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Die

Demokratische Republik.

Erscheint Moutagk anrgenommcn täg-
lich. In Hcidclber.1 vicrlcUä'vr. Lii kr.
Lurch dir Post b-zoqe» in ganz Buden
i fl. io kr. Inserate die Pciirzeile s kr.

„Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle!"

Bestellung wird gemacht in Heidelberg
in der Vuchdrnckcrci von Renner n.
Wolss, auSwa'rrS bei allen Postäm-
tern. Briefe werden franco erbeten.




Freitag, L. Mai.

18LS.

An daö Volk iil Baden!
Mitbürger!
Die bedrohliche Lage des Vaterlandes macht cs nothwen-
dig, daß das Volk sich bereit hält, sein Recht und seine Frei-
heit mit den Waffen zu schirmen. Jeder Tag, jede Stunde
kann Euch dazu aufrusen. Es darf keinen Augenblick länger
mit ter Durchführung der Volksbewaffnung gezaudert werben.
Wir fordern Euch auf:
1) Von Euren Gemeindebehörden zu verlangen, daß sie
auf den Grund des Bürgcrwchrgesetzes vom 1. April 18ä8,
für die sofortige Errichtung der Burgerwchr, wofern eine
solche in der Gemeinde noch nicht besteht, mit allem Ernste
Sorge zu tragen und von der Negierung die zur Ausführung
etwa erforderliche Unterstützung mit aller Bestimmtheit in An^
spruch nehmen.
2) In Betreff der Bewaffnung dahin zu wirken, daß
jeder Bürger, welcher nicht in der Lage ist, aus eigenen
Mitteln sich seine Waffen zu stellen, von der Gemeinde mit
Waffen versehen wirb, und ihm gestattet sei, den zu erlegen-
den Preis allmählig und in kleinen Abschlagszahlungen abzu-
tragen.
Mitbürger! Schlagt die Gefahr nicht zu gering an, die
uns bcvorstcht. — Auf Geschlechter hinaus wird jetzt das
Schicksal unseres Vaterlandes festgestcUt. Es handelt sich da-
rum, ob wir für die Zukunft ein freies Volk sein, oder noch
einmal eine jahrelange Zeit drückender Knechtschaft durchleben
sollen. In Eurer Hand liegt Beides. Habt den Willen, habt
den Muth, und Ihr werdet jedem Versuche, Eure errungenen
Rechte anzulasten, kräftig und erfolgreich widerstehen können.
— Ein in Waffen stehendes Volk ist die Schutzwchr der Frei-
heit, ist der Schrecken der Tyrannen. Darum nochmals, Mit-
bürger, bewaffnet Euch! —
Mannheim, den t. Mai 1849.
Der provisorische Landesausschuß der Volksver-
eine in Baden.

Deutschland.
* Heidelberg, 2. Mai. Den letzten Streichen der
Reaktion gegenüber fängt das Volk nun an sich wieder zu re-
gen. In Stuttgart wurde auf die angelangten Nachrichten
über die preuß. und hannov. Kammern, vom Landes-Ausschuß
beschlossen: Freicorps zum Schutze der Volksfreiheit zu bilden.
Die würtemb. Kammer soll dieses Unternehmen unterstützen.
In Göttingen beschloß die Bürgerwehr sich für bas
Volk zu schlagen. In Fürth fand am Sonntag eine Volts-
versammlung statt, an der etwa 5000 Menschen sich bethei-
ligten und beschlossen: der mächtig emporstrebenden Willkühr-
herrschaft der Fürsten mit aller Macht entgegen zu treten.
Man sprach davon die Stunde der Entscheidung sei nahe,
jetzt handle es sich darum ob Deutschland kosackisch oder re-
publikanisch werde. In Bingen beschlossen am selben Tage

8—10,000 Menschen, mit den Waffen den Willen des Volkes
durchzusetzen. In Frankfurt sprachen die versammelten
Turnvereine sich dahin aus, daß es unumgänglich nöthig sei,
sich sofort mit Waffen und Munition zu versehen. In Kreuz-
nach wurde ein Comitö gebildet zum Ankauf von Waffen und
Munition, 1000 fl. gingen bei der ersten Sammlung hiefür
ein. Die Bauern aus dem Vogelsberg ließen in Frankfurt
anfragen, wann sie kommen sollten. In Hildesheim er-
klärte die Bürgerwehr, die für Verräther am Volke, die es
wagten sich seinem Willen zu Wiedersehen.
In Elberfeld traten über 3000 Bürger, Vertreter
aller Stände zusammen und beschlossen: „daß die Maßregel
der Kammerauslösung nur geeignet sei den Bürgerkrieg, (d. h.
die Revolution) mit allen ihren Folgen im Lande hervorzu-
rufen und die Grundpfeiler des Throns zu erschüttern," diese
Erklärung soll von sämtlichen Gemeinde» Preußens abgegeben
werden. In Fachbach (im Nassauischen unweit Koblenz)
tagten 2000 Demokraten und leschlossen scfort die Volksbe-
waffnung durchzuführen. Die Hanauer verlangten durch Be-
schluß der Bevölkerung, sofortige Beeidigung des Militärs
auf die Neichsverfaffung und die Truppen nahmen diesen Be-
schluß mit Jubel auf. Saulgau in Würtembcrg beschloß
auf Kosten der Gemeindekasse 10,000 scharfe Patronen und
L Ncguisitionswägen für die Bürgerwchr anzuschaffen und die-
ser ferner noch 1500 Gulden zu Verfügung zu stellen, damit
beim Ausbruch des Kampfes die „Volkstruppen„ auch Mittel
zu solchem hätten. Die Wehrmannschafi erklärte scicrlichst
auf den ersten Ruf zu maschircn. Auch in Fulda beschloß das
Volk sich gegen seine Feinde mit dem Schwert in der Hand
zu wehren. Lasset die Ungarn in Wie» einziehcn und die
Revolution ist wieder im Gange!
/V Heidelberg, 3. Mai. Auf die Zumuthung hin,
die der Wahlcomissär unseren Wahlmännern macht, in die 2.
badische Kammer, genannt Rumpf, Sumpf und Rumpelkam-
mer, wieder zu wählen, versammelten sich diese gestern und
beschlossen nicht mehr zu wählen. Damit aber die Ne-
gierung nicht sagen könne, es sei dies eine Eigenmächtigkeit
den Urwählern gegenüber, so wurde ferner beschlossen, bis näch-
sten Sonntag eine große Urwählerversammlung dahier abzu-
halten, in der dann die Wahlmänner ihre Wähler fragen wer-
den, ob sie es verlangten, Laß man in die Landgrabcngesell-
schast nach Karlsruhe einen Abgeordneten schicken solle. Zu-
gleich soll dann auch über Herrn I)r. juris Bissing gesprochen
werden um aus zu machen, was man mit diesem Menschen,
der auch gar nicht mehr auf seine Wähler hören will, anfängt.
Wir zweifeln nicht daran, daß die Urwähler Heidelbergs, den
Wahlmännern gleich mit aller Entschiedenheit dem bodenlosen
Unsuge in Karlsruhe gegenüber auftreten werden, und hoffen
hauptsächlich, daß man Mittel finden werde, dem zum Ktn-
dcrspott gewordenen Manne endlich einmal das 5 Gulden-
handwerk zu legen.
* Aus der baier-scheu Rhen-pfalz, 1. Mai.
Alles rüstet sich bei uns zum bewaffneten Wiederstand. Kou-
 
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