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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 1.1910

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IV. Kommunale Denkmalpflege
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Über die Möglichkeit der Erhaltung alter Städtebilder unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanforderungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29654#0441

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Erhaltung- alter Städtebilder.

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genannten Denkmäler übernehmen. Läßt sich doch damit so mancher Polizei-
sergeant sparen!

In Jena wollte man kürzlich die alte, in der Bahnhofstraße stehende
Spittelkirche (Ahb. 6), die zwischen der schauerlichen Baukastenarchitektur
Neu-Jenas wie eine
Oase in der Wüste
wirkt, abreißen, ob-
gleich die Fahrbahn-
breiten von 7,10 m
auf der einen und
gar 15,10 na auf der
anderen Seite selbst
die Hochfluten jenen-
sischenVerkehrs auf-
zunehmen, mehr wie
ausreichend sind.

Nur der Tatkraft
einiger Kunstfreunde
gelang es, das Bau-
werk zu erhalten,
welches freilich inmitten der Pflasterbahn der Straßengabelung immer etwas
isoliert dastehen wird. Hätte man früher seinen Wert erkannt, so hätte
man es wohl leicht zur Schaffung eines reizvollen Städtebildes benutzen
können, wie man es in Nürnberg bei der alten St. Peterskirche getan hat.
Dort hat man in sehr geschickter Weise bei Aufstellung des Bebauungs-
planes für Ablenkung des Verkehrs Sorge getragen und nur eine stille Neben-
straße mit lauschigen Plätzchen an dem Kirchlein vorbei geführt (Abb. 7
und 8). Bin ich recht unterrichtet, so hätte es eine frühere Fluchtlinien-
planung mit einer geradlinigen Straße durchschnitten und die vor Umarbeitung
des Bebauungsplanes bereits ausgeführte, auf Abbildung 8 deutlich erkenn-
bare Mietskaserne an
der Ecke der Regens-
burger Straße läßt
ahnen, welches Städte-
bild dann hier ent-
standen wäre.

Ich halte dieses
Beispiel in mehrfacher
Hinsicht für sehr lehr-
reich, zum Beispiel
auch dafür, daß man
sich vor der Abände-
Abb. io. Darmstadt, Straßendurchbruch vom Markt rung der noch auf
zur Blumenstraße. dem Papiere stehenden

früheren Fluchtlinien-
planungen nicht fürchten soll, sobald man deren Verbesserungsmöglichkeit
erkannt hat.

Daß übrigens nicht überall solcher Verkehrsfanatismus herrscht wie
in Jena, zeigt das Beispiel Freiburg i. Br. und Basels, wo man inmitten der

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Abb. g. Dresden, Straßendurchbruch vom Altmarkt
zum Pirnaischen Platz.
 
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