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beispielsweise das Gebirgsmassiv des Hohen Staufen bei Colmar acht Burgen, auf dem berühmten Odilienberge
und in dessen unmittelbarer Nachbarschaft finden sich sogar deren zehn! Bei den Rappoltsweiler Schlössern
(Illrichsburg, Giersberg, Hochrappoltstein), den Scherweiler Burgen (Ortenberg, Ramstein) und bei der Trisels-
gruppe (Trifels, Anebos, Scharfenberg) trennt nur eine Bergsenkung die einzelnen Anlagen voneinander. Die
Nachbarschaft geht aber noch viel weiter. Oft liegt Burg neben Burg, nur getrennt durch einen Halsgraben oder
eine Schlucht (Schrankenfels neben Hancck, Hohkönigsburg neben Oedenburg, Lützelburg neben Rathsamhausen),
oder es stotzen gar die Burgen unmittelbar aneinander, so dah als einzige Trennung der verschiedenen Bezirke nur
eine Scheidemauer übrig bleibt, wie es bei den Egisheimer Schlössern (Weckmund, Wahlenburg, Dagsburg) und
den Dreisteinburgen der Fall ist.
Betrachten wir nun die Vogesenburgen nach ihrer Lage in den einzelnen Gebirgsabschnitten. Das heute
„Vogesen" genannte Gebirge gliedert sich in zwei geologisch völlig verschiedene und voneinander unabhängige
Gebiete. Diese sind: 1. die eigentlichen Vogesen, ein aus kristallinischen Gesteinen ausgebautes typisches Ketten-
gebirge, das sich von der Burgundischen Pforte im Süden bis zum Passe von Zabcrn im Norden erstreckt, und
in seinen nördlichen Teilen von einer Sandstein- und Nagelsluhschicht (Hauptkonglomerat) überdeckt ist; 2. die
Nordvogesen oder der Wasgau, ein ehemaliges Bundsandsteinplateau, welches durch Erosion und Verwitterung
in Kegelberge und Kuppen aufgelöst ist, die ihrerseits merkwürdige Felsgebilde tragen. Als Wasgau ist der
Gebirgsstrich vom Iaberner Passe an nördlich bis etwa zum Tale der Queich bei Landau zu bezeichnen. Eine
scharfe Grenze gegen den nördlich anschließenden Pfälzerwald läßt sich hier nicht ziehen. Wie schon eingangs er-
wähnt, hat die Mannigfaltigkeit des tektonischen Aufbaues denn auch die verschiedensten und oft eigenartigsten
Burgtypen gezeitigt, so daß die Vogesen in ihrer Gesamtheit für den Burgenfreund ein Arbeitsfeld ohne gleichen
bieten.
Zn den hohen Südvogesen finden sich, dem spröden Felsmaterial (Porphyr, Gneis) entsprechend in der
Mehrzahl nur kleine Burgen, meist einsam und in großer Höhe gelegen (Ruhensels 964 m, Freundstem 948 m,
Herrensluch 855 m, Hohenrups 812 m). Genannte Bauten bestanden nur aus einem unbedeutenden Wohnbau
mit vorgelegtcm kleinen Zwinger. Sie sind in Bruchsteinmauerwerk ausgesührt, Sandstein fand nur bei der
Herstellung von Tür- und Fenstergewänden Verwendung, da derselbe erst von weither beschafft werden mußte.
Das Bruchsteinmauerwerk seinerseits ist zuweilen in Guhtechnik hergestellt und dann sehr fest, wie das Beispiel
der Burg Hugstein bei Gebweiler und das der Engelsburg über Thann zeigt. Zm ersteren Falle hat sich bei erfolgter
Zerstörung ein ganzes Stück Umfassungsmauer tafelartig umgelegt, bei der Engelsburg war der Zusammenhalt
ein so starker, dah der Turm bei seiner Sprengung durch die Franzosen im Fahre 1674 in einem Stücke umstürzte
und jene merkwürdige Ruine bildete, welche noch
heute oberhalb der grauen Dächer von Thann aus
den Weinreben hervorlugt.
