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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Aus den Tagen der Regentschaft in Württemberg: (die Anwesenheit und Mission des Marquis d'Argens am Stuttgarter Hofe i. J. 1741)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0039

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sie» Grade unbehaglich, ja unglücklich und
konnten die Stunde ihrer Abreise von da nicht
erwarten, was alles des Langen und Breiten
mit der drastischen Korrespondenz der Prin-
zen bei Dizinger, Beiträge, 2. Heft in
dem Kapitel über „Erziehung und Schick-
sal der Prinzen ec. während der Landes-
verwaltnng des Herzogs Friedrich Karl
von Württemberg-Oels", S. 41 —108 und
S. 128—138 (womit die Berichte der
Grafen v. Götter und v. Podewils bei
Stark, „Fürstliche Personen des Hauses
Württembergs ec." in den würltembergischen
Jahrbüchern von 1875, S. 40—43 zu
vergleichen) nachznlesen ist.
Hardenberg, welcher mit außeror-
dentlichem Geschicke und sicherem Blicke
diese, die kühnsten altwürttembergischen Er-
wartungen übertreffende Hinwendung der
Dinge eingeleitet, durfte seine Lebensauf-
gabe nicht mehr in Erfüllung gehen sehen;
schon im Jahre 1755 zum zweitenmale
durch den jungen gewaltthätigen Herzog
Karl aus württembergischen Diensten ge-
trieben und seitdem nicht mehr im Lande,
welchem er unleugbar so vieles gethan
und welchem er von wegen seiner ganz
besonderen Perhorrescenz vor allem Katho-
lischen so wohl angestanden, welchem er
übrigens auch für die Zukunft im Geiste
nicht ferne blieb, hatte er, nachdem er in
der Zwischenzeit (1756—1761) sein Glück
bei einem weiteren Herrn, dem Landgrafen
Wilhelm VIII. von Hessen'Kassel gesucht,
aber wieder nicht gefunden und schließlich
noch in hannoversche Dienste übergetreten
war, im Jahre 1768 zu Hannover das
Zeitliche gesegnet. Seiner das ganze Leben
hindurch bethätigten Gesinnung gegen den
Katholizismus ist er aber bis auf seine ^
letzten Augenblicke unerschütterlich treu
geblieben und hat er auch in seiner letzten
Willensverordnnng deutlichen Ausdruck ge-
geben, in welcher eine eigene Klausel aus-
drücklich jeden römischen Katholiken von
der Erbschaft ausschloß, was freilich nicht
hindern konnte, daß später zwei seiner
Großneffen Karl und Anton v. Harden-
berg (wie man sagt ohne eine Ahnung von
dieser Bestimmung zu haben)° zur kathv-
lischenKirche übertraten! — Nicht lange stand
es an, so folgte i. 1.1771 auch d'Argens,
welcher in Berlin alsbald nach seiner
Itcbersiedlnng von Stuttgart sich festzn-

setzen verstanden, nach und nach von Stufe
zu Stufe gestiegen und sich schließlich —
wohl zum Danke für sein gelungenes di-
plomatisches Debüt am Stuttgarter Hofe
— als Direktor der Künste eine bleibende
hohe Stellung zu schaffen gewußt und nur
in den letzten 3 Jahren leidender Gesund-
heit halber die Sonne und die milden
Lüfte seiner provenzalischen Heimat an der
Niviera zu Toulon ausgesucht hatte, im
gleichen Lebensalter dem ihm sonst so un-
gleichen Hardenberg nach. Beider
Lebenswege, welche sich einst kurz am
Stuttgarter Hofe gekreuzt, waren seit dieser
Begegnung weit auseinander gegangen und
hatten sich gar verschiedenartig gestaltet.
Der eine, ein deutsches Landeskind aus
altem/ edlem Stamme, nach kurzem Jugend-
rausche und der üblichen KavalierStonr
verhältnismäßig bald zum gesetzten Manne
geworden, ein entschiedener Charakterkops
von protestantischer Glanbensstarre, ein
vorzüglicher, fleißiger und gewissenhafter
Beamter, namentlich ein ausgezeichnetes
Verwaltungstalent von großer Arbeitskraft
— hatte trotz dieser vielen hervorragenden
Eigenschaften im Herrendienste kein be-
sonderes Glück gehabt, ja einigemale rechten
Undank erlebt, — vielleicht weil er, eine
weniger schmiegsame und conciliante Natur,
sich seinen Herren nicht immer angenehm
zu machen wußte und zu Willen war,
vielmehr das, was er einmal sich vorge-
nommen und für richtig erkannt, selbst
wenn es oben nicht gefiel oder Wider-
spruch erfuhr, vertrat — und im Dienste
eines Kleinstaates geendet, ohne es hier
zu einer Bedeutung gebracht zu haben
und vermißt worden zu sein. Auch von
dem großen Friedrich, für welchen H a r-
denberg roch mehr als mancher andere
arbeitete, war er nicht weiter beachtet, son-
dern eben benützt »nc> nicht gewürdigt
worden, in dessen unmittelbare Dienste ge-
zogen zu werden, wohin sein Ehrgeiz
eigentlich strebte; abgesehen davon, daß es
einmal Hardenberg, als er der durch
den König im Jahre 1744 vom Schatten-
kaiser Karl VII. ansgewirkten Mündig-
keitserklärnng des erst 16 Jahre alten
Herzogs Karl sich mit Grund, wenn auch
ohne Erfolg widersetzte, widerfuhr, den Un-
willen Friedrichs d. Gr. zu erregen,
mag letztere»!, welcher dafür im Umgänge
 
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