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mir diesen Zweck ganz zu erfüllen. Ich glaubte daher der
republikanischen Sache einen guten Dienst zu leisten, wenn ich
ihr in diesem Sinne ein Blatt gewinnen würde. Heidelberg,
inmitten zwischen jenen drei Staaten gelegen, schien mir der
geeigneste Ort dafür. So wandte ich mich an Dr Frick, den
Besitzer des hier erscheinenden Blattes //die Republik". Ich
muß es offen gestehen: Dr. Frick schien mir, nach Allem, was
mir von seinen Fähigkeiten als Redakteur on Oliak der Re-
publik bekannt war, nicht geeignet, den beabsichtigten Zweck
durchzuführen. Ich machte ihm daher den Borschlag, er möge
mir sein Blatt käuflich überlassen, damit ich durch die freie
und unbeschränkte Verfügung über dasselbe in den Stand ge-
setzt würde, meinen Plan zu verwirklichen und nicht genöthtgt
wäre, durch Gründung eines neuen Blattes ihm Konkurrenz
zu machen. Ich habe mich also an Dr. Frick gewendet, und
hier beginnt der Bericht, den er über die zwischen uns statt-
gehabte Verhandlung in No. 102 //der Republik" hat geben
lassen, mit der ersten Niederträchtigkeit: Er rheilt
nämlich, mit //Anführungszeichen" versehen, also angeblich
wörtlich, meinen Brief an ihn mit. Was er mittheilt, ist aber
nicht mein Brief, sondern ein untergeschovner,
verfälschter.
Mein Brief lautete wörtlich wie folgt:
Bürger Frick!
Von dem Centralausschuß der deutschen Demokraten be-
auftragt, im südwestlichen Deutschland eine Reihe von Maß-
regeln zur Organisation der demokratischen Partei auszuführen,
habe ich es für nöthig erkannt, ein demokratisches Journal,
wie es die Zwecke der Partei erheischen, für Südeutschland
hier in Heidelberg zu errichten. Ich habe Sie von diesem Be-
schluß seit etwa zwei Wochen in Kerintniß gesetzt. Sie wer-
den es erklärlich finden, wenn ich bei Ausführung desselben
nur mit Widerstreben in ein Verhältniß zu dem hier bestehen-
den und in Ihrem Besitz befindlichen Blatte //die Republik"
trete, welches die Existenz Ihres Blattes gefährden und viel-
leicht untergraben würde, ich meine das Verhältniß per Kon-
kurrenz. Ich habe Ihnen deßhalb gleichzeitig mit obiger An-
zeige Anerbietungen gemacht, bas Blatt aus Ihrer Hand käuf-
lich zu übernehmen, Anerbietungen, welche dem Urtheile aller
Sachkundigen nach, den äußersten Anforderungen entsprechen.
Sie haben mich leider bis heute ohne entscheidende Antwort
gelassen. Indessen habe ich es für nöthig gehalten — da das
neue Blatt der Partei, vom 1. Mai an erscheinen muß —
die Vorbereitungen dazu so weit zu treffen, daß dasselbe jetzt
an diesem Tage erscheinen wird. Ich halte es für meine
Pflicht, Ihnen dieses anzuzeigcn. Sollten Sie mich vor mei-
ner Abreise noch zu sprechen wünschen, so bin ich dazu mor-
gen früh nach 11 Uhr bereit, würde Sie aber bitten keine
spätere Zeit zu wählen, indem ich nicht dafür bürgen kann,
daß Sie mich morgen Abend noch hier antrcffen.
Heidelberg, 26. April 1849.
Hochachtungsvoll
Adolph Heramer
So glaubte ich vor meiner Abreise einen letzten Versuch
zu einer Vereinigung mir Dr. Frick machen zu müssen, und
die Art und Weise, in welcher, dieser geschehen ist, wird Nie-
mand anders als eine ehrenhafte nennen können. Dr. Frick
ließ mich ohne Antwort das neue Blatt erschien daher
am 1. Mai unter dem Titel: //demokratische Republik".
