63
Übergriffe der Starken schirmte, so besonders in seiner aargauischen Stammesheimat, wo damals der Bauern-
stand und die Städte (Baden, Brugg, Aarau usw.), letztere infolge der durch ihn beschützten Handelstätigkeit
über den St. Gotthard, zu erfreulicher Entwicklung gelangte. 1263 beerbte er das Haus Kyburg, mit deren Be-
sitz 1173 bereits der der Lenzburger durch Heirat und 1218 die Grafschaft Baden durch Erbschaft vereinigt worden
war. 1282 gewann er Österreich, Steiermark und Kram als erbliche Fürstentümer und legte dadurch den Grund
für die Größe seines Hauses in der Ostmark der deutschen Lande. Zn Dichtung und Sage spiegelt sich sein volks-
tümliches Walten wieder. Unter den Nachfolgern Rudolfs von Habsburg erfolgte die Bildung der Eidgenossen-
schaft. Seit des Königs Albrecht I. Ermordung (1308) wurde der aargauische Besitz des Hauses immer mehr
eingeengt, wiewohl ein großer Teil des aargauischen Adels, voran die Herren von Hallwyl, treu zu Habsburg
standen. Die Schlachten von Morgarten (1315) und von Sempach (1386) bilden die Marksteine des Freiheits-
kampss der Eidgenossen. Zwanzig Ritter des Aargaues wurden nach der Sempacher Schlacht in dem von Agnes,
der Tochter Albrechts I., zur Sühne für die Ermordung des Vaters gestifteten Klosters Königsfelden beigesetzt,
darunter zwei Brüder von Hallwyl. 1415, da Kaiser Siegmund die Schweizer aussorderte, die aargauischen Be-
sitzungen des geächteten Herzogs Friedrich mit der leeren Tasche zu nehmen und die Städte lind Bauern des
Aargaus mit den Eidgenossen den Bund zu Sursen schlossen, gewannen die Feinde die entscheidende Übermacht.
Bern. Solothurn und Züricb unterwarfen fast den aanzen Aaraau: den Aabsburaem verblieb nur ein kleiner
Fragen des Reiches
gerichtet sein muh-
te», waren nur selten
auf derHabsburg an-
wesend. Daher er-
hielten sie getreue
Ministerialenge-
schlechter als Burg-
lehen, den östlichen
Teil die Ritter von
Wohlen, den west-
lichen mit der zuge-
hörigen Hofstatt die
Ritter von Wildegg,
die alsTruchsesseund
Schenken von Habe-
burg und Wildegg
bezeichnet wurden.
Jene erwarben durch
Kauf von den in
Schulden geratenen
Wildeggern1364und
1371 auch den west-
lichen Burgenanteil,
so daß sie zu Herren
des ganzen Boll-
werks wu rd en. Beim
Zusammenbruche der habsburgischen Hausmacht im Aargau »rußte es Henmann von Wohlen 1415 den Bernern
übergeben, die es mit großer Wucht berannt hatten. Nach dem Aussterben des Stammes der Ritter von
Wohlen 1420 verlieh es Bern an die Herren von Grifsensee, 1457 an Arnold Segesser. 146S gelangte es durch
Karls an das Kloster Königsfelden, und als dieses infolge der Reformation in den Besitz von Bern überging,
wurde es dem bernischen Hvfmeisteramte Königsfelden zugeteilt. Seit 15. Sept. 1804, da das Kloster samt
Zugehör gemäß der Helvetischen Dotationsurkunde an den Aargau fiel, ist die Burg Besitz dieses Kantons.
Die Veste scheint infolge der Eroberung durch die Bemer nicht viel Schaden gelitten zu haben; kein Chronist
berichtet von einem heftigen Kampfe, welcher der Kapitulation vorausgegangen wäre. Henmann von Wohlen
ergab sich wohl in der Einsicht, daß der Siegeslauf der Feinde nicht gehemmt werden könne, zu rechter Zeit.
