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Die
Demokratische Republik.
Erscheint MoinagS au«genommen tag- Bestellung wird gemacht in Heidelberg
lich. In Heidelberg vicrteliabr. »llkr. , in der Buchdrnckerei von Renner ».
Durch die Post bezogen in ganz Baden "Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle!" Wolff, auswärts bei allen Postam-
i st. iv kr. Inserate die Petitzcilc r kr. lern. Briefe werden franco erberen.

1. Dienstag, 1. Mai. 184S.



Eiula-ung zum Abonnement.
Die „demokratische Republik" erscheint vom 1. Mai an täglich in den Nachmittagsstunden mit Ausnahme des
Montags. Der Abonnementspreis ist vierteljährig 45 kr.; in ganz Baden durch die Post bezogen 1 fl. 10 kr. Zugleich ha-
ben wir die Einrichtung getroffen, daß das Blatt in Heidelberg und seiner näheren Umgebung durch Boten bezogen, monat-
weise zu 15 kr. abgegeben wird. Inserate jeder Art werden zu 2 kr. die Petitzcile oder deren Raum berechnet. Das Blatt
wird endlich täglich alle oberamtlichen und städtischen Bekanntmachungen bringen.
Briefe und Mittheilungen jeder Art werden erbeten unter Adresse:
An die Expedition der „demokratische» Republik" in Heidelberg."
Die Expedition.
Erklärung.
Durch die Verhältnisse gezwungen, den Druck des Blattes »Die Republik" aufzugeben, haben wir den Druck dieses
neuen Blattes übernommen; sollte „die Republik" nicht weiter erscheinen, so sind wir erbötig, denjenigen Abonnenten, welche
den Abonnementebctrag „der Republik" für das Quartal vom April bis Juli schon entrichtet haben, gegenwärtiges Blatt
bis zum Ende des Quartals gratis zu liefern. Monatsabonnements können jederzeit genommen werden.
Renner und Wolff

Was wir wolle»
Wir wollen die demokratische Republik,
d.h. wir wollen, daß das Volk sein eigener, alleiniger
und unumschränkter Herr sei. Die Gemeinde ist souverän
und die demokratische Republik ist die freie Vereinigung der
souveränen Gemeinden. Im Volke liegt alle Macht, die ge-
setzgebende, die richterliche und die aueführende. Das Volk
kann sich dieser Macht nicht entäußern. Wir verlangen Ka-
der das Veto des Volkes, d. h. die Abstimmung des ge-
jammten Volkes in den Urversammlungen der Gemeinden über
alle Gesetze, die für das ganze Volk sollen Geltung haben.
Kein Landes-Gesetz hat Kraft, es sei denn durch orn Willen
der Mehrheit des Volkes. Die Ucversammlungen beschließen
über Verfassung, Gesetzbücher, Steuern, Krieg und Friede.
. Wir sind Feinde der Repräsentativ-Demokratie, d. h., wir
bekämpfen den Grundsatz, daß Kammern, Landtage oder Na-
tionalversammlungen souverän sind und berechtigt, durch ihre
Mehrheit dem Volke Gesetze zu Likliren. Gesetze, dem Volke
durch Kammern diktirt, hat sich daö Volk nicht'selbst gegeben.
Die unumschränkte Gewalt in der Hand eines Einzigen ist Ab-
solutismus, in der Hand von wenigen Bevorzugten - Ari-
stokratie. Wir verabscheuen den Absolutismus, wir verwerfen
die Aristokratie des Adels und des Geldes, aber wir bekämpfen
auch die Aristokratie der Parlamente und Kammern, denn wir
wollen die radikale Demokratie.
Abgeordnete sind Beamte des Volkes. Kammern
und Parlamente sind Kommissionen, vom Volke ernannt, Ge-
setze zu entwerfen. Zu beschließen hat das Volk. Ab-
geordnete sind dem Volke verantwortlich und durch die Mehr-
heit ihrer Urwähler jederzeit absetzbar. Zwei Kammern in
einem Staat sind Unsinn oder Mißbrauch.
Das Volk muß seine Richter selbst wählen. Die Rich-

ter wenden die Gesetze an. Geurtheilt wird durch Geschwo-
rene. Richter und Geschworene gehen aus allgemeiner und
unbeschränkter Nrwahl hervor.
Das Volk wählt alle seine Beamten selbst und auf
Zeit. Ein Beamtenstand, d. h. eine Klasse von Men-
schen, die für ihr ganzes Leben angewiesen und berechtigt ist,
von den Steuern des arbeitenden Volkes zu leben, ist eine
Schöpfung der Monarchie, ein furchtbares Werkzeug der Ty-
rannei, eine Todeswunde des Volkswohlstandes. Alle Beam-
ten sind dem Volke verantwortlich und durch die Mehrheit
ihrer Wähler jeder Zeit absetzbar. Ueber Ertheilung von Pen-
sionen entscheidet der freie Wille der Wähler.
Die stehenden Heere sind die scheußlichsten Geißeln
der Menschheit, die fluchwürdigste Erfindung der Tyrannei.
Die Bewaffnung und Einübung des ganzen wehrbaren Vol-
kes ist die Grundlage der Freiheit. Die demokratische Repu-
blik ist der Weg und das Mittel zu solchen Einrichtungen dec
Gesellschaft, welche das Wohl und die Bildung Aller ver-
wirklichen und dauerhaft begründen.
Alle Nationen sind berechtigt, sich selbst zu regieren. Un-
terdrückung einer Nation durch die andere ist Verrath an der
Menschheit und darf von den freien Nationen der Erde nicht
geduldet werden. Das deutsche Volk darf die Bewohner Les
nördlichen Schleswig, welche dänisch reden und zum dänischen
Volke gehören wollen, nicht zwingen, deutsch zu werden; die
Deutschen in Schleswig-Holstein hingegen, welche aus freiem
Entschluß zum deutschen Volke gehören wollen, müssen in die-
sem ihrem souveränen Willen geschützt werden. Polen muß
befreit werden. Die slavischen Völker, welche unter der
Herrschaft Oesterreichs stehen, die slavischen Böhmen, Mähren
und Gallizier, die Südslaven an der Donau, und die Ma-
gyaren müssen frei werden und sich selbst regieren. Wer ge-
gen den Aufstand der Slaven oder Magyaren kämpft, ist ein

Probeblatt.
 
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