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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Mone, Fridegar: Bemerkungen zur "Christl. Ikonographie", [13]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0051

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heiligen Messe. Es ist deshalb derselbe
als Sinnbild oder Emblem der Anbetung
des sakramentalen Christus zu betrachten.
Den Beweis dafür, das; das Bild
Christi am Kreuze mit Maria und Jo-
hannes Symbol für die transsubstmirtiatio
in der heiligen Messe ist, findet inan
darin, daß bei dieser bildlichen Dar-
stellung, besonders in den Apsiden der
ältesten römischen Kirchen, Bildwerke an-
gebracht sind, welche direkt nur ans die
heilige Messe, nicht auf die Hinrichtung
Jesus von Nazareth Bezug haben, wie
z. B. der Berg mit de» vier Quellen, die
trinkenden Hirsche, die Engel, welche das
Blut auffangen, die sieben Tauben ans
dem KrenzeSstamme (Gaben und Gnaden
des heiligen Geistes), das grüne Gewand
des hl. Johannes (als Priester), der
Sck'ädel oder das menschliche Gerippe
am Fuße dcö Kreuzes (commemorntio
pro vivis und pro ckelemctis) in der
heiligen Messe. Auch hat man den
menschlichen Schädel und das Gerippe am
Fuße des Kreuzes so gedeutet, daß Christus
am Kreuze Richter über die Toten und
Lebendigen sein wird.
Es ist jedem Beschauer eines Kreuzes,
an welchem Christus hängt, einleuchtend,
daß cs sich hier nicht um ein historisches
Bild, d. h. um ein biblisches Genre oder
Historiengemälde handeln kann. So sind
z. B. die Engel, welche in Meßkelchen das
Blut Christi anffangen, gewiß nicht historisch,
sondern nur symbolisch, weil durch den
Tod Christi am Kreuze der Wein im Meß-
kelche in sein Blut in der heiligen Messe
verwandest wird. Ebenso sind die ans,
Kreuz genagelten abgeschnittenen Hände
und Füße Christi nicht historisch, sondern
nur Symbol für die fünf Wundmale.
Man muß also unterscheiden und festhalten,
daß alle biblischen Historien- und Genre-
bilder, welche die Kreuzigung nach dem
Berichte der Evangelisten darstellen, mit
dem Symbol des sakramentalen Christus
und dem Kanon der heiligen Messe eigent- !
lich nichts zu thun haben. Die ersteren
gehören in die Geschichte der biblischen
Malerei, die letzteren in die christliche
Ikonographie. ,
Ebenso verhält es sich mit dem soge-
nannten Veronikabild, oder volto snnto,
oder Schweißtnch und dem Abgarnö-Bilde. j

Das sind keine historischen Bilder, ja man
kann sie eigentlich nicht einmal biblische
Bilder nennen, weil im Berichte der vier
Evangelisten nichts davon vorkommt. Schon
die Stelle am Altäre, wo man das
Schweißtnch oder Veronikabild (volto
santo, iacies salvatoris), Antlitz Christi, im
16. Jahrhundert verwendete, beweist, daß
das Bild nur ein Symbol für den Platz
war, wo das Sanktissimnm ausgestellt
wurde. In der Mitte der Predella oder
auch auf der Rückseite des Altars, der
Mitte der Predella entsprechend, hat mau
das Schweißtuchbild abgebildet, weil darüber
das Allerheiligste exponiert wurde. Gegen
Ende des 15. und im Anfänge des 16.
Jahrhunderts wird bei den Sakrament-
häuschen als Relief das Verouikabild ver-
wendet. Es geht daraus hervor, daß
dieses Bild als Symbol des Allerheiligsten,
d. h. des heiligen Altarsakramentes, galt
und die Gegenwart des Sanktissimnmö
anzeigen sollte.
Ein großer Teil desjenigen, was Detzel
Seite 71 — 95 über „Gott den Sohn" ge-
schrieben hat, gehört strenge genommen
nur in eine Geschichte der Porträtmalerei
und speziell in die biblische Malerei der
Jdealporträts. Mit der christlichen Ikono-
graphie haben die von Griechen gefälschten
Bildnisse von Christus eigentlich nichts
zu thun. Aus einer. Andacht sind solche
Porträts Christi nicht hervorgegaugen, son-
dern sie entstanden in der Absicht zu täu-
schen oder aus Habsucht. Sie können
beim Beschauer, beim Volke oder bei ein-
zelnen Individuen eine andächtige Stim-
mung Hervorrufen. Insofern ist es lobens-
wert von dem Verfasser, daß er die Ent-
stehung der gefälschten Porträts kritisch
besprochen hat.
Der „jugendliche bartlose oder der
bärtige JdealtypuS" von Christus, von
welchem Detzel I, Seite 80- 84 handelt,
ist in den meisten Fällen wie das Abgarns-
bild Symbol der Gegenwart Christi im
heiligen Altarsakramente. Denselben Sinn
und dieselbe Bedeutung hat das Miseri-
cordia-Bild in der Gregorianischen Messe
oder allein dargestellt. Es sind keine
Jdealporträts von Christus, sondern Sym-
bole des sakramentalen Christus und des
Leidens und Sterbens des Gottmenschen.
In dieselbe Klasse, in welche man die
 
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