reZant
gua8 ne8cia vita ckolori8 lon^aque toelici tempora 8orte iuvent.
Voin Binnenhose führt eine rundbogige Tür in der Nordostseite in die Kellerräume; durch eine andere von
gleicher Form, über der zwei Wappen und die Jahreszahl 1563 eingehauen sind, gelangte man ehedem in die
eine der beiden altertümlichen Küchen des Hauses. Sie war ein großer, hoher Raum und erhielt durch einen
mächtigen Kamin mit der Jahreszahl 1568 und einer Inschrift sowie durch eine Balkendecke ihr Gepräge. Sie ist
samt Kamin und Balkendecke verschwunden: um mehr Räume und dadurch eine Erhöhung des Mietzinses zu ge-
winnen, hat der Besitzer kurz vor Ausbruch des Krieges den Kamin abreißen und die Küche, den schönsten Raum
des ganzen Hauses, in drei Zimmer zerlegen lassen. Das gleiche Schicksal hatte die daneben befindliche etwas
kleinere Küche, die auch einen großen Kamin enthielt und den der die erforderlichen Arbeiten ausführende Maurer —-
wie man sagt, ohne Wissen und Wollen des Besitzers —gleichfalls beseitigte. Von diesem Kamine sind noch zwei
Teile vorhanden: eine die Vorderseite seines Daches bildende längliche Steinplatte mit der Inschrift
607"? K61? VbM6 VV6bM6 H.666 NIdl 8^6l<6 T170 6II7N 6Vl)iVl
dient im Bnmenhofe an der begangensten Stelle als Fußbelag,' der sich rechts daran anschließende Träger des
Kamindaches, das mit dem Worte 61706 die Fortsetzung und den Schluß dieses Wunsches enthält, liegt draußen
im Hofe.
Diesen Erneuerungsarbeiten fiel auch der eine steinerne Wendeltreppe enthaltende halbrunde Eckturin im
Binnenhofe zum Opfer. Ebenso ist ein Brunnen dort damals beseitigt worden. Und wo das Mauerwerk aus-
gebessert werden mußte, geschah es mit roten Backsteinen.
Man sieht auf Schritt und Tritt, daß überall die Hand pietätvollen Erhaltcns und Bewahrens gefehlt hat,
seitdem die Familie von Elberfeld ihren Wohnsitz nach Billigst verlegte.
5. Haus in den Dörnen?)
Ein mit Wassergräben wehrhaft gemachter Herrensitz war auch der jetzige Därmannsche Hof, etwa zehn Minuten
oberhalb Haus Kemnade an der Straße Herbede-Blankenstein zwischen dieser und der Ruhr gelegen, ehemals
„Haus in den Dörnen". Außer einem kleinenTeile des Wassergrabens
an der Seite nach der Straße zu ist nichts mehr vorhanden, was an den
alten Rittersitz erinnern könnte; denn auch die Gebäulichkeiten ent-
stammen alle erst der Zeit, in der das Anwesen schon in bäuerlichem
Besitze war. 1365 saßen dort die Eheleute Heinrich Dücker, Dienst-
mann des Grafen Engelbert III. von der Mark, und Neise von Elver-
seld. 13dl wird derBesitzerHeinrich von derMunkenbecke „upsmoin
lruisstlron vornsn", 1416 Bernd, 1465—68 dessen Sohn Henrich von
der Munkenbecke genannt. Von Steinen nennt den Besitz einen
„Bauern- und schätzbaren Hof" im Gericht Herbede. Der Familie
Därmann gehört er seit 250 Jahren.
* Benutzte Literatur: von Steinen, Westphälische Geschichte IV, S.28,
77l; Bau- und Kunstdcnkmüler von Westfalen, Kreis Hattingen, S. SO; Fr.
Rautert, Die Ruhrfahrt, Essen bei G. D. Bädecker, S. 4l.
Abb. 27. Haus Herbede, Südwest- und Nordwestseite.