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emokratische


Erscheint Montags ausgenommen täg-
lich. In Heidelberg vicncljä'br. 43 kr.
Durch Sic Pog bezogen in ganz Baden
1 k. 10 kr. Inserate die Pciikzcilc L k»t
»Freiheit, Wohlstand,
Bildung
für Alle!»
Bestellung wirb gemacht i» Heidelberg
in der Duchdrnckerci von Renner n.
Wolff, anSwärrS bei allen Postäm-
tern. Briese werben franco erbeten.
Hl- 22.
Sermstskg,
2K.
18LS

Deutschland.
j-" Herdelbcrg, 25. Mai. Die Ereignisse auf dem
Schauplätze unserer Revolution drängen sich. In Darmstadt
ist co gestern zum Kampfe gekommen. Das Volk hat ei-
nen Sturm auf das Schloß gemacht. Ein Haupt-
mann und mehrere Soldaten sind gefallen. lieber den Aus-
gang jwciß man in diesem Augenblick noch nichts Sicheres.
Von Mannheim sind drei Bataillone badische Infanterie mit
Geschüzcn in die Pfalz marschirt. — Die Truppenzüge durch
Heidelberg dauern fort. Mehrere Schwadronen baoflcher Dra-
goner sind auf der Bergstraße weiter gerückt. Eben dahin ist
ein Banner wahrer Volkswehr abmarschirt. — Die Reaktion
glaubt auf dem Lande fruchtbaren Beden für ihre Bestrebun-
gen zu finden. Sie hat sich zu diesem Zweck hinter die Pfaf-
fen gesteckt. Pfarrer Sprenger in Diehlheim bei Wiesloch,
hat cs versucht, von der Kanzel herab das Volk aufzustacheln
gegen den Landcsausschuß und hat die Soldaten, die zum
Volke halten, für »Meineidige" erklärt. Die wackern Bau-
ern haben aber von riesen Psaffeuftretchen hierher Anzeige ge-
macht. Eine Abtheilung Volkswehrmänner wurde beauftragt,
den Pfaffen einzufangcn, welches sie glücklich ausführten.
Seine Ehrwürden sitzen nun bis auf Weiteres auf dem hiesi-
gen Brückcnkhor, wo sic Zeit Haden, auf einen besseren Tert
für ihre Predigten zu studiren.
OHeidelberg, 25. Mai. Die Schranken der religiösen
Königsanbetung sind auch in Alt-England gefallen. Am Jahres-
tage der Geburt der Königin Victoria, so melden heute die Zei-
tungen, hat ein Arbeiter mit einer Pistole auf die
Königin gefeuert, im Augenblick als sie aus ihrem Palast
fuhr. Er hat sie aber nicht getroffen.
Karlsruhe, 24. Mai »An Deutschlands
Krieger!» hat der Landcsausschuß nachfolgenden Zins ge-
richtet: „Der blutdürstige, verräthcrifche Friedrich Wilhelm IV.
von Preußen, welcher sich in den Märztage» 1848 vor den
Leichen der von ihm gemordeten Bürger beugte, nachdem er
vom Volke besiegt worden war, erhebt jetzt wieder stolzer, als
jemals, sein Haupt. Der Freiheit Deuüchlands hat er den
Krieg aus Tod und Leben erklärt; die Neichsverfastung hat er
mit Füßen getreten. Schon büßten die Sachsen schwur für
ihre Verfassungstreue, auch Nheiupreußen und das südliche
Deutschland sollen durch preußische Waffen nieoergehaltcn wer-
den. Derselbe König, welcher seinem Volke aus die blutigste
Weise wiederholt die Treue gebrochen, verlangt von seinen
Soldaten Treue und blinden Gehorsam.
Soldaten, deutsche Brüder! die Zeiten des blinden Ge-
horsams gegenüber einem blutdürstigen Tyrannen sind vorüber.
Bürger und Soldaten sind zum Bewußtsein ihrer ewigen un-
veräußerlichen Rechte gelangt. Das badische Heer hat dem
gesammten Soldatenstaude Europa's ein großartiges Beispiel
gegeben. Es hat einmüthig erklärt, das Blut seiner Väter
und Brüder nicht vergießen zu wollen, sich nicht gebrauchen
zu lassen zum Schergen der Tyrannei. Das badische Heer hat