Hatten doch die Berner bereits fast alle Burgen des Gaues bezwungen und allenthalben milde Kapitulations-
Bedingungen gestellt. Auch Henmann von Wohlen erfuhr eine glimpfliche Behandlung. Er mußte den Bernern
huldigen und die Burg sollte ihnen fürderhin offen sein, wogegen ihm Schuh und Schirm für alle Freiheiten,
Rechte, Lehen und Psandschaften zugesichert wurde. Sicherlich wurde die Burg damals zu dem Zwecke geschont,
sie als starke Wehr gegen etwaige Angriffe auszunützen. Darauf weisen auch zahlreiche Maßnahmen des Bemer
Rates während der ganzen Zeit seiner Herrschaft hin, die aus die Erhaltung und Ausgestaltung des Wehrbaues
abzielten. Nachdem ihn die Nonnen von Königsfelden für „einlifhalbhundert (1050) Guldin" erworben hatten,
scheinen sie dessen baulichen Zustand zu wenig Fürsorge zugewendet zu haben. Da wurden sie, wie Valerius
Anselm, der Bemer Chronist, vermeldet, vom Ratsschreiber durch die scharfe Mahnung an ihre Pflicht erinnert:
„An die Frowen ze Küngsfelden, den Turm zu Hapspurg in sach und eren zu halten, dann myn Herren mögen
nitt geliden, das er zu schänden kome, so er doch ein Hut des lands ist, als sie wussen." ünd für die Folgezeit
Rest des alten Be-
sitzes, so Bausenburg
und Rheinfelden mit
dem Fricktal.
Seitdem Rudolf
von Habsburg aus
den deutschen Kö-
nigsthron erhoben
worden war, dürfte
er nur selten auf der
Stammburg seines
Hauses geweilt ha-
ben. Nur ein ein-
ziges Mal ist vorher
seine Anwesenheit
daselbst urkundlich
bezeugt. Er verlieh
am 5.Dezember1256
„in Castro ttalns-
buro" dem Kloster
Wettingen die von
Berthold von Schna-
belburg aufgegebene
Kirchenvogtei in
Thalwil. Auch seine
Nachfolger, deren
Blick auf die großen
Südseite. Südostseite. Südwestseite.
Abb. ö2. Die Habsburg nach dem Bilde von Kaum um lööS
in der von Mülinenschen Bibliothek.
Übergriffe der Starken schirmte, so besonders in seiner aargauischen Stammesheimat, wo damals der Bauern-
stand und die Städte (Baden, Brugg, Aarau usw.), letztere infolge der durch ihn beschützten Handelstätigkeit
über den St. Gotthard, zu erfreulicher Entwicklung gelangte. 1263 beerbte er das Haus Kyburg, mit deren Be-
sitz 1173 bereits der der Lenzburger durch Heirat und 1218 die Grafschaft Baden durch Erbschaft vereinigt worden
war. 1282 gewann er Österreich, Steiermark und Kram als erbliche Fürstentümer und legte dadurch den Grund
für die Größe seines Hauses in der Ostmark der deutschen Lande. Zn Dichtung und Sage spiegelt sich sein volks-
tümliches Walten wieder. Unter den Nachfolgern Rudolfs von Habsburg erfolgte die Bildung der Eidgenossen-
schaft. Seit des Königs Albrecht I. Ermordung (1308) wurde der aargauische Besitz des Hauses immer mehr
eingeengt, wiewohl ein großer Teil des aargauischen Adels, voran die Herren von Hallwyl, treu zu Habsburg
standen. Die Schlachten von Morgarten (1315) und von Sempach (1386) bilden die Marksteine des Freiheits-
kampss der Eidgenossen. Zwanzig Ritter des Aargaues wurden nach der Sempacher Schlacht in dem von Agnes,
der Tochter Albrechts I., zur Sühne für die Ermordung des Vaters gestifteten Klosters Königsfelden beigesetzt,
darunter zwei Brüder von Hallwyl. 1415, da Kaiser Siegmund die Schweizer aussorderte, die aargauischen Be-
sitzungen des geächteten Herzogs Friedrich mit der leeren Tasche zu nehmen und die Städte lind Bauern des
Aargaus mit den Eidgenossen den Bund zu Sursen schlossen, gewannen die Feinde die entscheidende Übermacht.