Sind die eigentlichen hohen Südvogesen arm an
bedeutenden Burgbauten, so finden sich aus ihren
nach der Rheinebene zu gelegenen Vorbergen sehr
stattliche und ausgedehnte Anlagen. Besonders
merkwürdig ist ein Typus, der an dem Massiv des
Hohen Staufen (vergleiche oben) auftritt und in der
Plixburg und der Hohlandsburg seine Hauptvertreter
hat. Der Grundriß dieser Burgen zeigt ein regel-
mäßiges Rechteck, das von einer zwei Meter starken
und 8—10 Meter hohen Mantelmauer gebildet wird.
Aeuhere Zwingeranlagcn fehlen, Palas, Nebenge-
bäude usw. lehnen sich innen an den Mantel an und
umschließen den geräumigen Hof. Das Rechteck der
Hohlandsburg ist 70 aus lOOMeter groß, das derPlix-
burg 45 aus 80 Meter, genau im Mittelpunkte des
letzteren steht ein mächtiger runder Bergfried, der
weithin das unten liegende Münstertal beherrscht.
Es liegt die Vermutung nahe, dah diese „Rcchtcck-
burgen" aus ehemaligen römischen Castra hervorge-
gangen sind.
Hier am Eingänge des Münstertalcs beginnt nun
auch die Buntsandsteindecke des Gebirges für den
Wehrbau eine Nolle zu spielen. Die drei Egisheimer
Schlösser sowie die mächtigen Bollwerke der Burg
Hoheneck sind ganz aus bestem Sandstcinmaterial in
Bossenquadcrn mit Nandschlag ausgeführt, eine
Technik, die von jetzt an für die große Mehrzahl
der Vogesenburgen bis hinaus in den nördlichen
Wasgau die herrschende wird. Auch dort, wo die
Abb. Sä. Burg Anblau. Burg auf Granitboden errichtet ist, wie Hohrappolt-
beispielsweise das Gebirgsmassiv des Hohen Staufen bei Colmar acht Burgen, auf dem berühmten Odilienberge
und in dessen unmittelbarer Nachbarschaft finden sich sogar deren zehn! Bei den Rappoltsweiler Schlössern
(Illrichsburg, Giersberg, Hochrappoltstein), den Scherweiler Burgen (Ortenberg, Ramstein) und bei der Trisels-
gruppe (Trifels, Anebos, Scharfenberg) trennt nur eine Bergsenkung die einzelnen Anlagen voneinander. Die
Nachbarschaft geht aber noch viel weiter. Oft liegt Burg neben Burg, nur getrennt durch einen Halsgraben oder
eine Schlucht (Schrankenfels neben Hancck, Hohkönigsburg neben Oedenburg, Lützelburg neben Rathsamhausen),
oder es stotzen gar die Burgen unmittelbar aneinander, so dah als einzige Trennung der verschiedenen Bezirke nur
eine Scheidemauer übrig bleibt, wie es bei den Egisheimer Schlössern (Weckmund, Wahlenburg, Dagsburg) und
den Dreisteinburgen der Fall ist.
Betrachten wir nun die Vogesenburgen nach ihrer Lage in den einzelnen Gebirgsabschnitten. Das heute
„Vogesen" genannte Gebirge gliedert sich in zwei geologisch völlig verschiedene und voneinander unabhängige
Gebiete. Diese sind: 1. die eigentlichen Vogesen, ein aus kristallinischen Gesteinen ausgebautes typisches Ketten-
gebirge, das sich von der Burgundischen Pforte im Süden bis zum Passe von Zabcrn im Norden erstreckt, und
in seinen nördlichen Teilen von einer Sandstein- und Nagelsluhschicht (Hauptkonglomerat) überdeckt ist; 2. die
Nordvogesen oder der Wasgau, ein ehemaliges Bundsandsteinplateau, welches durch Erosion und Verwitterung
in Kegelberge und Kuppen aufgelöst ist, die ihrerseits merkwürdige Felsgebilde tragen. Als Wasgau ist der
Gebirgsstrich vom Iaberner Passe an nördlich bis etwa zum Tale der Queich bei Landau zu bezeichnen. Eine
scharfe Grenze gegen den nördlich anschließenden Pfälzerwald läßt sich hier nicht ziehen. Wie schon eingangs er-
wähnt, hat die Mannigfaltigkeit des tektonischen Aufbaues denn auch die verschiedensten und oft eigenartigsten
Burgtypen gezeitigt, so daß die Vogesen in ihrer Gesamtheit für den Burgenfreund ein Arbeitsfeld ohne gleichen
bieten.