aus seinen Reihen diejenigen Führer entfernt, welche die Rechte
des Volkes mit dem Schwerte in der Hand bekämpften, und
an deren Stelle Offiziere erwählt, welche bereit sind, Volk
und Soldatenstand zu einem großen Bunde der Freiheit zu
vereinigen.
Soldaten, deutsche Brüder! folget dem hochherzigen Bei-
spiele des badischen Heeres. Höret auf, das Volk, dem ihr
mit den heiligsten Banden der Natur angehöret, zu bekämpfen,
duldet nicht in eurer Mitte die Feinde des Volkes, welche
auch die eurigen sind! Höret nicht auf die Stimme eines
blutdürstigen und vcrräthcrischcn Königs, höret auf die Stimme
des Volkes: zerbrechet euer Joch und mit diesem zugleich die
Ketten des deutschen Vaterlandes!
Karlsruhe, 24. Mai. Aufruf des Landesausschus-
scs. Männer und Frauen in Baden! Die Zeit des
Kampfes ist nahe. Die Feinde des Volkes drohen, unsere
Erhebung für die Freiheit und Einheit Deutschlands gewalt-
sam nicderzukämpfen. Schon werden preußische Heere gcsam-
öicit, unr gcgrn- Glanzen .rrn/orrV" -^u.llvpö AU Als her».
müssen auf alle Fälle gefaßt sein.
Männer und Frauen in Baden! An Euch ergeht unser
Ruf. Stehet Alle zusammen im Kampfe für die heilige Sache
der Freiheit. Es gilt jetzt Muth, es gilt Aufopferung zu be-
weisen. Jeder helfe, wie er kann, Jeder an seiner Stelle,
Jeder nach seinen Mitteln und Kräften. Einen mächtigen
Stützpunkt besitzt unsere Bewegung an der Festung Rastatt.
Unseren wackeren Soldaten gebührt der Ruhm, sie der Sache
des Volkes gewonnen zu haben. Um keinen Preis darf dieser
wichtige Punkt den Feinden LeS Reiches, den Feinden der
Freiheit in die Hände gelangen; an seinem Schutze; an seiner
Bertheidigung muß uns Alles gelegen sein.
Männer und Frauen in Baden! An Euer» Freiheits-
sinn, an Eure Vaterlandsliebe wenden wir uns. Die Festung
Rastatt bedarf jetzt einer vollständigeren Ausrüstung, um
einer Belagerung auf die Dauer wiederstchen zu können. Es
mangelt an dem nöthigen Bedarf zur Pflege der Kranken und
Verwundeten. Steuert bei, Alle, denen das Vaterland, denen
die Freiheit heilig ist. Jede, auch die geringste Gabe, ist will-
kommen. Die einflußreichen Männer und Frauen in jedem
Orte des badischen Landes mögen die Sammlung der Bei-
träge in die Hand nehmen. Wir haben Anordnungen getrof-
fen, daß Alles kostenfrei nach Rastatt geliefert wird. Das
Festungokommando wirb zum Empfange der Sendungen die
nöthigen Einrichtungen treffen.
Männer und Frauen in Baden! Säumet nicht, die Op-
fer zu bringen, die das Vaterland in der Stunde der Gefahr
von Euch verlangt. Ihr werdet für ewige Zeiten Euch ein
ruhmvolles Denlmal setzen. Wir rufen an die Kraft Eures
Willens, die Güte Eures Herzens, den Fleiß Eurer Hände.
Säumet nicht! die Zeit drängt; wer rasch gibt, der gibt
doppelt.
Karlsruhe, 24. Mai. Der Finanzminifter hat
heute verordnet, daß der Eingangszoll auf Munition wie der
 
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