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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [22]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0131

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glaube» gerade diese» oder jenem Dichter
gewählt haben mag, welchem mau die
Fahrt iu de» Vennsbcrg zugetraut uud
augedichtet hat. Veraulassuug dazu kau»
möglicherweise eine historisch feststellbare
Persönlichkeit gegeben haben. So hat die
Faustsage in Maulbronn sich an einen
adeligen Herr», den Fnst von Stromberg,
angeklammert. Die ganze Tannhänser-Sage
ist, wie bemerkt wurde, eine Allegorie, wie
der Königssohn Orendel, welcher Scbiff-
brnch leidet und durch das Anlegen des
Gewandes Jesu Christi seine Seele rettet.
Wie in der Orcndelsage die Odyssee nach-
gcahint ist, so wurde für die Dichtung der
Gestalt des Tannhänscrs Homers Odyssee,
das sechste Buch der Aeneide und der
Orpheus-Mythus benutzt. Die Mystiker
wollten für den sittlichen Tod der Seele,
die von Gott sich trennt, ein anschauliches
Bild geben und dichteten so die Gestalt
des Tannhänser.
Nach dieser Voraussetzung läßt sich
auch der Name Tannhänser vielleicht ans
einfache Weise erklären. Nimmt man an,
daß das Mittelalter sich de» Eingang in die
Unterwelt, in die Hölle oder in den Venus-
berg oder in das Fegfcncr in einem dichten
Tannenholze dachte, so kommt man der
dianienS - Erklärung wohl etwas näher.
Daß jener Vorstellung entsprechende Deut-
lichkeiten mit Thann, Dahn, TanncnselS,
Tenncnbrvnn, Thannstein, Tanncnbach
(Tcnnenbach) n. a. bezeichnet wurden, ist
bekannt.
Die schwarze Farbe im oberen Teile
des Tanhnserschcn Wappens bezieht sich
ans de» finsteren Wald oder den schwarzen
Tannenfvrst, wie wohl jedem ersichtlich ist,
der den Eingang z» DanteS göttlicher
Komödie gelesen hat. Ebenso einleuchtend
ist die Vision des hl. Benedikt, der die
schwarze Weltkugel sah. In mehrere
Wappen wurde deshalb diese schwarze
Erdschcibc mit goldenem Sterne oder ohne
solchen in sei» bildlicher Bedeutung anfge-
»vmmen. In der Züricher Wappcnrollc
hat die Familie Teufel (Tnifel) die schwarze
Kugel in Gold und derjenigen von Heidcck
wud der Gold nnd Schwarz gespaltene
Schild beigelcgt. — Der hl. Paulus ge-
braucht auch ein ähnliches Bild sau die
Römer 13, 11 nox prnecessit, clies
nutem nppropnncpcmt). In Norddeulsch-

land heißt im Plattdeutschen cle Lcvnttn
(der Schwarze) der Teufel. Die schwarze
Straße in der Heraldik ist das Symbol
des menschlichen Lebens während der ir-
dischen Pilgerschast. Schon in der alten
Edda,verfaßt vonSämnndar 1056—1133,
heißt es: Es flogen drei Walkyrcn südlich
her vom Schwarzwalde.
lieber den Eingang in die Unterwelt,
die Vorhölle oder den Vennsberg finden
sich in den Mythologien, in den VolkS-
sagen und in verschiedenen Poesien man-
cherlei Angaben. Gewöhnlicb sind es alle,
d. h. ans sehr früher Zeit hcrstammendc
Begräbnisplätze oder auch natürliche Fel-
senhöhlen, in welche man -den Eingang in
die Vorhölle verlegte. Nicht selten wird
die Deutlichkeit, an welche man den Ein-
gang in die Hölle verlegte nnd wohin
auch nach dem Volksglauben die Ge-
spenster gebannt wurden, Heb sack ge-
nannt. So giebk es einen Hebsack bei
Freibnrg i. B., bei Berg in Schwaben,
bei Weiler in Württemberg, in Storzeln
bei Hechingen, bei Wilflingen unweit Rott-
wcil, bei Blotzheim im Elsaß, bei Schleit-
heim (Schaffhanse») und anderwärts. Franz
Joseph Mone leitet daö Wort Hebsack vom
irischen §inbtt—sacli Tannenwald ab. —
Daö Wort salUros kommt in der griechi-
schen Psalmenübersetznng Ps. 68, 14,
einmal in der Bedeutung von Unterwelt
vor. Auch in der deutschen Sprache am
Oberrhein wird das Wort Sack in ähn-
lichem Sinne gebraucht, z. B. in der
Redensart: Die Sonne geht im Sacke
unter, d. h. nicht hinter den Bergen,
sondern hinter den Wolke». Im Neu-
griechischen ist snlclvi soviel als Satanas.
Nach diesem Exknrsus glauben wir,
den Namen nnd das Wappen des Tan-
hnsers etymologisch und heraldisch von
dem Eingänge in die Vorhölle herleiten
zn dürfen.
Wie die Wappen mit schwarzen Quer-
balken in Gold, oder mit schwarz nnd
Gold geteiltem Schilde, wie diejenigen
von Lahr, Sachsen, Nietbcrg, Notberg
(Nou^emont), Schellenberg, Hcwe»,
Nenenbnrg, Lochenan n. a. entstanden
sein mögen, kann hier nicht untersucht
werden.
Unter Nr. 21 wird im Manesse-Codep
Bruder Eberhard von Sax nnd
 
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