Bern. Solothurn und Züricb unterwarfen fast den aanzen Aaraau: den Aabsburaem verblieb nur ein kleiner
Fragen des Reiches
gerichtet sein muh-
te», waren nur selten
auf derHabsburg an-
wesend. Daher er-
hielten sie getreue
Ministerialenge-
schlechter als Burg-
lehen, den östlichen
Teil die Ritter von
Wohlen, den west-
lichen mit der zuge-
hörigen Hofstatt die
Ritter von Wildegg,
die alsTruchsesseund
Schenken von Habe-
burg und Wildegg
bezeichnet wurden.
Jene erwarben durch
Kauf von den in
Schulden geratenen
Wildeggern1364und
1371 auch den west-
lichen Burgenanteil,
so daß sie zu Herren
des ganzen Boll-
werks wu rd en. Beim
Zusammenbruche der habsburgischen Hausmacht im Aargau »rußte es Henmann von Wohlen 1415 den Bernern
übergeben, die es mit großer Wucht berannt hatten. Nach dem Aussterben des Stammes der Ritter von
Wohlen 1420 verlieh es Bern an die Herren von Grifsensee, 1457 an Arnold Segesser. 146S gelangte es durch
Karls an das Kloster Königsfelden, und als dieses infolge der Reformation in den Besitz von Bern überging,
wurde es dem bernischen Hvfmeisteramte Königsfelden zugeteilt. Seit 15. Sept. 1804, da das Kloster samt
Zugehör gemäß der Helvetischen Dotationsurkunde an den Aargau fiel, ist die Burg Besitz dieses Kantons.
Die Veste scheint infolge der Eroberung durch die Bemer nicht viel Schaden gelitten zu haben; kein Chronist
berichtet von einem heftigen Kampfe, welcher der Kapitulation vorausgegangen wäre. Henmann von Wohlen
ergab sich wohl in der Einsicht, daß der Siegeslauf der Feinde nicht gehemmt werden könne, zu rechter Zeit.
Hatten doch die Berner bereits fast alle Burgen des Gaues bezwungen und allenthalben milde Kapitulations-
Bedingungen gestellt. Auch Henmann von Wohlen erfuhr eine glimpfliche Behandlung. Er mußte den Bernern
huldigen und die Burg sollte ihnen fürderhin offen sein, wogegen ihm Schuh und Schirm für alle Freiheiten,
Rechte, Lehen und Psandschaften zugesichert wurde. Sicherlich wurde die Burg damals zu dem Zwecke geschont,
sie als starke Wehr gegen etwaige Angriffe auszunützen. Darauf weisen auch zahlreiche Maßnahmen des Bemer
Rates während der ganzen Zeit seiner Herrschaft hin, die aus die Erhaltung und Ausgestaltung des Wehrbaues
abzielten. Nachdem ihn die Nonnen von Königsfelden für „einlifhalbhundert (1050) Guldin" erworben hatten,
scheinen sie dessen baulichen Zustand zu wenig Fürsorge zugewendet zu haben. Da wurden sie, wie Valerius
Anselm, der Bemer Chronist, vermeldet, vom Ratsschreiber durch die scharfe Mahnung an ihre Pflicht erinnert:
„An die Frowen ze Küngsfelden, den Turm zu Hapspurg in sach und eren zu halten, dann myn Herren mögen
nitt geliden, das er zu schänden kome, so er doch ein Hut des lands ist, als sie wussen." ünd für die Folgezeit
Rest des alten Be-
sitzes, so Bausenburg
und Rheinfelden mit
dem Fricktal.
Seitdem Rudolf
von Habsburg aus
den deutschen Kö-
nigsthron erhoben
worden war, dürfte
er nur selten auf der
Stammburg seines
Hauses geweilt ha-
ben. Nur ein ein-
ziges Mal ist vorher
seine Anwesenheit
daselbst urkundlich
bezeugt. Er verlieh
am 5.Dezember1256
„in Castro ttalns-
buro" dem Kloster
Wettingen die von
Berthold von Schna-
belburg aufgegebene
Kirchenvogtei in
Thalwil. Auch seine
Nachfolger, deren
Blick auf die großen
Südseite. Südostseite. Südwestseite.
Abb. ö2. Die Habsburg nach dem Bilde von Kaum um lööS
in der von Mülinenschen Bibliothek.