Ich hatte mich nach einem Drucker umgeschen, und erfahren,
daß^die Buchdruckerei Renner und Wolff vom 1. Mai an den
Druck des Frick'schen Blattes aufgcben würde. Da ich Eile
hatte, so zögerte ich nicht und schloß einen Vertrag mit kiesen
Bürgern zur Uebcrnahme meines neuen Blattes ab; das erste
Probeblatt erschien am 1. Mai. Es wurde gedruckt in der-
selben Druckerei, in der früher das Frick'schc Blatt erschien,
also natürlich mit denselben Lettern und — da alle übrigen
Einrichtungen in der Druckerei für ein Format, wie das des
Frick'schen Blattes vorhanden waren, und in der kurzen Zeit
nicht geändert werden konnten — behielt ich dieses Format

für das reue Blatt bei. Durch einen andern Titel, durch die
Bemerkung der Drucker Renner und Wolff in ihrer Erklärung
von No. 1. daß das neue Blatt //die demokratische Re-
publik" von der //Republik" verschieden sei; ferner, durch die
Aufschrift //Probeblatt", und endlich durch die Unterschrift
eines neuen Verlegers ist daS Blatt auf den ersten Blick
von der //Republik" Les Dr. Frick so verschieden, daß eine
Verwechslung unmöglich ist. Es wäre niederträchtige Vcr-
läumdung, zu behaupten, eine solche Verwechslung habe in
meiner Abficht gelegen.
Das Papier der //Demokratischen Republik ist mein Ei-
genthum und auf meine Rechnung mir geliefert. Und Dr.
Frick entblödet sich nicht, dieses Papier als sein Eigcnthum
anzusprechen!*)
Die Inserate der //demokratischen Republik" find
theils zur Ausnahme in dieses Blatt in die Druckerei geliefert,
thetls aus andern hiesigen Zeitungen, namentlich aus dem
//Heidelberger Journal" und der //Republik" abgedruckt. Das
letztere ist Gebrauch bei allen jungen Journalen und ist kein
Eingriff in das Eigenthum der andern Journale, denn der
Abdruck geschieht auf eigene Rechnung und ohne Anspruch
auf Vergütung. //Die Republik" des Dr. Frick selbst hat bis
zum letzicn Tage ihres Erscheinens in der Druckereiv.Renner
und Wolff täglich die größte Hälfte ihrer Inserate aus dem
//Heidelb. I." entlehnt.
Die Artikel in der //demokratischen Republik" No. 1 sind
— bis auf einen, aus der //N. Zt." entnommenen — Ori-
ginale oder Bearbeitungen, und die Behauptung des Frick'schen
Blattes, ich habe ihm Aufsätze //gestohlen", ist eine elende
Erfindung, um das junge Blatt, //die demokratische Republik"
zu verläumden. Eine »Erklärung" Lchlbach's wurde ausge-
nommen, weil der Partei der Dienst nicht durste versagt wer-
den, sie schleunig zur Entkräftigung der Negierung?umtriebe
für die Wiederwahl eines demokratischen Abg. in Weinheim
zu verbreiten.
Die Eingabe zur Erlangung des Postdebits bei der Post-
direktion >st Lurch die Bürger Nenner und Wolff besorgt
worden, und werden diese ihre Schritte verantworten.
DaS ist die Entwirrung jenes elenden Verläumdungs-
und Lügcnknäuls, den //die Republik" des Dr. Frick (angeb-
lich von ihm verfaßt), in ihrer neusten Numer gegen meine
Person und gegen das neu gegründete Blatt „die demokrati-
sche Republik" m die Welt wirft. So glaubt Herr Frick das
junge Unternehmen zu ruiniren. Er hat es schlau ausgedacht
oder ausoenken lassen, aber ich versichere ihn, es soll ihm
nicht gelingen. Jedoch — wer frech verläumdet, wird
es nie ohne einig en Erfolg thun. Ich habe es daher
für nöthig gehalten, für die, die mich nicht kennen, Len Zu-
sammenhang dieses Schandgewcbes zu veröffentlichen. Bei
meinen zahlreichen Freunden hier und in ganz Deutschland,
welche meinen Charakter kennen, bedarf es für mich gegen
solche Angriffe keines Wortes der Abbwehr. Ich werde mei-
nen Gang ruhig und ungestört verfolgen. Ich habe mein Le-
ben dem Kampfe für die Befreiung des Volkes gewidmet und
Werde mich in meinem Streben Lurch Nichts irren lassen.
Heidelberg, 2. Mai 1849.
_Dr. Adolph Hcxaurrr,
*) Frick's Papier sitzt nach wie zuvor in unsrer Druckerei; und
wer sich von der Lüge Frick's, wir hätten ihm sein Papier gestohlen,
überzeugen will, dem steht es jeden Augenblick frei,
Renner u. Wolff.
Aufforderung.
Wir ersuchen alle Arbeiten creine Badens, welche bisher
ihren Beitritt zu Lein allgemeinen deutschen Arbeiterbundc,
dessen Centralcoiniti: in Leipzig seinen Sitz hat, noch nicht er-
klärt Haden, uns so halb als möglich ihren Anschluß zu met-
Lcn, und zugleich ein genaues Namens-Vcrzeichniß der Mit-
glieder ihres Vereins zu senden.
Der Vorstand des Heidelberger-Arbeiterbildungs-Vereins.
Verantwortlicher Skcdactcur Heinrich Rctrig.
 
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