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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0054

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gegenwärtigen zusehenden Jaunern beinebens
ms Angesicht schnalzend und sagend: „So
mußt ihr's machen! Ein solches Courage
müßt ihr haben, ihr Letfrcyni j?)!" Diese
erschreckliche That wurde gleich ruchbar,
die Mörderin samt ihren complicibus ein-
gcfangen und nach Buchloe überführt, um
allerdorten den verdienten Lohn zu em-
pfangen. Dieses ist ungefähr letzten Oktober
geschehen. — In der vorderösterreichischeu
Donanstadt Ehingen a. D. ist dieser
Tage, nämlich den 7. Dezember, auch ein
reicher Färber, weilen er seine leibliche
Tochter imprägniert, auch selbige schon
vorher zwenuale geschwängert haben soll,
justifiziert worden, was sie, die Tochter,
post psrtum ebenfalls zu gewarten hat.
— Sonsten hörte man zu Ende des No-
vember und Anfang Dezember immerdar
vom Stehlen, Rauben und Einbrechen rc.,
welches also der Effekt des letzthinigen
Kreisschlusseö ist, vermöge dessen alle fremden,
ausländischen umvagierenden Bettler und
Lumpengesindel abandonniert werden, hin-
gegen aber jede Herrschaft ihre eigenen
armen Leute verhallen, der jür jedes Dorf
konstituierte Bettelvogt aber keine anderen
Fremden passieren lassen solle.
1752. Verwichenen Fastnachissonntag
den 13. Februar geschah folgender Dieb-
stahlin dem Sch.schenPfarrdorfeMichel-
w in nendenj^GroßwinnendeuimGegen-
satz zu Kleinwiunenden) im Mesnerhaus.
Es kam nämlich unter dem vormittägigen
Gottesdienst ein Kerl mit einer Pfauen-
feder auf dem Hut in ersagtes Mesner-
haus, und weil er sah, daß niemand denn
zwei kleine Kinder von 6 und 7 Jahren
daheim waren, sagte er ihnen, daß er ein
Hochzeitlader wäre und den Vater nach
Sch. auf die Hochzeit laden wolle, und
wenn er aus der Kirche komme, sollen sie
ihm nur sagen, er möge für ihn auch zu
Mittag kochen lassen, er werde wieder zu-
rückkehren und dann auch mitesseu. Nach-
dem wollte er nach dem Hauswesen sehen,
ging die Stiegen hinauf, in die Kammer
hinein, und weil der Schlüssel am Trog
steckte, nahm er bei 40 fl. Geld und Geldes-
wert heraus und machte sich damit ans
dem Staube. Als nun aber auf Erzählen
der Kinder der Hochzeitlader um 12 Uhr
nachmittags immer nicht erschien, wurde dem
Mesner die Sache suspekt und visitierte er

daher seine Kammer und den Trog und
erfuhr mithin den Betrug und Diebstahl.
Die Sache wurde im Dorfe kündbar und
n. a. auch des Kerls Kleidung und Auf-
zug im Wirtshaus vor de» Spielleuten
beschrieben, worauf ersagte Spielleute gleich
sagten: „Was gili's, es ist das Schncider-
büischl, welchem wir vorige Tägzu Schwein-
hansen ausgemacht." Auf dies hin ritten
gleich zwei Schwäger vom Mesner Schwein-
hausen zu und frugen diesem Schneider-
bürschl nach. Weile man ihnen aber sagte,
daß das verdächtige Subjekt sich nach
Biberach, um alldort einzukanfe», begeben,
warteten die zwei Reitenden selbigem auf
den Dienst, bis er in Schweinhausen wie-
derum eingetroffe»; und weil der eine Reiter,
sobald er denselben erblickt, dasjenige ge-
färbte Schnupftuch wahrgenommen, so der
Schneiderbürschl des windigenWetters halber
um den Kopf gebunden hatte, so haben sie
ihn mit Hilfe der Schweinhauser gleich
attrapiert, arrestiert, ausgesucht und alles
Geraubte glücklich bei ihm gefunden. Er
wurde daher gebunden nach Osterhofen
(Dorf in der Grafschaft Waldsee im Ge-
richt Haisterkirch, woselbst sich damals die
gräfliche Waldseesche Fronfefte und Hof-
gericht befand) geführt und daselbst ein-
gelegt. Die gestohlenen Sachen wurden
verpetschiert und dem Oberamt Wolfegg-
Waldsee einbehäudigt, welches dann ans
geschehenes Neqnisilionsansnchen dem be-
stohlenen Mesner alles bis auf ungefähr
6 oder 7 fl., so der Schelm schon durch-
gebracht hatte, in Gnaden restituierte.
Um dieselbe Zeit hat man in Sch. einen
Spitzbuben, so ein Lutheraner aus Würt-
temberg und unserem Müller verschiedene
Sachen gestohlen, kreuzweis geschlossen ein-
gebracht. Der Müller hatte denselben ver-
folgt und endlich in der (ca. Stunden
von Sch. gelegenen) Schwaigfurter Mühle
attrapiert. Außerdem lag schon etliche
Wochen noch ein anderer solcher Dieb,
auch ein Lutheraner und aus dem Würt-
tembergischen, in Sch. puncto kurti inne,
welcher, wie es scheint, bald uci uitioru
promoviert werden dürfte.
I» Marchthal (— Obermarchthal im
Gegensatz zu Untermarchthal, gewöhnlich
aber bloß March thal genannt, mit Sch.
enge befreundetes Prämonstratenser-Neichs-
stist) kam dieses I. ein gwisser Nventnrier,
 
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