Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Demokratische Republik.

Erscheint Woniags ausgenommen iäg.-
lick. In H-ivclberg vierieljayr. ^skr.
Durch die Post bezogen in ganz Bade»
t ft. 10 kr. Inserate die Perirzeilc r kr.

«Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle!»

Bestellung wird gemacht in Heidelberg
in der Buckdruckerei von Renner «.
Wolff, auswarkS bei allen Postäm-
tern. Briefe werden franco erbeten.


Donnerstag, 6. Juni.

18LS

Bekanntmachung.
Die Bürgermeister werden angewiesen, die Negierungs-
blätter nach ihrem Erscheinen sofort ordnungsmäßig in ihren
Gemeinden zu verkündigen.
Die Zivikommissäre haben darüber zu wachen, daß dieser
Anordnung Folge geleistet wird; gegen ungehorsame Gemein-
devorsteher ist auf geeignete Weise einzuschreitcn.
Karlsruhe, den 3. Juni 1849.
Die provisorische Negierung.
L. Brentano A. Goeg«;. Peter.

Bekanntmachung.
Das Verlangen der Soldaten, ihre Führer sich selbst zu
wählen, war ein vollkommen gegründetes, wcßhalb auch nach
den Beschlüssen der Offenburger Landesversammlung und den
Anordnungen der obersten Regierungsbehörde ein solches Wahl-
recht ihnen zugestanden wurde. Die badischen Soldaten gehor-
chen somit nicht mehr Offizieren, welche nach der Gunst der
ober» Behörden ernannr sind, sie stehen als freie Männer
unter den Befehlen .ihrer selbstgewählten Offiziere; solchen
Männern zu gehorchen, ist nicht blos keine Schande, sondern
vollständig des freien Mannes würdig. Wenn daher jetzt ein-
zelne Böswillige oder aufgestiftct durch die Feinde der Frei-
heit und der jetzigen Negierung ihren Obern den Gehorsam
verweigern und die Bande der Subordination und der Dis-
ziplin zu zerreißen suchen, so ist es unsere Pflicht, solchen
Bestrebungen mit ter ganzen Stenge des Gesetzes entgegen zu
treten.
Wir vertrauen der überwiegenden Mehrzahl der badischen
Krieger, welche die Freiheit nicht in der Mißachtung und Ver-
nichtung der Ordnung erblicken, daß sie uns bei der strengen
Anwendung des Gesetzes getreulich zur Seite stehen wird. Es
liegt dies selbst in ihrem eigenen Interesse, indem sonst ihr
Muth gegenüber dem Feinde vergebens seyn wird
Wir vertrauen aber auch zu den Offizieren, daß sie auf
Befestigung der Disziplin in dem Heere hinwirken und mit
einem guten Beispiele vorangehen.
Wer in der jetztigcn Zeit die Fahne verläßt, der verdient,
daß man ihn als einen Feigen und als einen Verräther be-
handelt, und wenn wie einen solchen zur gebührenden Strafe
ziehen, so werden seine Kameraden im Interesse der eigenen
Ehre uns darin unterstützen.
In Erwägung dieser Gründe wird
verfügt:
1) Alle Vergehen gegen militärische Disziplin und Su-
bordination werden nach der vollen Strenge des Kriegsge-
sctzes bestraft.
2) Die Truppenkommandanten sind angewiesen, alle zu
ihrer Kenntnl'ß kommenden Vergehen gegen die militärische
Disziplin und Subordination durch ein sofort einzusetzendes
Kriegsgericht aburtheilen zu lassen.
3) Alle Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, welche

außerhalb ihres Garnisonsorts oder Standquartiers ohne
einen schriftlichen Urlaubspaß getroffen werden, sind sofort zu
verhaften, und an ihre Truppcnkvrper zur Bestrafung jabzu-
liefcrn.
Wir versehen uns namentlich zu den Kommandeuren der
Regimenter und Bataillone, daß sie mit aller Stenge auf die
Beobachtung dieser Verordnung sehen werden.
4) Die Bürgermeister werden angewiesen, diese Verord-
nung in ihren Gemeinden sogleich verkündigen zu lassen.
Karlsruhe, den 2. Juni 1849.
Die provisorische Regierung.
Brentano (Locgg Peter. Sigel.
Dietz.

Aufruf.
Der Landesausschuß hat schon eine Einladung erlassen,
durch freiwillige Beisteuern die Revolution zu unterstützen. Die
Wichtigkeit der Sache zwingt uns, sie zu wiederholen. Die
Bedeutung des bevorstehenden Kampfes kann sich Niemand
verhehlen. Im Falle des Sieges die langersehnte Freiheit und
Wohlfahrt des Volkes; im Falle der Niederlage eine Wieder-
holung der Szenen von Wien und Dresden, eine Verdoppe-
lung der alten Sklaverei. Die Uebermacht des Feindes zwingt
uns, alle Kräfte zu vereinigen, um einen Sieg möglich zu
machen. Von dem Kerne der Nation, von den waffenfähigen
Männern wird verlangt, daß sie ihr Leben für die Freiheit
ihres Volkes einsetzen; sollten die besitzenden Klassen sich da-
durch nicht veranlaßt, finden ihr Vermögen, wenigstens einen
Thcil desselben, auf den Altar des Vaterlandes zu legen? Zu-
mal wenn sie bedenken, daß das Geld, welches sie der Revo-
lution vorcnthalten, nicht für die Besitzer selbst, sondern für
die Mörder von Dresden und die Verkündiger des Standrechts
gespart ist. Denn Geld ist Macht, und es ist an keinen Sieg
zu denken, wenn von einer engherzigen Bourgeoisie dieses der
Revolution voremhalten wird. Die Leute, welche ihr Vermö-
gen, das doch mcistentheils aus der Ausbeutung des Proleta-
riats hervorgegangen ist, jetzt verbergen oder außer Landes
schicken, diese sind die größten Verräther des Volkes und des
Vaterlandes, und wenn sie auch für den Augenblick durch ihren
Egoismus die Contrerevolution ermöglichen und das Stand-
recht herbeiführen, so wird doch früher oder später sie der
Fluch und die Rache des Volkes ereilen. Deshalb ist es noth-
wendig, daß die einzelnen Einzeichnungen öffentlich bekannt
gemacht werden, damit das Volk den Patriotismus der Ein-
zelnen hinreichend beurtheilen kann.
Nicht kärgliche Almosen, sondern große Opfer verlangt
die Revolution. Sie klopft nicht, wie ein hungernder Bettler,
an die Thüren der Neichen; sie hat das Recht zu fordern.
Sie hat das Recht zu fordern, daß in diesem entscheidenden
Moment, wo das Unglück und die Knechtschaft vieler Jahre
gesühnt und dem deutschen Volke die Bahn der Ehre und des
Glückes eröffnet werden soll, alle Kraft mit einander wetteifern,
 
Annotationen