Zn den hohen Südvogesen finden sich, dem spröden Felsmaterial (Porphyr, Gneis) entsprechend in der
Mehrzahl nur kleine Burgen, meist einsam und in großer Höhe gelegen (Ruhensels 964 m, Freundstem 948 m,
Herrensluch 855 m, Hohenrups 812 m). Genannte Bauten bestanden nur aus einem unbedeutenden Wohnbau
mit vorgelegtcm kleinen Zwinger. Sie sind in Bruchsteinmauerwerk ausgesührt, Sandstein fand nur bei der
Herstellung von Tür- und Fenstergewänden Verwendung, da derselbe erst von weither beschafft werden mußte.
Das Bruchsteinmauerwerk seinerseits ist zuweilen in Guhtechnik hergestellt und dann sehr fest, wie das Beispiel
der Burg Hugstein bei Gebweiler und das der Engelsburg über Thann zeigt. Zm ersteren Falle hat sich bei erfolgter
Zerstörung ein ganzes Stück Umfassungsmauer tafelartig umgelegt, bei der Engelsburg war der Zusammenhalt
ein so starker, dah der Turm bei seiner Sprengung durch die Franzosen im Fahre 1674 in einem Stücke umstürzte
und jene merkwürdige Ruine bildete, welche noch
heute oberhalb der grauen Dächer von Thann aus
den Weinreben hervorlugt.
Sind die eigentlichen hohen Südvogesen arm an
bedeutenden Burgbauten, so finden sich aus ihren
nach der Rheinebene zu gelegenen Vorbergen sehr
stattliche und ausgedehnte Anlagen. Besonders
merkwürdig ist ein Typus, der an dem Massiv des
Hohen Staufen (vergleiche oben) auftritt und in der
Plixburg und der Hohlandsburg seine Hauptvertreter
hat. Der Grundriß dieser Burgen zeigt ein regel-
mäßiges Rechteck, das von einer zwei Meter starken
und 8—10 Meter hohen Mantelmauer gebildet wird.
Aeuhere Zwingeranlagcn fehlen, Palas, Nebenge-
bäude usw. lehnen sich innen an den Mantel an und
umschließen den geräumigen Hof. Das Rechteck der
Hohlandsburg ist 70 aus lOOMeter groß, das derPlix-
burg 45 aus 80 Meter, genau im Mittelpunkte des
letzteren steht ein mächtiger runder Bergfried, der
weithin das unten liegende Münstertal beherrscht.
Es liegt die Vermutung nahe, dah diese „Rcchtcck-
burgen" aus ehemaligen römischen Castra hervorge-
gangen sind.
Hier am Eingänge des Münstertalcs beginnt nun
auch die Buntsandsteindecke des Gebirges für den
Wehrbau eine Nolle zu spielen. Die drei Egisheimer
Schlösser sowie die mächtigen Bollwerke der Burg
Hoheneck sind ganz aus bestem Sandstcinmaterial in
Bossenquadcrn mit Nandschlag ausgeführt, eine
Technik, die von jetzt an für die große Mehrzahl
der Vogesenburgen bis hinaus in den nördlichen
Wasgau die herrschende wird. Auch dort, wo die
Abb. Sä. Burg Anblau. Burg auf Granitboden errichtet ist, wie Hohrappolt-