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Di-


emokratische Republik.

Erschein: MoniagS «»«genommen r«g-
lich. In Heidelberg vicrlcljävr. L-kr.
Durch die Post bezogen in ganz Baden
t fl. 10 kr. Inscrme die Pciitzcile L kr.

»Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle!»

Bestellung wird gemache in Heidelberg
in der Vuchdruckerci von Renner u.
Wolff, auswärt« bei alle» Postäm-
tern. Briefe werden franco erberen.




Sosmterg, Zs. Mrri.


Arr das VolL in Baden.
Bei der ernsten Lage unseres Vaterlandes, die eine ge-
schloffene Haltung der Volksvartei nothwendig macht, sind
wir der Ansicht, daß die Abhaltung des allgemeinen
Landeskongreffes der Volksvcrcine keinen Aufschub mehr
zulasse. Derselbe soll daher
Samstag de» IS. Mai in Offenburg
stattfinden. Nach Entscheidung der Mehrheit der Kreiscon-
gresse ist derselbe von jedem Bezirksvereine durch einen stimm-
gebenden Abgeordneten zu beschicken. Wir laden die einzelnen
Abgeordneten ein, sich am genannten Tage, Nachmittags 1 Uhr
im Gasthause zum Zähringer Hof zu versammeln. — Als
Grundlage der Verhandlungen wird das durch die Kreiscon-
grcffe, deren Berichte auezugeweise in den verschiedenen demo-
tlÄtifchen Blättern veröffentlicht wurden, an die Hand gege-
bene Material dienen. — Am Tage nach Abhaltung des Con-
gresscs,
Sonntag den 1-!. Mai Volksversammlung in
Lffcnbnrg,
zu deren Besuch das gcsammte Volk in allen Theilen aufge-
fordert wird. — Es handelt sich um die Bcrakhung der gegen-
wärtigen Lage unseres gesummten Vaterlandes. Der Gegen-
stand ist groß, der Augenblick ist wichtig. Es fehle kein Freund
des Volkes!
Mannheim, 4. Mai 1849.
Der Provisor. Landeoausschuß der Volksvercine in Baden.

^Meprrbliktmisch oder KosaEsch?
Die Nüssen haben die östreichische Grenze überschritten.
Sie marschircn nach Deutschland, um die Standrechtshcrrschaft
Oesterreichs aufrecht zu erhalten. Die scharfe Klinge des Ma-
gparen hat dem österreichischen Adler die Krallen abgehauen.
Er ist kampfesunfähig geworden — der russische Geier fliegt
ihm zur Hülfe.
Die Nüssen marschircn nach Deutschland. Die
Pferde der Kalmücken werden die Saaten unseres Landmannes
abfressen. Die asiatischen Horden werden über unsere Städte
hcrfallen. Trümmer und Leichen werden ihre Spur bezeichnen.
»Das Land zwischen Krackau und Paris, so erzählen sich ja
die Kosackcn, gehört seit dem großen Krieg mit den Franzosen
unserem Kaiser. Er hat es verschiedenen kleinen Fürsten zur
Beherrschung übergeben, und die Fürsten von Preußen und
Oesterreich hat er zu seinen obersten Generalen eingesetzt. Die
Ungarn und die Deutschen haben gegen den Gouverneur von
Oesterreich Rebellion gemacht. Wir werden jetzt hinüber ge-
hen und Ordnung schaffen.» Die Russen werden in Deutsch-
land »Ordnung» schaffen. Russische Ordnung! Wir kennen
die Bedeutung dieses grausenvollen Wortes!
Die Russen marfchiren nach De utschland. Wer
kann sie fassen, die unermeßliche Bedeutung dieser Thatsache?

Jetzt wird es zur Entscheidung kommen, zwischen der Barbarei
und dem Despotismus Asiens, und der Bildung und Freiheit
des westlichen Europa's. Jetzt heißt es: Sein oder Nichtsein.
Werden wir ruhig zusehen, bis die Magyaren abgeschlachtct
sind und die Nüssen in Wien cinziehcn? Ist die deutsche
Nation verwest und verfault, eine Leiche, den russischen Geiern
zum Fraß bereitet, oder lebt sie; fließt ihr das Blut rascher
durch die Adern, faßt sie mit der Hand an's Schwert?
Republikanisch oder kosackisch? Die nächsten
Wochen werden es für Europa entscheiden.

Deutschland.
/X Freiburg, 3. Mai. Gestern begann die Verhand-
lung des Schwurgerichts über die Sache der Republikaner
Fickler, Krebs, Bornstedt und Steinmetz. Von halb 10 llhr
dis 4 Uhr Mittags dauerte die erste Sitzung und bot gleich
nicht unintreffanten Momente dar. Nachdem die Gcschwornen
gezogen waren und gegen verschiedene Einwand erhoben wor-
den war, wurden die Anklageakten gegen die 4 Angeklagten
verlese«, Bornstedt, hierauf vom Vorsitzenden über seine per-
sönlichen Verhältnisse befragt, sprach sich weitläufig und ganz
offen über seine Herkunft aus, Fickler, Krebs und Steinmetz
gaben kurz ihr Alter und ihre Namen an. Brentano und
Thoma, Ficklerö und Bornstedts Vertheidiger, beteiligten sich
schon sehr lebhaft an der Discussion und die beiden Staats-
anwälte Amann und Winter unterließen es nicht sich von
vorn herein zu blamiren. Morgen mehr.
* Mainz, 2. Mai. Os hat sich das Gerücht verbrei-
tet, daß unsere ganze österreichische Besatzung nach Ungarn
marfchiren solle.
V" Frankfurt, 3. Mai. In der heutigen Sitzung der
Nationalversammlung stellte Eisenstuck einen dringlichen An-
trag auf entschiedene Mißbilligung der Auflösung der sächsischen
Kammern. Die Mehrheit der Versammlung ging aber über
Len Antrag zur Tagesordnung über. Zur Tagesordnung kam
sie aber auch nicht, sondern ging wieder unverrichteter Sache
auseinander. So fault diese Versammlung langsam dahin
und können wir hier nur das eine nicht begreifen, wie es
Menschen geben kann, die noch vertrauen, sie werde sich an
die Spitze der Revolution stellen. Das steht nicht zu erwarten:
sollte sie aber in der Angst ihres Herzens oder aus Eigen-
nützigkeit cs doch versuchen — natürlich nachdem die Revolu-
tion gelungen ist — so hätte die Revolution das erste Ge-
schäft, sie zu entfernen, damit sie uns nicht mit ihrer Fäul-
niß die junge That verunglimpft.
V.6. Frankfurt, 3. Mai. Die oktroyirte Verfassung
ist von Berlin angelangt. In der heutigen Sitzung der Na-
tionalversammlung erklärte Gagcrn, daß er am heutigen Tage
wichtige Mittheilungcn der preußischen Negierung erhalten werde,
deren Inhalt der Berliner Ncichskommissär Baffcrmann ihm be-
reits vertraulicher Weise augedcutet habe. Die Mittheilungen
bestehen, wie wir aus guter Quelle wissen, in der Uebcrscn^
 
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