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Die


emokratische Republik.

Erscheine MrniagS au?-,cnc>mmcn r.lg-
iich. In Heidelberg Vierteljahr. 4Nkr.
Dnrch die Pest bezogen in ganz Baben
1 fl. lo kr. Inserate bic Peiitzcilc L kr.

„Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle!«

Bestellung wirb gemacht in Heibelderg
in bcr Vuchbrnckerei von Renner u.
Wolff, auswärtZ bei allen Postäm-
tern. Briefe werben franco erbeten.

DomreeftRg, LO. Msri.



Am HLLs VE in Baden!
Mitbürger!
Soeben erhalten wir die sichere Nachricht, daß preußische
Regimenter in Nheinbaiern einrücken, um die wackeren Pfäl-
zer, die ja Nichts weiter von ihrer Negierung verlangen, als
die von d. deutschen Nationalversammlung beschlossene Reichsver-
fassung anzuerkcnnen, mit roher Waffengewalt niederzuhalten
und zum Schweigen zu bringen. Das Pfälzer Volk wird aber
nicht schweigen, nein, es wird m der That den kräftigsten
Widerstand leisten gegen die Truppen des Preußenkönigs,
welcher mit Hülfe der russischen Barbarenhorden den Absolu-
tismus in Deutschland zurückführen will.
Mitbürger! Badner! Unsere heiligste Pflicht ist es,
unfern Nachbarn, unfern deutschen Brüdern, den Wackern
Pfälzern zu Hilfe zu eilen.
Wir haben schon durch unsere Kreisansschüsse alle Volks-
vereine auffordern lassen, in jeder Gemeinde WehrauSschüffe,
und durch diese Freikorps zu bilden.
Bürger! Die Ereignisse drängen; wartet die Anord-
nungen der Kreisausschüsse nicht ab; schreitet schnell zur
That! Alle waffenfähigen Männer mögen in jeder Gemeinde
zusammentreten, sich für den Augenblick mit dem bewaffnen,
was gerade zum Angriff und zur Vertheidigung vorhanden
ist. Seid bereit für den Augenblick, wo wir Euch rufen.
Mannheim, 7. Mai 1849.
Der prov. Landesausschuß der Volksvercine Badens.

2 Die neue MevoLntron mrZ die
äußerste ZLsEe in UranLfnrt.
Wenn je der Augenblick für eine Befreiung des deutschen
Volkes von musendjährigcr Schmach und Knechtschaft günstig
war, so ist er es jetzt. Man hat oft behauptet, eine so günstige
Zeit, wie die des März vorigen Jahres, werde nicht wieder-
kommen. Wir behaupten, daß die Gunst der Verhältnisse für
die Volksbcfreiung heute um das hundertfache größer ist.
Aks im vorigen Jahr der Wctterschlag der Pariser Feb-
ruarrevolution nach Deutschland herüberschlug, war die Be-
wegung groß, aber es fehlte ihr an Klarheit, es fehlte ihr an
einem Mittelpunkt, an einer oberen Leitung, es fehlte ihr an
Entschiedenheit. Die Forderungen des Volks haben sich da-
mals — mit der einzigen Ausnahme Badens — nicht über
die spärlichen Brosame des liberalen Konftitutionalismus ver-
stiegen. Das Volk petitionirte, vielfach mit angedrohtcr,
mehrfach mit ausgcführter Gewalt, aber es blieb vor den
Thronen stehen. Es hat die Könige besiegt, gedcmüthigt, aber
nicht ihrer Gewalt beraubt. Es hat ihren Worten und

Verheißungen getraut. Es gab im März und April noch keine
orgamsirte, republikanische Partei in Deutschland. Wie ganz
anders jetzt! Von der äußersten preußisch-russischen Grenze bis
an den Bodensee gibt es eine mächtige, kampfbereite repub-
likanische Partei. Es wird schwer halten, zehn deutsche Städte
zu nennen, welche so arm an Republikanern wären, um keine
republikanische Partei zu besitzen. In den größten Städten
Deutschlands hat diese Partei überwiegend die Mehrheit.
Wien und Berlin sind republikanische Städte, beide zu
neun Zehntheilen. In Köln, Dresden, Erfurt, Kassel, Mainz,
Münster, Trier, Mannheim haben wir ausgesprochene Majo-
ritäten, in allen übrigen, größeren Städten mehr oder weni-
ger starke Minoritäten. Daß die republikanische Partei auf
dem Lande in diesen zwölf Monaten Riesenschritte zu ihrer
Ausbreitung gethan hat, ist bekannt. Ganze Strecken, in denen
vor dem März 1848 das Wort Demokratie oder Republik
nur dem Munde Weniger und im Volke nicht einmal dem
Namen nach bekannt war bekennen sich jetzt offen zu dieser Fahne;
sie haben dies in den Wahlen und Volksversammlungen tau-
sendfach ausgesprochen. So Mecklenburg, ein großer Thcil
von preußisch Sachsen, das ganze Königreich Sachsen, Schle-
sien, Thüringen, Kurhessen und die andern Hessenländer, Fran-
ken, Baden, Nheinbaiern, Würtemberg, Nassau und Rhein-
preußen. Die Volksvertretung aller dieser Länder hat eine
orgamsirte, republikanische Partei in ihrer Mitte. Das Volk,
das seine falschen und wahren Freunde im März vorigen Jah-
res noch nicht zu unterscheiden verstand, hat dieses jetzt gelernt.
Man kennt heute die Herren Stellenjäger und diplomatischen
Jntriguanten, die Hofräthe, die mit dem Volke liebäugeln,
um es an die Fürsten zu verrathen; man kennt die republi-
kanischen Schwätzer und die Männer der republikanischen Thar.
Und man gehe hin und frage den ersten besten Bauer auf dem
Lande oder Arbeiter in der Stadt, in Thüringen oder in Meck-
lenburg, in Sackssen oder im Schwarzwald: Wie kann uns
geholfen werden? und die Antwort wird keine andere sein,
als: durch die radikale That, die vor nichts zurückbebt!
. So war die Volksstimmung vor den letzten fürstlichen
Attentaten auf die Souveränität Les deutschen Volkes. Wie
sie jetzt durch die Verwerfung der Neichsverfassung, durch dir
Drohungen der Könige gegen die Nationalversammlung ge-
worden ist, brauchen wir hier nicht zu schildern. Das Volk
will seine Erfahrungen des vorigen Jahres sich zu Nutze ma-
chen, es rüstet sich zum Kampf. Schon ist er in der Haupt-
stadt Sachsens entbrannt. In Berlin ist Blut geflossen, und
die Verzweiflung kann dort das Volk jede Stunde in den
Kampf treiben. Die russischen Horden sind in Deutschland ein-
gebrochen. Die Könige fürchten des Volkes allein nicht mehr
Herrn zu werden. Die Ungarn stehen wenige Stunden von
Wien. Das Volk in Wien harrt nur des Augenblicks, wo sie
vor den Thoren erscheinen, um sich in Masse zu erheben. In
ganz Preußen herrscht tiefe und fürchterliche Gährung. Wür-
temberg rüstet sich zum Kampf, denn es weiß, was deutsches
Königswort bedeutet.
Und was thut die deutsche Nationalversamm-
 
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