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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Vor 100 Jahren: aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0020

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— u
zu führen und Abhilfe zu suche». Das
Komite fand unsere Reklamation ge-
recht, und machte deswegen eine Vorstel-
lung an den General en CUel Moreau
zu unser» Gunsten. Ich überreichte ihm
dieselbe persönlich; allein er tbat, was ich
voraussah: er verwies mich an das Komite
zurück, mit der Aeußerung, daß er sich
zum Grundsätze gemacht habe, sich nicht
in die innerpolitischen Angelegenheiten des
Landes zu mischen. Das Komite versprach
mir, meine Klage wegen dem Landvogt
zu Höchstäot an die pfälzische Landes-
direktion nach Neuburg zu bringen und
von dieser Stelle uns Abhilfe zu verschaffen.
— Den 14. August reiste ich von Augs-
burg ab, übernachtete in Wertingen, machte
mich von da den 15. August morgens
5 Uhr ans den Weg, las bei den Kapu-
zinern in Dillingen die heilige Messe und
traf um 10'/2 Uhr in Neresheim ein. —
Den 16. August hatten wir einen Be-
such von dem Chef der 46. Halb-Brigade
Jngenteant, der in Nördlingen sein Quar-
tier hat. In seiner Begleitung waren der
Kommandant des 3. Bataillons von der
nämlichen Halb-Brigade, Menu, der Herr
v. Bouwinghansen, seine Frau, der Herr
Pfarrer von Kleinnördlingen und einige
andere Offiziere. — Den 17. und 18.
August war die Kirchweihe und Nach-
kirchweihe wie sonst gehalten. Der Herr
Graf v. Fugger von Glött mit seinem
ältesten Sohne war am ersten Tage
unser Gast. — Den 19. August
machte Reichsprälat dem General Grand-
jean in Nördlingen einen Gegenbesuch.
Ich begleitete ihn. Grandjean und seine
Frau, die nun bei ihm ist, begegneten und
bewirteten uns mit ausgezeichneter Artig-
keit. In unserer Gesellschaft speisten:
der Herr Bürgermeister v. Tröltsch, der
Herr Oberforstmeister v. Schilling, der
Herr Or. Düttel und mehrere Offiziere.
Der Prälat hatte überall den Ehrenplatz.
Abends fuhren wir nach Neresheim zurück.
— Den 20.. August abends nach der
Vesper verfügte ich mich in Begleitung
des Herrn U. Superior und der Herren
Konventualen zu dem gnädigen Herrn,
um ihm zu seinem ElektionStage zu gratu-
lieren. Wir trugen auch bei dieser Gelegenheit
unfern Glückwunsch zu seinem Professions-
jubiläum nach, weil wir ihm denselben

am Tage selbst, nämlich den 4. Juli,
wegen seiner Abwesenheit nicht darbringen
konnten. Ich verehrte ihm im Namen
des Konvents einen schönen mit kostbarem
Email gezierten Kelch, den der Juwelier
Krumm in Augsburg zu diesem Zweck
verfertigt hatte. — Den 21. August: Die
Feierlichkeit wegen dem ElektionStage
und dem Professtonsjubiläum des Prälaten
war heute folgendermaßen gehalten: Um
9 Uhr hielt ich ein feierliches Amt cum
clinconis. Zn Mittag speisten wir alle
im Konvent iunctis tnbulis. Um 2 Uhr
war die Vesper und Komplet gehalten.
Um 4 Uhr wurde im oberen Saale die
Kantate abgesungen, zu welcher unser ?.
Benedikt Holland den Text und Gregor
Bi hl er in Bozen die Musik gemacht
hatten, und welche für das ProfessionS-
jubilänm des Prälaten bestimmt war. Um
eben diese Zeit kamen der General
Grandjean, seine Frau, der General Gyot,
der Ordonateur Noury und mehrere
französische Offiziere und andere fremde
Gäste, welche der Kantate mit Wohl-
gefallen beiwohnten. Abends speisten der
Prälat, die Gäste und einige Herren von
uns im Tafelzimmer, die übrigen Herren
aber, wie zu Mittag im Konvente.
Grandjean und seine Suite, zu der unter
der Tafel noch der General Marcognet
und nach der Tafel der General Perrin
mit einigen Offizieren kamen, blieben über
Nacht bei uns. Auch der Oberstsorst-
meister v. Schilling und der Oberjäger-
meister v. Löwenfeld waren von dieser
großen Gesellschaft. Den ganzen oberen
Gang aber nahm der Graf Fugger von
Glött ein, der mit allen seinen Kindern
»nd seiner ganzen Dienerschaft, auf seiner
Heimreise von seiner Emigration hier über-
nachtete. — Den 22. August morgens
5 Uhr brach die ganze Gesellschaft, die
hier übernachtet hatte, auf, um ans die
Jagd zu gehen, welche in dem Nattheimer
Forste angestellt werden sollte. Auch ich
mußte bei der Partie sein. Wir machten
sechs Triebe. Am ersten schoß General
Grandjean einen Hirsch und im letzten
Herr Schilling einen Hasen. Sonst ward
nichts geschossen. De» Hirsch schickte
General Grandjean ins Kloster. Nach
den drei ersten Trieben hielten wir im
Wald eine kalte Küche, welche Herr von
 
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